Chicagoland Vampires 03 - Mitternachtsbisse
wird seine Zeit dauern, aber es freut mich zu hören.«
»Ich kann dir nicht genug für das danken, was ihr gestern Nacht getan habt. Dass ihr aufgetaucht seid und eure Anonymität aufgegeben habt. Dass ihr uns im Kampf geholfen habt.«
»Es wird ein Zeitpunkt kommen, an dem wir alle etwas aufgeben müssen.«
Da hatte er wirklich recht. »Was dein Angebot angeht – ich lehne ab.«
Es herrschte ein kurzes Schweigen. »Ich will ehrlich zu dir sein – das überrascht mich doch ein wenig.«
»Meine Treue gehört dem Haus«, erklärte ich. Ich hatte mich entschieden, mit dem zu tanzen, der mich zur Party gefahren hatte. Das hatte mir schon meine Großmutter beigebracht.
»Die Dinge können sich immer ändern«, sagte Noah. »Aber wir werden vielleicht keinen Platz mehr für dich haben, wenn du wartest.«
»Das Risiko ist mir bewusst«, versicherte ich ihm. »Und ich danke dir für das Angebot, auch wenn ich Nein sagen muss.«
»Nun, es wäre sicherlich sehr interessant geworden. Viel Glück bei der Renovierung.«
»Gute Nacht, Noah.« Ich legte auf und drückte den Hörer in meiner Hand.
»Nun«, murmelte ich, »das war es dann wohl.«
Es klopfte an der Tür. Ich erwartete Lindsey, die mich zum Frühstück und den Aufräumarbeiten abholen wollte, also öffnete ich, ohne zu zögern.
Es war Ethan. Er trug wieder Jeans, T-Shirt und dunkle Stiefel. Ich nahm an, dass unser Meister bereit zur Arbeit war. »Wie fühlst du dich?«
»Gut verheilt«, sagte ich. »Und du?«
»So weit, so gut.«
»Hervorragend.«
»Hm.«
Wir standen einen Moment da und leugneten angestrengt das Offensichtliche.
Ethan streckte mir die Hand entgegen. Auf seiner Handfläche lag eine glänzende blaue Schachtel, auf die ein silbernes C eingraviert war. Mit gerunzelter Stirn nahm ich sie entgegen.
»Was ist das?«
»Eine Art Entschuldigung.«
Ich machte einen Schmollmund, hob aber den Deckel ab… und mir blieb der Atem weg.
In der Schachtel lag ein Baseball, auf dessen abgenutztem weißem Leder sich die Unterschriften von jedem Spieler der Cubs befanden. Er war genauso wie der, den ich mal gehabt hatte – genau wie der, von dem ich ihm erzählt hatte. In der Nacht, als wir miteinander geschlafen hatten.
Ich starrte blinzelnd auf die Schachtel und versuchte die Bedeutung des Geschenks zu erfassen. »Was – woher hast du ihn?«
Ethan steckte die Hände in die Taschen. »Ich habe meine Quellen.«
»Du hättest nicht…«
Er unterbrach mich, indem er seinen Daumen auf mein Kinn legte. »Manchmal müssen sich Leute anpassen. Unsterblichkeit macht die Dinge, die wir lieben, nicht weniger wichtig; es bedeutet nur, dass wir lernen müssen, sie zu schätzen. Sie zu beschützen.«
Ich hatte einen Kloß im Hals und brachte mich dazu, ihm in die Augen zu sehen, wobei Angst und Freude und noch mehr Angst in mir Achterbahn fuhren.
»Es ist eine Entschuldigung«, sagte er, »weil ich nicht an dich geglaubt habe… oder an uns. Gestern dachte ich, ich hätte dich verloren, und dann haben wir zusammen gekämpft«, sagte er. »Ich habe dich abgewiesen, weil ich Angst hatte, welche Folgen unsere Beziehung für das Haus haben könnte. Und dann haben wir dieses Haus gemeinsam beschützt. Das ist das wahre Ausmaß dessen, was wir gemeinsam erreichen können.«
Er hielt inne und tippte auf die Schachtel. »Das ist ein Wunsch«, sagte er leise, »der Wunsch, dass selbst nach vierhundert Jahren Dasein ein Mann stark genug sein kann, um die Geschenke zu akzeptieren, die ihm gemacht werden.«
»Ethan …«, begann ich, aber er schüttelte den Kopf.
»Ich bin bereit, auf eine positive Antwort zu warten.«
»Das wird eine Zeit lang dauern.«
Er hob eine Augenbraue, und ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. »Hüterin, ich bin unsterblich.«
Er drehte sich auf dem Absatz um und ging den Flur entlang, nur um mir zuzurufen: »Übrigens werden wir uns darüber unterhalten müssen, dass du das Anwesen verlassen und dich in die Arme von Formwandlern geworfen hast, ohne mich wenigstens anzurufen.«
Manchmal war er so durchschaubar.
Weitere Kostenlose Bücher