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Catriona

Catriona

Titel: Catriona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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zugezogen hätte, wobei er ihr todernst alle möglichen Symptome auseinandersetzte und mit scheinbar ungeheurem Interesse der Aufzählung der Altweibermittel lauschte, die sie ihm anpries. Wir verließen Musselburgh noch vor Eintreffen der Neun-Pence-Postkutsche aus Edinburg, denn das wäre eine Begegnung, meinte Alan, der wir am besten aus dem Wege gingen. Der Wind war zwar noch kräftig, aber sehr mild, die Sonne brannte, und Alan begann unter seinem schweren Anzug zu leiden. Bei Prestonpans führte er mich vom Wege ab nach dem Schlachtfeld von Gladsmuir, wo er sich weit mehr als nötig anstrengte, um mir den Verlauf der Schlacht zu schildern. Dann ging es in unserem altbekannten, scharfen Wanderschritt weiter nach Cockenzie. Dort bauten sie bei Cadells Heringsboote, aber das Ganze machte den Eindruck eines verlassenen, rückschrittlichen Städtchens, zur Hälfte voll verfallener Häuser. Allein das Wirtshaus war sauber, und Alan, der mittlerweile die Hitze kaum ertragen konnte, mußte sich durchaus eine Flasche Ale leisten und der neuen Wirtin seine alte Geschichte von dem Unterleibsleiden aufbinden, nur waren die Symptome diesmal ganz andere. Ich saß und lauschte, und mir fiel ein, ich hätte ihn noch niemals in meinem Leben im Ernst drei Worte mit einer Frau sprechen hören; immer trieb er Scherz und Spott mit ihnen und machte sich im Stillen über sie lustig, und doch verwandte er auf dieses Geschäft eine erstaunliche Menge Energie und Interesse. Das ungefähr sagte ich ihm auch, als die Gevatterin zufällig abgerufen wurde. »Was willst du mehr?« fragte er. »Ein Mann sollte sich mit dem Weibervolk stets auf möglichst guten Fuß stellen; er muß ihnen immer irgendeine Geschichte zum besten geben, arme Schäfchen, die sie sind! Das solltest du auch lernen, David; du müßtest wenigstens die Grundbegriffe zu erfassen suchen. Es gehört nun mal zum Geschäft. Zum Beispiel, wäre unsere Freundin hier ein junges Mädchen oder auch nur ein bißchen hübsch, niemals hätt ich ihr von meinem Bauch erzählt, Davie. Sind sie aber fürs Hofieren zu alt geworden, dann werden sie alle Quacksalberinnen. Warum? Weiß ich es! Sie sind nun mal so, wie der Herrgott sie erschaffen hat. Aber ein Mann, der sich nicht mit ihnen abgibt, ist in meinen Augen ein Dummkopf.« Und als in diesem Augenblick die alte Dame zurückkehrte, wandte er sich, wie ungeduldig, von neuem das Gespräch aufzunehmen, von mir weg. Die gute Frau war schon früher von dem Thema, Alans Bauch, abgekommen, um ihm den Fall eines Gevatters in Aberlady zu erklären, dessen Siechtum und Tod sie mit großer Ausführlichkeit beschrieb. Mitunter war die Geschichte nur langweilig, mitunter aber auch grausig, und die Frau sprach mit sichtlichem Wohlbehagen. Die Folge war, daß ich in tiefes Nachsinnen versank und zum Fenster auf die Landstraße hinaussah, ohne indes das meiste wirklich wahrzunehmen. Würde man mich jedoch beachtet haben, man hätte mich nach einer Weile zusammenzucken sehen. »Wir machten ihm einen warmen Umschlag für die Füße«, erzählte die Gevatterin gerade, »und legten ihm einen heißen Stein auf den Leib, und wir gaben ihm einen Trank aus Eisenkraut und Poleiminze, und schönen, sauberen Schwefelbalsam gegen den Husten –.« »Sir,« unterbrach ich sie sehr ruhig, »ein Freund von mir ist eben am Haus vorbeigegangen.« »Wahrhaftig«, entgegnete Alan vollkommen gleichgültig, und die lästige Klatschbase fuhr mit ihrer Geschichte fort. Bald jedoch gab er ihr als Bezahlung eine halbe Krone, und sie mußte zum Wechseln das Zimmer verlassen. »War es der Rothaarige?« fragte Alan. »Jawohl«, entgegnete ich. »Was hab ich dir im Walde gesagt?« rief er. »Und doch ist's sonderbar, daß er hier ist. War er allein?« »Mutterseelenallein, soweit ich sehen konnte.«
    »Ging er vorüber?« »Geradeswegs vorüber, ohne nach rechts oder links zu schauen.«
    »Das ist noch sonderbarer«, meinte Alan. »Ich glaube, Davie, es ist an der Zeit, daß wir uns aus dem Staube machen. Aber wohin? Der Teufel hol es! Jetzt ist tatsächlich die alte Zeit zurückgekehrt.«
    »Mit einem großen Unterschied«, erwiderte ich. »Diesmal haben wir Geld in der Tasche.« »Da ist noch ein zweiter, wichtiger Unterschied, Mr. Balfour«, sagte er. »Heute sind uns die Spürhunde auf den Fersen. Sie haben die Fährte aufgenommen; die Meute ist uns hart auf der Spur, David, 's ist ein elendes Geschäft, hol es der Henker.« Er dachte angestrengt nach, und ein Ausdruck

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