Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
Vom Netzwerk:
erwarte.«
    »Und was ist das?« Philipp hielt Langer die Tür des Restaurants auf.
    »Danke. Genau darüber will ich mit Ihnen reden. Und dafür brauche ich auch Sie.«
    Erst jetzt hörte Philipp wirklich zu. Plante Langer etwas, von dem er nichts wusste? War das der Grund für sein unverständliches Verhalten?
    Sie bekamen einen Tisch in der äußersten rechten Ecke mit Rheinblick zugewiesen, an dem sie ungestört und ungehört blieben. Die Mittagssonne, die für Mai schon recht intensiv war, blendete sie dank der Jalousien nicht, dafür glitzerte die Wasserfläche. Sie setzten sich über Eck und wandten dem Publikum den Rücken zu.
    Der Ober räumte nach einem Blick auf die beiden anscheinend solventen Gäste das Schildchen »RESERVIERT« vom Tisch, rückte die Stühle zurecht und brachte die Menükarten.
    »Welchen Champagner führen Sie?«, fragte ihn Langer und bestätigte damit die Einschätzung des Obers.
    »Champagner?«, fragte Philipp verblüfft. »Gibt’s was zu feiern?«
    »Ich glaube schon«, meinte Langer vielsagend.
    »Wir führen die großen Marken: Pol Roger, Pommery, Heidsieck, Mumm – ich bringe Ihnen die Weinkarte.«
    »Nein, lassen Sie. Führen Sie keinen Winzerchampagner?«
    Der Ober zuckte mit den Achseln. »Nur die Hausmarke.«
    »Brut sollte er mindestens sein«, entschied Philipp, »auf keinen Fall mehr Süße beziehungsweise Zucker haben. Aus welchen Rebsorten setzt sich Ihre Cuvée zusammen?«
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis«, sagte der Ober und schien nicht recht zu wissen, ob er Experten oder Angeber vor sich hatte. »Ich bringe doch besser die Weinkarte.«
    Aber auch da fand sich kein Hinweis auf die Reben, die Zusammensetzung der Cuvée, geschweige denn ein Hinweis auf die Produzenten. Langer überließ Philipp wie immer die Entscheidung. Der Champagner kam aus Aÿ, das Städtchen war als Anbaugebiet für Pinot-noir-Trauben bekannt, die würden sich dann vielleicht im Geschmack wiederfinden. Diese rote Traube verlieh dem Wein das Aroma roter Früchte und machte ihn intensiver. Pinot meunier, in Deutschland als Schwarzriesling oder Müllerrebe bekannt und ebenfalls rot, den Experten nach eine Unterart von Pinot noir, war die kräftigste im Champagnertrio, machte den Wein fruchtiger, geschmeidiger und erbrachte mehr Bouquet. Chardonnay, beim Champagner die dritte Rebsorte im Bunde, war hingegen elegant und fein, etwas blumig und fiel bei den Kalkböden der Champagne sowieso mineralisch aus.
    »Es freut mich, dass Sie über Champagner so gut Bescheidwissen, das macht es einfach. Sie nennen den Champagner immer Wein«, bemerkte Langer, »ich habe mich stets darüber gewundert, aber nie gefragt, wieso Sie das tun.«
    »Weil er in erster Linie ein Wein ist. Die Kohlensäure entsteht erst später bei der Flaschengärung, durch den Zusatz von Hefe und Zucker, durch die Fülldosage, die Franzosen nennen es
liqueur de tirage
. Denken Sie sich die Kohlensäure weg, und Sie haben einen Wein. Er wirkt mit Kohlensäure natürlich gänzlich anders.«
    Aber ihren ersten Durst löschten die beiden Männer mit Wasser, wobei Langer es albern fand, dass Philipp sich immer über die Unverschämtheit ärgerte, dass für eine Flasche Wasser zehn oder zwölf Euro verlangt wurde.
    »Es muss ein besonderer Tag sein, dass wir zum Mittagessen Champagner trinken. Was gibt’s zu feiern?«
    Langer ließ sich mit der Antwort Zeit, er blätterte in der Karte und kostete Philipps Ungeduld aus.
    »Vielleicht die Erweiterung der Firma, die Übernahme neuer Aufgaben und ein erweiterter Aufgabenbereich für Sie – ich kann Sie beruhigen – möglicherweise sogar mit einer anderen Stellung im Unternehmen«, schob er nach, als er Philipps Verblüffung gewahr wurde.
    Philipp traf diese Eröffnung einerseits völlig unvorbereitet, andererseits hatte er insgeheim mit Veränderungen gerechnet. Wieso kamen sie just in dem Moment, wo er innerlich auf Abstand ging? Er wich Langers Blick aus und starrte auf den Fluss. Er wies normalerweise eine neue Idee nicht gleich von sich, er konnte sich auf veränderte Situationen schnell einstellen, sonst hätte er das ständige Reisen nie ausgehalten. Eine Umleitung war für ihn mit einer neuen Erfahrung verbunden und brachte ihn nicht zwangsläufig vom Weg ab, sondern zeigte ihm einen neuen. Aber diese Andeutung erfüllte ihn mit größter Skepsis. Es kam ihm so vor, als werde seine Welt gerade auf den Kopf gestellt und er könne nicht das Geringste dagegen tun.
    »Sie hören ja

Weitere Kostenlose Bücher