Chicagoland Vampires
Brust, bis er mich aus einem Reflex heraus losließ.
Ich atmete ein wenig schneller als in meinen Übungsstunden – welche Überraschung – und schaffte es wieder auf die Beine.
Ich konnte den Kampf noch ein wenig hinauszögern, aber was die Ausdauer und rohe Gewalt anging, würde er mich irgendwann schlagen. Diesen Zermürbungskrieg konnte ich nur verlieren.
Ich erinnerte mich an das, was ich vorher gesagt hatte. Die Gewinnchancen verbessern.
Während Dominik mühsam wieder auf die Beine kam, sah ich mich um … und entdeckte etwas Nützliches.
Ich tat so, als ob ich schwer verletzt rückwärtshinkte, und hielt mein Schwert vor mir ausgestreckt.
Dominik pirschte sich an seine Beute heran. In seinem Blick lag das Funkeln des Siegers. Ich nutzte all meine Musical-Erfahrung und brachte einige überzeugend klingende Schmerzensschreie zustande.
Er grinste teuflisch und hob sein Schwert. Als ich so tat, als ob ich rückwärtsstolpern und hinfallen würde, rannte er in die ineinander verhedderten Schaukelketten.
Das war meine Gelegenheit.
Dominik mochte wieder seine menschliche Form angenommen haben, aber ich nicht. Ich hatte immer noch die Stärke und Geschwindigkeit eines Vampirs, und bei Gott, ich würde sie jetzt nutzen. Ich ließ mein Schwert fallen.
Ich war so schnell, dass meine Bewegungen für ihn nur schemenhaft zu erkennen waren. Ich riss die Ketten aus ihren Verankerungen. Die Kettenglieder waren noch stabil, aber ihre Verbindungen zu der Schaukel waren, wie ich gehofft hatte, durchgerostet. Ich rannte um Dominik herum, und als er verzweifelt versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, blieben seine Flügel an den Seitenstreben hängen. Ich umwickelte ihn mit den Ketten, bis er regungslos gefangen war und die Demütigung ihn laut aufbrüllen ließ.
Das mit dem Brüllen konnte er ganz gut.
Ich holte mir mein Schwert und stellte mich mit erhobenen Armen vor ihn hin, die Schwertspitze auf ihn gerichtet. Ich war bereit, es zu Ende zu bringen.
»Tu es«, sagte Dominik. »Lass zu, dass deine Hexe lebt, und beende mein Leben.«
»Es bereitet mir keine Freude«, sagte ich zu ihm. »Das ist der Unterschied zwischen uns.«
»Sind wir wirklich so verschieden, Hüterin? Du tötest, weil du es für richtig hältst. Genau wie ich.«
»Ich töte, um das Leben anderer zu retten. Im Gegensatz zu dir mache ich mir keine Illusionen, dass es mich zu einem besseren Vampir macht.« Mit zitternden Händen bereitete ich mich auf den alles entscheidenden Schlag vor.
»Nein!«
Ich erstarrte und sah über meine Schulter. Seth hinkte auf uns zu. Er hielt seinen verletzten Arm, und einer seiner Flügel schleifte auf dem Boden hinter ihm her. »Halt, Merit. Das ist nicht deine Aufgabe.«
Er zuckte zusammen, als er seine gesunde Hand ausstreckte. »Ich werde es tun«, sagte Seth. »Ich werde seinem Leben ein Ende setzen.«
Ich sah ihn an. »Du hast noch nie getötet. Bist du sicher, dass du damit jetzt anfangen willst?«
»Er war jahrhundertelang ein Teil von mir. Er ist im Guten wie im Bösen mein Bruder. Sein Blut sollte an meinen Händen kleben, nicht an deinen.«
Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm widersprechen sollte. Mir schmeckte der Gedanke nicht, einen wehrlosen Mann zu töten, aber es gab keinen Zweifel daran, dass er weiter töten würde, wenn wir ihn nicht daran hinderten. Und Seth wurde offensichtlich schon von großer Trauer geplagt, und ich wollte ihm nicht noch eine weitere Bürde auferlegen.
»Es würde mir Frieden schenken«, sagte er, »zu wissen, dass du nicht gezwungen warst, ein weiteres Leben in meinem Namen zu nehmen. Es würde mir dabei helfen, für den angerichteten Schaden Buße zu tun. Für die Schmerzen. Für das Leiden.«
Es gab keinen Zweifel daran, dass er es ernst meinte. Er war ein erwachsener Mann – und ein guter noch dazu, wie sich mittlerweile herausgestellt hatte. Ich reichte ihm das Schwert.
Er nickte, und als er seine Finger um den Schwertgriff legte und seine Augen sich schlossen, hätte ich schwören können, dass er kurz erzitterte. »Diese Klinge wurde mit deinem Blut temperiert.«
Ich nickte.
Seth verbeugte sich über dem glänzenden Stahl meiner Klinge. »Es ist mir eine große Ehre, Merit von Cadogan, ein Schwert zu verwenden, das so ehrenvoll gefertigt wurde.«
Ich blinzelte überrascht und drückte Ethans Hand fest, als er sie mir reichte.
Seth ging zu Dominik, dessen Flügel immer noch gefesselt waren, und sah auf ihn hinab. »Himmelsbote, du hast in
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