024 - Lebendig begraben
VAMPIR INFORMIERT
Horror im Film – 4
Horrorfilme 1973
Ein Teil der Verleihfirmen Deutschlands hat das Filmprogramm für die neue Saison bereits vorgelegt, und ich kann Ihnen einen ersten Überblick auf das Angebot geben. Naturgemäß werden aufgrund des geschäftlichen Erfolges des einen oder anderen Films eine Unzahl Nachfolger mit ähnlichen Themen in die Kinos gebracht. Meist sind sie wesentlich schlechter und wohl auch selten so erfolgreich wie der kopierte Vorgänger. Im Western reitet man weiter au der primitiven Welle, und die müden Späßchen der „Helden“ in „Halleluja“, „Himmel“ und „Hölle“- Hits werden die Saison wohl kaum überstehen, selbst wenn Geschmack und Geduld des Publikums sich immer als sehr strapazierfähig erweisen. Aber mit den Streifen aus „China“ (gedreht in Hongkong), Abenteuerfilme wie gehabt, nur mit einer Überdosis Brutalität angereichert, dürfte schon die Nachfolgewelle gefunden sein, und unsere Kinos werden diese Filme bis zum Überdruss anbieten. In unserem speziellen Genre sieht es momentan noch nicht sehr viel versprechend aus, obwohl noch das Programm einiger speziell auf Horror ausgerichteten Verleihfirmen aussteht.
Die erfolgreichsten Horrorfilme der vergangenen Saison waren BEN und DIE NACHT DER REITENDEN LEICHEN. Besonders für den letzteren Film sind schon einige Titelnachfolger angekündigt. So erwartet uns die Fortsetzung in der spanischen Produktion DIE RÜCKKEHR DER REITENDEN LEICHEN, und der neue Hit von Mario Bava kommt als DIE JAGD DER LEBENDEN LEICHEN in unsere Kinos. Zum aktuellen Thema Umweltschutz nimmt der amerikanische Film FROGS mehr oder weniger überzeugend Stellung, und in RABBITS sind es zu gigantischer Größe mutierte Wildkaninchen, die einen US-Staat terrorisieren.
Spanien zeigt sich in letzter Zeit auf dem Gruselfilm-Sektor recht rührig. Mit CANIBAL MAN startet ein Film, dem der Ruf einer gewissen Qualität vorausgeht, wurde er doch beim Horrorfilmfestival von Paris mit einem Preis ausgezeichnet. Routinier Vincent Price führt uns in ein THEATER DES GRAUENS (Theatre of Blood) und dürfte zumindest in seiner Person alles für die erwartete Gänsehaut tun. Auch Adrian Hovens Produktionsmischung aus Sex und Sadismus sollte wieder sein Publikum finden, denn mit HEXEN, GESCHÄNDET UND ZU TODE GEQUÄLT setzt er uns bereits den vierten Aufguss dieser Thematik vor.
Um einen Fluch aus der Vergangenheit, der sich in der Gegenwart beinahe erfüllt, geht es in dem italienischen Film DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES. Die beiden deutschen Schauspieler Nadja Tiller und Horst Frank sind in diesem archäologischen Thriller mit von der Partie. Ansonsten ist nur noch zu vermerken, dass im Herbst der neue James Bond LEBEN UND STERBEN LASSEN (To Live and let Die) anlaufen wird, wobei die Titelrolle von Roger Moore (Simon Templar) übernommen wurde. In einigen Wochen liegt auch das Verleihprogramm der jetzt noch nicht berücksichtigten Firmen vor, und ich werde Ihnen ausführlich darüber berichten. Hoffentlich sind dann etwas mehr Filme des SF- und Horrorgenres zu melden.
Manfred Knorr
Aus dem Film „FROGS“ (Foto: CS-Film)
Lebendig begraben
Vampir Horror Nr. 24
von Hugh Walker
Er lag im Sarg, aber er war nicht wirklich tot. Er hörte die Stimmen der Freunde und Bekannten, die an seinem Grab standen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Da packte ihn die Angst, lebendig begraben zu werden. Er wollte sich aufbäumen, aber gegen die Starre seines Körpers war er machtlos. Nur sein Geist wurde merkwürdig klar. Er wusste, dass ihn jemand ermordet hatte, und plötzlich erinnerte er sich an den Mörder. In diesem Moment begann er zu schreien …
Ganz nah waren die Stimmen, und sie hallten wider in meinem Schädel wie in einem riesigen Gewölbe. Jemand weinte. Das war Millie. Warum weint sie? dachte ich verwundert. Ich versuchte, die Augen zu öffnen, aber das misslang. Bestürzt wollte ich etwas sagen, irgendetwas Tröstliches, aber ich schaffte auch das nicht. Ich lag – gelähmt, vollkommen gelähmt – und Millie wusste das augenscheinlich bereits.
Einen Augenblick kämpfte ich gegen die Panik an, doch dann sagte eine andere Stimme etwas, das mich innerlich erstarren ließ:
„Du musst stark sein, Millie. Komm jetzt! Sie schließen den Sarg.“
Den Sarg! durchzuckte es mich. Mein Gott, sie hielten mich für tot!
„Ja“, murmelte
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