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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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höchst einfältig oder das gerade Gegenteil, und ich sehe, ich muß vertraulicher mit Euch reden«, sagte er schließlich. »Das hier ist ein politischer Fall, – ja, ja, ein politischer Fall, Mr. Balfour! – ob wir es nun wollen oder nicht – und ich zittere, wenn ich seine möglichen Folgen bedenke. An einen politischen Fall gehen wir – das brauche ich einem jungen Manne von Eurer Bildung wohl kaum erst zu sagen – mit ganz anderen Gedanken heran als an einen rein kriminellen. Salus populi suprema lex, das ist ein Maxim, das wir sonst nur in den Gesetzen der Natur wiederfinden: ich meine, es besitzt die Kraft der Notwendigkeit. Ich will Euch das, mit Verlaub, näher erklären. Ihr wollt mir weismachen – « »Verzeihung, Mylord, ich will Euch nur glauben machen, was ich beweisen kann«, unterbrach ich ihn. »Pah, pah, junger Herr!« lautete seine Antwort, »seid nicht gar so pragmatisch und erlaubt einem Manne, der Euer Vater (wenn nicht Euer Großvater) sein könnte, seine eigene, unvollkommene Redeweise zu gebrauchen und seine eigene bescheidene Meinung zu sagen, selbst wenn sie das Unglück hat, mit Mr. Balfours nicht übereinzustimmen. Ihr wollt mir einreden, daß Alan Breck unschuldig ist. Ich würde das, an sich, für unwichtig halten, zumal wir des Mannes nicht habhaft werden können. Doch die Frage nach Brecks Unschuld ist von weittragenderer Bedeutung. Würden wir seine Unschuld zugestehen, so wäre damit zugleich unsere ganze Anklage gegen einen zweiten und ganz andersartigen Verbrecher hinfällig geworden, gegen einen Mann, der alt und grau geworden ist in Hochverrat, der bereits zweimal die Waffen gegen seinen König ergriffen hat und zweimal begnadigt worden ist, gegen einen Volksaufwiegler und gegen den eigentlichen Anstifter der Tat (ganz gleich, wer den Schuß abfeuerte). Ich brauche Euch nicht erst zu sagen, daß ich James Stuart meine.«
    »Und ich kann nur genau so offen erklären, daß Alans und James' Unschuld der Grund ist, weswegen ich privatim vor Eurer Lordschaft stehe, und daß ich, wenn nötig, bereit bin, sie in der öffentlichen Verhandlung durch meine Zeugenaussage zu beweisen.« »Worauf ich nur mit der gleichen Offenheit antworten kann, Mr. Balfour,« entgegnete er, »daß ich Euch (in diesem Falle) nicht als Zeuge aufrufen werde und Euch hiermit ersuche, Eure Auslagen in toto für Euch zu behalten.« »Ihr seid ein Oberhaupt der Justiz dieses Landes,« rief ich, »und Ihr schlagt mir ein derartiges Verbrechen vor?« »Ich bin ein Mann, der mit beiden Händen die Interessen dieses Landes pflegt,« erwiderte er, »und überrede Euch lediglich zu einer politischen Notwendigkeit. Vaterlandsliebe ist nicht durchwegs moralisch im formalen Sinne. Ihr solltet Euch eigentlich darüber freuen; die Indizien sprechen stark gegen Euch, und wenn ich mich noch immer bemühe, Euch von einem überaus gefährlichen Schritt zurückzuhalten, so geschieht das teils Eurer Ehrlichkeit wegen, hierherzukommen, für die ich nicht unempfänglich bin, und teils wegen Pilrigs Brief; in der Hauptsache aber, weil ich in dieser Sache an erster Stelle meine politische Pflicht und erst an zweiter Stelle meine Pflicht als Justizbeamter berücksichtige. Aus dem nämlichen Grunde – ich wiederhole es mit denselben ungeschminkten Worten – will ich Eure Aussagen nicht.« »Ich möchte nicht als fürwitzig erscheinen, wenn ich lediglich unsere beiderseitige Position kennzeichne«, entgegnete ich. »Aber ob auch Eure Lordschaft Aussage nicht brauchen können, glaube ich doch, daß die andere Partei sich sehr darüber freuen würde.« Prestongrange erhob sich und begann, im Zimmer auf und ab zu schreiten. »Ihr seid nicht so jung, daß Ihr Euch nicht genau des Jahres '45 erinnern könntet und des Schreckens, der damals im ganzen Lande herrschte. Aus Pilrigs Brief ersehe ich, Eure kirchlichen und politischen Anschauungen sind gesund. Wer hat sie in jenem verhängnisvollen Jahr gerettet? Ich denke dabei nicht an Seine Königliche Hoheit und an seine Ladestöcke, obzwar sie seinerzeit sehr nützlich waren. Das Land wurde gerettet und die Schlacht gewonnen, bevor noch Cumberland nach Drummossie kam. Wer hat es gerettet? Ich frage Euch noch einmal. Wer hat die protestantische Religion und den gesamten Bau unserer bürgerlichen Institutionen gerettet? An erster Stelle der verstorbene Lord Präsident Culloden; er handelte wie ein Mann, und der Dank, den er dafür erntete, war gering, so wie ich, den Ihr hier vor Euch

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