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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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»Wirklich?« fragte er. »Aber das ändert gar nichts. Und Ihr selbst – ich glaube kaum, daß Ihr selbst im Felde standet, Sir, jedenfalls erinnere ich mich nicht deutlich Eures Gesichts, das man doch so leicht nicht vergißt.« »In dem Jahre, von dem Ihr redet, Mr. McGregor, erhielt ich noch in der Gemeindeschule meine Prügel«, erwiderte ich. »So jung!« rief er. »Ah, dann werdet Ihr niemals ermessen können, was dieses Zusammentreffen für mich bedeutet. Hier in der Stunde meiner Bedrängnis, im Hause meines Feindes, begegne ich dem Blutsverwandten eines alten Kameraden – es macht mir Mut, wie das Schrillen der Sackpfeifen. Ein trauriger Rückblick, Sir, der sich für manchen von uns auftut, und den gar mancher nur durch Tränen sieht! Ich habe in meinem eigenen Lande wie ein König gelebt; mein Schwert, meine Berge und die Treue meiner Freunde waren mir alles. Und jetzt liege ich in einem stinkenden Gefängnis; und wißt Ihr, Mr. Balfour,« fuhr er, meinen Arm ergreifend und mit mir im Zimmer auf und ab gehend fort, »wißt Ihr, daß es mir manchmal sogar am Allernotwendigsten fehlt? Die Bosheit meiner Feinde hat mein Vermögen beschlagnahmt. Ich bin, wie Ihr wißt, eines erdichteten Verbrechens angeklagt und bin so unschuldig wie Ihr selbst. Sie wagen es nicht, mich vor Gericht zu stellen, und inzwischen leide ich im Gefängnis die ärgsten Entbehrungen. Ich wünschte, ich wäre Eurem Vetter oder seinem Bruder Baith begegnet. Beide wären, wie ich weiß, froh, mir helfen zu können, während ein relativ Fremder wie Ihr – –«
    Ich schäme mich, all das erbärmliche Geschwätz, das er mir jetzt in die Ohren goß, und meine kurzen, sehr widerwilligen Antworten zu wiederholen. Mitunter fühlte ich mich stark versucht, ihm mit ein paar Kupfermünzen das Maul zu stopfen; allein, ob nun aus Scham oder Stolz – ob um Catrionas oder meiner selbst willen – ob es geschah, weil ich ihn nicht für würdig hielt, eine solche Tochter zu besitzen, oder weil ich die handgreifliche Unehrlichkeit, die allseits dem Manne anhaftete, nicht vertragen konnte: ich brachte es einfach nicht fertig. Und so redete und schwatzte er immer noch auf mich ein und strich mir Honig ums Maul und führte mich am Arme in jenem winzigen Räume auf und ab – immer drei Schritt in der einen und drei in der anderen Richtung – und schon hatten meine kurzen Absagen begonnen, meinen Schnorrer heftig zu erzürnen, obwohl sie ihn durchaus nicht entmutigten, als Prestongrange auf der Türschwelle erschien und mich eifrig in sein großes Studierzimmer nötigte.
    »Ich bin noch einen kurzen Augenblick beschäftigt«, sagte er, »und möchte Euch, damit Ihr Euch nicht langweilt, meinen drei hübschen Töchtern vorstellen, von denen Ihr vielleicht schon gehört haben werdet, denn sie sind, glaube ich, berühmter als ihr Papa. Hierher bitte!« Er ging voran nach einem zweiten, langgestreckten Zimmer im ersten Stock, wo eine verknöcherte, alte Dame an einem Stickrahmen saß und die drei (wie ich glaube) schönsten Mädchen in Schottland zusammen am Fenster standen.
    »Mein neuer Freund, Mr. Balfour«, sagte er, mich vorstellend. »David, das hier ist meine Schwester, Miß Grant, die so gütig ist, mir die Wirtschaft zu führen, und die sich sehr freuen wird, Euch behilflich zu sein. Und hier,« fuhr er fort, sich an die drei jungen Damen wendend, »hier sind meine ›drei schönen Töchter‹ Eine Frage in Ehren, Mr. David: welche ist die hübscheste? Ich wette, er hat nicht die Unverschämtheit, mir mit des ehrlichen Alan Ramsays Antwort zu kommen!« Hierauf begannen alle drei wie auch die alte Miß Grant ihn des Scherzes wegen auszuschelten, der (da ich die Verse, auf die er anspielte, gut kannte) mich über und über erröten machte. Das Zitat schien mir in dem Munde eines Vaters ganz unverzeihlich, und ich war außerordentlich erstaunt, daß diese Damen darüber lachen konnten, noch während sie es tadelten oder zu tadeln vorgaben. Unter allgemeiner Heiterkeit vollzog Prestongrange seinen Rückzug und ließ mich wie einen Fisch auf dem Trockenen in dieser für mich sehr unpassenden Gesellschaft zurück. Wenn ich in späteren Zeiten auf das Folgende zurückblickte, konnte ich niemals leugnen, daß ich mich ungemein linkisch benahm, und die Damen waren sehr wohlerzogen, so lange Geduld mit mir zu haben. Zwar widmete die Tante ihre ganze Aufmerksamkeit der Stickerei und blickte nur gelegentlich lächelnd auf; aber die Fräulein, besonders die

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