Catriona
selbst dem Teufel soll man zahlen, was ihm gebührt, und ich sage dir, Fraser ist auf dem Schlachtfeld ungemein zu respektieren.«
»Ist er so tapfer?« fragte ich.
»Tapfer?« wiederholte er. »So tapfer wie meine Klinge hier.«
Die Geschichte meines Duells brachte ihn außer sich. »Wer hätte das gedacht!« rief er. »Nachdem ich dir obendrein in Corrynakiegh gezeigt habe, wie man's macht! Dreimal – dreimal hintereinander entwaffnet! 's ist eine Schande für mich, der ich dich unterrichtet habe! Hier, stell dich mal in Positur, heraus mit deinem Eisen! Du kommst mir nicht vom Fleck, bis du nicht mir und dir mehr Ehre machst.«
»Alan,« erwiderte ich, »das ist doch hellster Wahnsinn. Jetzt ist nicht die Zeit für Fechtunterricht.«
»Eigentlich hast du recht«, gab er zu. »Aber dreimal hintereinander, Junge! Und sich wie ein Holzklotz hinzustellen und dann wegzulaufen und sein eigenes Schwert aufzulesen, wie 'n Hündchen ein Taschentuch! David, dieser Duncansby muß ein Phänomen sein! Er muß ein Wunder an Fechtkunst sein! Hätt ich die Zeit, ich kehrte um, mich selber mal mit ihm zu messen. Der Mann müßte Profos werden.«
»Du dummer Kerl,« erwiderte ich, »du vergißt, er hatte ja nur mich als Gegner.«
»Aber dreimal hintereinander!«
»Aber du weißt doch selbst genau, daß ich kaum fechten kann!«
»Nein, so was ist mir noch nicht vorgekommen.«
»Ich will dir eines versprechen, Alan«, fügte ich hinzu. »Wenn wir uns das nächste Mal treffen, werde ich es besser verstehen. Du sollst in Zukunft nicht die Schmach erdulden, einen Freund zu haben, der keinen Hieb austeilen kann.«
»Das nächste Mal?« wiederholte er. »Wann wird das sein? Ich wollte, ich wüßte es.«
»Nun, Alan, ich habe auch darüber nachgedacht,« sagte ich, »und mein Plan ist: ich will Advokat werden.«
»Ein langweiliges Geschäft,« meinte Alan, »und ein schuftiges obendrein. Da stäkest du schon besser in des Königs Rock.«
»Das wäre zweifellos die richtige Art, uns wieder zu treffen«, rief ich. »Du in König Louis' Rock und ich in König Geordies. Eine reizende Zusammenkunft!«
»Du hast nicht so ganz unrecht«, stimmte er zu.
»Also muß es schon bei dem Advokaten bleiben,« fuhr ich fort, »ich glaube auch, der Beruf paßt besser für einen Gentleman, der
dreimal hintereinander
entwaffnet worden ist. Aber das Schöne ist: eine der besten Fakultäten für diese Wissenschaft – bei der auch mein Verwandter Pilrig gehört hat – befindet sich zu Leyden in Holland. Was sagst du dazu, Alan? Könnte nicht ein Fähnrich der Royal Ecossais gelegentlich Urlaub bekommen, um über die Marsch zu eilen und einen Leydener Studenten zu besuchen?« »Das will ich meinen!« rief er. »Schau, ich steh mich gut mit meinem Obristen, dem Grafen Drumond-Belfort; und was noch wichtiger ist, ein Vetter von mir ist Obristleutnant in einem schottischen Regiment in Holland. Nichts könnte passender sein, als daß ich Urlaub nehme, um Obristleutnant Stuart von Halkett zu besuchen. Und Lord Melfort, der so eine Art Gelehrter ist und Bücher nach der Manier Cäsars schreibt, wird sich meine Beobachtungen sicherlich mit Freuden zunutze machen.« »Ist Lord Melfort ein Autor?« fragte ich, denn ob auch Alan viel von den Militärs hielt, mir standen Edelleute, die Bücher schrieben, höher.
»Freilich, Davie«, antwortete er. »Man sollte meinen, ein Obrist hätte Besseres zu tun. Aber was soll ich dazu sagen, der ich Gedichte schreibe?«
»Ja, dann brauchst du mir nur noch eine Adresse in Frankreich anzugeben, an die ich dir schreiben kann, und sowie ich in Leyden bin, schicke ich dir die meine.« »Das Beste ist, du schreibst mir an die Adresse meines Häuptlings, Charles Stuart, Herrn von Ardshiel, in der Stadt Melons, Isle de France. Es kann lang dauern, und es kann auch nicht lang dauern, aber zum Schluß kommt es doch in meine Hände.« Zum Frühstück in Musselburgh verspeisten wir einen Schellfisch, und es war ungemein belustigend, dabei Alan zuzuhören. Sein schwerer Mantel und die Wollgamaschen mußten an diesem warmen Morgen jedem auffallen, und vielleicht war eine vorsichtige Erklärung in der Tat ganz angebracht. Alan jedoch machte sich an diese Angelegenheit wie an ein Geschäfl oder, besser noch, Vergnügen. Er eroberte das Herz der Hausfrau mit einigen Komplimenten über die Zubereitung des Fisches, und den Rest unseres Aufenthaltes verwickelte er sie in ein Gespräch über eine Unterleibserkältung, die er sich
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