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Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Anita Blake 04 - Giergige Schatten

Titel: Anita Blake 04 - Giergige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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    Es war vierzehn Tage vor Weihnachten. Für Totenerwecker eine geruhsame Zeit. Vor mir saß mein letzter Klient für diesen Abend. Neben seinem Namen hatte keine weitere Notiz gestanden. Nichts, was mir sagte, ob ein Toter zu erwecken oder ein Vampir zu pfählen war. Kein Wort. Was wahrscheinlich bedeutete, dass ich zu dem, was er von mir wollte, entweder nicht in der Lage oder nicht bereit sein würde. Die Vorweihnachtszeit war, ohne witzeln zu wollen, immer ziemlich tot. Bert, mein Boss, nahm jeden Auftrag an, der uns angeboten wurde.
    George Smitz war ein großer Mann, gute eins fünfundachtzig. Er hatte breite Schultern und kräftige Muskeln. Nicht solche, die man durch Gewichtheben und Hallenjogging bekommt. Muskeln, die sich durch Schwerstarbeit entwickeln. Ich hätte um Geld gewettet, dass Mr Smitz Bauarbeiter oder Farmer oder Ähnliches war. Er war groß und schwer und hatte Schmutz unter den Fingernägeln, an den keine Seife mehr herankam.
    Er saß vor mir und zerknautschte seine Mütze, indem er sie mit seinen großen Händen knetete. Der Kaffee, den er sich hatte geben lassen, stand auf der Kante meines Schreibtischs und wurde langsam kalt. Er hatte noch keinen Schluck getrunken.
    Ich trank aus meinem Weihnachtsbecher, denn Bert, mein Boss, hatte darauf bestanden, dass jeder einen ins Büro mitbrachte. Eine persönliche Tasse, damit sie dem Büro eine persönliche Note gäbe. Auf meinem Becher war ein Rentier in Bademantel und Schlappen, es hatte Weihnachtskerzen im Geweih, begoss das fröhliche Fest mit Champagner und sagte: »Bingle Jells«.
    Bert gefiel mein Becher nicht besonders, aber er ließ ihn durchgehen, wahrscheinlich weil er fürchtete, was ich stattdessen noch mitbringen könnte. Mit meiner Erscheinung heute Abend war er dagegen sehr zufrieden gewesen. Ich hatte eine hochgeschlossene Bluse an, die so knallrot war, dass ich mich schminken musste, um nicht bleich auszusehen. Mein Kostüm war tannengrün. Ich hatte mich nicht für Bert so angezogen. Ich war für meine Verabredung zurechtgemacht.
    An meinem Revers glänzte ein Engel als silberne Silhouette. Ich sah sehr weihnachtlich aus. Die 9mm Browning Hi-Power sah überhaupt nicht weihnachtlich aus, aber da sie unter meiner Jacke verborgen war, machte das wohl nichts. Mr Smitz hätte sich daran stören können, aber er hatte offenbar genug andere Sorgen. Solange ich nicht auf ihn schoss.
    »Nun, Mr Smitz, wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte ich.
    Er hatte bisher auf seine Hände gestarrt und hob nun lediglich den Blick, um mich anzusehen. Eine unsichere Geste, die zu einem kleinen Jungen gepasst hätte. An dem großen, kräftigen Mann wirkte sie kurios. »Ich brauche Hilfe und weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll.«
    »Welche Art von Hilfe brauchen Sie, Mr Smitz?« »Es ist wegen meiner Frau.« Ich wartete darauf, dass er fortfuhr, aber er schaute auf seine Hände. Seine Mütze war zu einem festen Knäuel zusammengedrückt.
    »Sie wünschen, dass sie von den Toten erweckt wird?«, fragte ich. Daraufhin sah er mich bestürzt an. »Sie ist nicht tot. Das weiß ich.«
     
    »Was kann ich denn sonst für Sie tun, Mr Smitz? Ich erwecke Tote und bin außerdem gerichtlich bestellter Vampirhenker. Mit welcher Tätigkeit aus diesem Aufgabengebiet kann Ihrer Frau geholfen werden?«
    »Mr Vaughn hat gesagt, dass Sie sich mit Lykanthropie auskennen.« Er redete, als sei damit alles erklärt. Irrtum.
    »Mein Boss behauptet so manches, Mr Smitz. Aber was hat Lykanthropie mit Ihrer Frau zu tun?« Das war das zweite Mal, dass ich nach seiner Frau fragte. Ich meinte Englisch zu sprechen, aber vielleicht redete ich in Wirklichkeit Kisuaheli und merkte es nur nicht. Oder vielleicht war, was passiert war, zu schrecklich, um es auszusprechen. Das war in meiner Branche keine Seltenheit.
    Er beugte sich vor, den Blick eindringlich auf mein Gesicht geheftet. Ich beugte mich ebenfalls vor, ich konnte nicht anders. »Peggy, das ist meine Frau, sie ist eine Lykanthropin.«
    Ich sah ihn mit großen Augen an. »Und?« »Wenn das rauskommt, verliert sie ihre Arbeit.«
    Darüber konnte ich nicht mit ihm streiten. Dem Gesetz nach durften Lykanthropen nicht benachteiligt werden, trotzdem kam es häufig vor. »Was für eine Arbeit hat Ihre Frau?«
    »Sie ist Metzgerin.«
    Ein Lykanthrop als Metzger. Das war zu gut. Aber ich sah wohl, warum sie ihre Stelle verlieren würde. Lebensmittelzubereitung bei einer potenziell tödlichen Krankheit. Ich selbst

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