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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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einer Hand ans Revers seines grauen, ein wenig silbrig schimmernden Anzugs fasste, gefiel er Philipp nicht mehr. Die lachsfarbene Krawatte auf dem weißen Oberhemd störte, sie reihte ihn ein. Philipp wusste nicht, in welche Gruppe von Geschäftsleuten, aber sie tat es.
    »Der Wein aus Bandol ist nicht gekommen? Was wird nun aus Ihrer Aktion?« Ein wenig Häme schwang in seiner Stimme mit. »Sie haben sich die Aktion ausgedacht, also bringen Sie das auch in Ordnung, Sie sind doch sonst nicht auf den Kopf gefallen.«
    Bislang hatte Langer sich mit Schuldzuweisungen zurückgehalten, aber dass er Schadenfreude zeigte, obwohl es auch um seinen finanziellen Verlust ging, verwunderte Philipp. Gemeinhin sagte er
wir
, wenn er France-Import meinte. Jetzt, in diesem Moment, wurde der feine Riss in ihrem
Wir
ein wenig breiter.
    Im Weggehen drehte Langer sich halb um und sagte über die Schulter: »Um zwölf Uhr in meinem Büro. Ich möchte Ihnen allen Frau Schilling vorstellen. Sie können uns dann über Ihr Bandol-Abenteuer informieren, falls da noch was zu erwarten ist.«
    Es gab einiges, was an diesem unangenehm beginnendenMontag erledigt werden musste, das brachte Philipp auf andere Gedanken. Es war nicht seine Art, sich lange zu ärgern, nachtragend zu sein oder sich Sorgen zu machen. Doch immer wieder blickte er von der Korrespondenz auf, starrte hinüber zur Rampe, und ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Es war wie an einem heißen Sommertag, wenn man mittags bereits spürte, dass es abends ein Unwetter geben würde, nein, kein Gewitter, danach war die Luft meist sauber, bei einem Unwetter hingegen waren die Schäden nicht absehbar.
    Bis kurz vor zwölf Uhr tat sich nichts mehr, der Lkw von der Mittelmeerküste blieb unauffindbar, und in der Spedition machte man sich Sorgen um den Fahrer. Es wurde Zeit für eine Vermisstenmeldung. Philipp bat eine Kollegin, die Weinhändler abzuwimmeln, die auf ihr Sonderangebot wartend anriefen, und sie um zwei oder drei Tage zu vertrösten.
    Er betrat Langers Büro als Letzter. Die wichtigsten Kollegen, Langer nannte sie Mitarbeiter, drängten sich um den Konferenztisch, der höchstens acht Personen Platz bot. Mehr waren bei der Montagsbesprechung sonst auch nicht anwesend. Heute saßen da der Prokurist, der Mann vom Marketing, die Leiterin des Außendienstes, der Lagerchef sowie die Grafikerin und sogar der Fahrer, der in Köln und Umgebung Weinhändler, Restaurants und Privatkunden belieferte. Wer keinen Stuhl ergattert hatte, lehnte an der Fensterbank, die Tasse mit dem Kaffee in der Hand. Philipps Platz am Tisch war freigeblieben. Er war neben dem Prokuristen der Dienstälteste in der Runde, seit Frau Maheinicke nicht mehr da war.
    Es dauerte einen Moment, bis Philipp die Neue sah und ihre Blicke sich trafen. Es waren jene seltenen Blicke, die nicht auf der Netzhaut hängen bleiben, sondern von dort durch Nervenbahnen oder was auch immer durchs Gehirn bis in den Magen geleitet werden und von dort weiter in die Knie. Es knallte so laut, dass Philipp meinte, jeder im Raum hätte es gehört und den Blitz gesehen, der zwischen ihnenzüngelte. Er starrte die Frau noch immer an, er hatte das Gefühl, der Blick dauere ewig, und er hätte immer weiter in diese dunklen Augen schauen können, die ihn hielten und ihm auch Widerstand boten.
    »Schön, dass auch Herr Achenbach eingetrudelt ist!« Langers Stimme kam von irgendwoher, von jenseits der Blitze, und sie erlöste Philipp aus seiner Starre. »Dann können wir fortfahren.«
    Der Prokurist, der ihn später diskret fragte, ob es zwischen ihm und Langer Spannungen gebe, rückte ihm freundlich lächelnd den Stuhl zurück. Philipp setzte sich und wagte nicht mehr aufzublicken. Jeder im Raum musste seine Verwirrung bemerkt haben. Zehn Jahre? War es zehn Jahre her, dass er sich zuletzt verliebt hatte? Aber bei Anneliese war es nicht so – direkt gewesen, so – überraschend, kein Überfall der Gefühle. Anneliese hatte er begehrt, sie hatte ihm gefallen, auf sie hatte er zugehen können, man war sich gut gewesen, bis sich ihr Verhältnis über die Jahre und wegen der vielen Unterschiede ausgelaufen und erübrigt hatte, so wie damals bei Thomas’ Mutter. Als sie die Trennung bereits beschlossen hatten, war sie plötzlich schwanger gewesen.
    Was ist mit meinem Magen los?, fragte sich Philipp und achtete nicht auf Langers Vortrag. Weshalb kann ich sie nicht ansehen? Als er es doch wagte und neugierig auf seine eigene Reaktion den Blick hob,

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