Changelings
einem Blick zu Marmion hinzu, als könnte sein konventioneller Grund sie noch eher umstimmen, falls schon nicht sein Verlangen, bei Bunny zu bleiben.
12
»Trotzdem brauchen wir Oberst Maddock - oder heißt es jetzt Shongili?« fragte Marmion augenzwinkernd.
»Ich denke, wir sollten für das Gerichtsprotokoll wohl besser vorläufig bei Maddock bleiben«, meinte Yana.
»Yana, du bist im vierten Monat schwanger«, warf Sean ein. »Mit meinem Kind.« Yana wußte, daß die Betonung nicht nur besitzergreifend gemeint war. Seiner Doppelnatur als Mann und Robbe wegen sorgte Sean sich darum, wie viele seiner
Eigenschaften seine Kinder erben würden und wie ' sehr das Verlassen des Planeten sie beeinträchtigen könnte.
»Viele Frauen tun noch bis kurz vor der Niederkunft Dienst, Sean«, erwiderte Yana, wobei sie die Hand auf seinen Arm senkte und ihn beruhigend drückte. »Und du hast Marmie ja gehört. Es dauert doch nur drei Wochen. Wenn ich Bunny dabeihabe ...«
Clodagh berührte Scans Hand. »Für diese Zeit sollte es eigentlich gutgehen, Sean. Und Petaybee kann es gebrauchen, daß sie das für ihn tut.«
»Wahrscheinlich schon. Ich wünschte nur, ich könnte sie begleiten.«
»Ich würde schon gut auf sie aufpassen, Onkel Sean. Das weißt du doch«, antwortete Bunny und schlang ihm die Arme um die Hüfte.
»Und ich würde auf beide aufpassen, Dr. Shongili«, ergänzte Diego und warf Marmion dabei einen herausfordernden Blick zu.
Marmion lächelte ihn an; dann wandte sie sich wieder zu Yana um.
»Mit Ihnen als erwachsener Aufsichtsperson hätte ich keine Probleme, würden Bunny und Diego Sie begleiten, Yana. Und ich bin mir sicher, daß Anaciliact für jede Unterstützung dankbar ist, die er bekommen kann. Ich vermute, daß die kleine 'Cita wohl nicht ...«
Doch das lehnte Sean mit entschiedenem Kopfschütteln ab. »Nach allem, was sie durchgemacht hat, ist sie meiner Meinung nach viel zu zerbrechlich dafür. 'Cita bleibt hier. Außerdem grämt Coaxtl sich ohnehin schon bis zur Staupe, sobald sie das Mädchen längere Zeit nicht zu Gesicht bekommt.«
»Ich kann jedem, der danach fragt, erzählen, was er wissen muß«, verkündete Bunny aufs entschiedenste.
13
»Sean«, sagte Yana und blickte in sein liebgewonnenes,
sorgenumwölktes Gesicht. »Die Pflicht hat nun einmal die
Eigenschaft, zu rufen, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob es einem gerade paßt oder nicht, Liebster.«
»Ich würde dich nicht einmal dann davon abzuhalten versuchen, zu tun, was du für richtig hältst, würde ich glauben, daß ich damit ungeschoren davonkäme, Yana.« Sein Grinsen wirkte leicht gequält und sorgenvoll, genau wie der Ausdruck seiner Augen. »Aber sei vorsichtig.«
Yana verstand seine Sorgen, ja, nach ihrer Vereinigung in der Höhle war es wohl noch mehr als ein bloßes »Verstehen«, und sie bedauerte zutiefst die Notwendigkeit, ihren frischgebackenen Ehemann so unverhofft schon wieder verlassen zu müssen. Sie tröstete sich mit dem Wissen, daß es von Dauer sein würde, was zwischen ihnen war, auf dem Eis wie in der Hitze, komme, was da wolle.
Zwei Stunden später waren die Botschafter abfahrtbereit.
Clodagh verpaßte jedem von ihnen einen beinahe rituellen Kuß und eine ebensolche Umarmung, streifte auch jedem einen kleinen Lederbeutel am Band über den Kopf.
»Was ist das denn?« wollte Yana wissen.
»Erde«, erwidert Clodagh schlicht.
»Erde?«
»Ja. Petaybee möchte, daß ihr etwas dabeihabt, das euch an ihn erinnert. Die Erde stammt aus der Höhle.«
Es war noch nicht allzu lange her, da hätte Yana auf eine derartige Erklärung mit großem Befremden reagiert, doch nun erwiderte sie die Bemerkung, indem sie Clodagh selbst aufs liebevollste umarmte.
»Da fühle ich mich aber schon sehr viel besser!«
Schließlich umarmte Sean sie noch zum Abschied, dann bestieg sie zusammen mit Bunny und Diego das Shuttlefahrzeug der Firma, das sie zu Marmions Direktionsraumkreuzer bringen würde, der im Orbit wartete. In Yanas Allzwecktasche befand sich als Schlafbegleitung Seans Hochzeitsweste sowie eine eilig zusammengestellte Aufnahme der Stadtbewohner mit Grüßen an ihre petaybeeanischen Verwandten
14
im Firmendienst. Bunny hatte einen gefrorenen Fisch für ihren Vetter Charlie von seinen Eltern dabei sowie einen Korb Pemmican vom Hochzeitsessen für heimwehkranke Petaybeeaner. Diego hatte Briefe von seinem Vater für seine Mutter sowie einen Korb mit seinen petaybeeanischen Lieblingsspeisen dabei,
Weitere Kostenlose Bücher