Cato 11 - Die Garde
entwickeln könnte. Sie ist dir entglitten, hab ich recht ?«
Narcissus gab keine Antwort, und es herrschte angespannte Stille, bis er sich schließlich räusperte.
»Wie ich schon sagte, du kannst deine wilden Spekulationen nicht beweisen .«
»Doch, wenn Septimus verhört wird. Er war dein Mittelsmann. Er wusste genauso viel wie du über die Liberatoren. Er war sogar mehr als dein Mittelsmann, er war deine rechte Hand .«
Narcissus lächelte. »Zufällig ist er noch mehr als das, Cato. Septimus ist mein Sohn. Glaubst du wirklich, er würde mich verraten? Aus diesem Grund habe ich ihn in diese Position gebracht. Zumindest auf ihn kann ich mich verlassen .«
»Dein Sohn ?« , sagte Cato überrascht, dann nickte er. »Das erklärt manches. Aber auch ein Sohn kann seinen Vater verraten, wenn man die richtigen … Mittel zur Überredung einsetzt. Ich würde mich nicht darauf verlassen, dass Septimus den Mund hält .«
»Und du kannst dir nicht sicher sein, dass er sich gefangen nehmen lassen würde. Entweder er würde sich selbst das Leben nehmen, oder er würde jemanden damit beauftragen, das für ihn zu erledigen .«
Cato krampfte sich vor Widerwillen der Magen zusammen. »Das würdest du nicht tun .«
»O doch. Glaubst du, ein Mann mit meiner Herkunft könnte es zu etwas bringen, wenn er nicht alle moralischen Prinzipien dem Eigennutz opfern würde? Na ?«
Für einen kurzen Moment verlor Cato die Fassung. »Bei den Göttern, du bist ein Ungeheuer … «
Narcissus schüttelte den Kopf. »Ich diene dem Kaiser und habe die Aufgabe, ihn um jeden Preis zu schützen. So ist das .«
Nach kurzem Schweigen fuhr der kaiserliche Bedienstete fort: »Ihr werdet mich vielleicht verachten für das, was ich jetzt sagen werde .«
»Nein « , warf Macro ein. »Das tun wir bereits .«
Narcissus musterte ihn kalt. »Wie dem auch sei, bevor ihr mich verachtet, solltet ihr wissen, worum es geht. Ich allein stehe zwischen der Ordnung des Reiches und dem Chaos. Das ist der Inhalt meines Lebens. Da gibt es keinen Raum für die feinen Unterscheidungen, die Soldaten wie ihr für so wichtig erachten .« Er lächelte höhnisch. »Ich glaube, ihr solltet besser zur Armee zurückkehren. Eure Moral ist zu gefährlich, um euch hier in Rom zu behalten, denn sie bedroht alles, wofür ich stehe … «
Cato schloss die Augen und bezähmte seinen Abscheu. Als er die Augen wieder öffnete, weigerte er sich, Narcissus anzusehen, und wandte sich stattdessen Macro zu. »Ich glaube, ich habe mich weniger beschmutzt gefühlt, als ich in der Cloaca Maxima bis zum Hals in der Scheiße gesteckt habe. Er hat recht, Macro. Wir sollten von hier verschwinden. Rom verlassen. Zur Armee zurückkehren .«
Sein Freund nickte und erhob sich. »Meine Rede. Gehen wir .«
Cato stand auf und sah ein letztes Mal Narcissus an. »Du wirst dafür sorgen, dass wir unsere Posten bekommen. Dann behalten wir unser Wissen für uns. Niemand erfährt etwas .«
»Einverstanden « , sagte Narcissus. »Und da dies euer erklärter Wunsch ist, werde ich euch mit Freuden … nach Britannien schicken. Die Eingeborenen werden sich über eure Rückkehr sicherlich freuen .«
»Ist mir recht « , entgegnete Cato. Mit einem kurzen Blick auf Macro drehte er sich um und verließ als Erster das Büro des kaiserlichen Sekretärs. Ihm drehte sich schier der Magen um. Sie schwiegen, bis der Palast hinter ihnen lag und sie auf die betriebsame Via Sacra gelangten, die durch Roms Mitte führte.
»Glaubst du, er wird sich an die Abmachung halten ?« , fragte Macro.
»Das wird er. Es ist in seinem Sinne, wenn wir möglichst weit weg sind. Außerdem wird er keine Zeit haben, uns im Auge zu behalten. Dafür wird er zu sehr mit Pallas beschäftigt sein .« Cato überlegte kurz. »Ich glaube nicht, dass er sich noch lange halten wird. Ich denke, er ist da auf jemanden gestoßen, der ihm ebenbürtig ist .«
»Gut, dass wir ihn los sind .«
Cato schaute seinen Freund an und lachte humorlos. »Narcissus fällt, Pallas steigt auf, und alles ist, wie es war. So wird es kommen .«
»Na und? Wir sind dann weit weg. Dort, wo wir hingehören .«
»Du meinst, in Britannien ?«
»Warum nicht? Dort ist im Moment am meisten los .« Macro klatschte vor Vorfreude in die Hände. »Denk mal darüber nach, mein Junge. Da gilt es, Schlachten zu gewinnen und Beute zu machen, und Narcissus, diese ekelhafte Schlange, ist sehr weit weg. Außerdem haben wir noch das kleine Vermögen, das Sinius uns gegeben hat.
Weitere Kostenlose Bücher