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Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Seelenesser: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Wolfs Spur, einer schnurgeraden Fährte, bei der die Hinterpfoten in die Abdrücke der Vorderpfoten traten. Ihr stoßweises Atmen und das Knirschen ihrer Schneeschuhe hallten durch den Wald.
    »Wir sind schon ziemlich weit nördlich«, stellte Renn fest. Sie waren ungefähr einen Tagesmarsch vom Rabenlager entfernt, das südwestlich von ihnen am Breitwasser-Fluss aufgeschlagen war.
    Wo bist du? , kläffte Torak noch einmal.
    Aus einer Baumkrone rieselte Schnee auf seine Kapuze. Danach kam es ihnen noch stiller vor.
    Torak beobachtete, wie die roten Beeren einer Stechpalme matt wurden. Es ging auf den Abend zu. Das Tageslicht schwand, dunkle Schatten krochen aus dem Unterholz. Torak fröstelte es inwendig, denn nun trat die Dunkelheit ihre Herrschaft an.
    »Dämonenzeit« wird diese Zeit des Jahres auch genannt, denn wenn sich im Winter hoch oben zwischen den Sternen der Große Auerochse aufbäumt, verlassen die Dämonen die Andere Welt und verbreiten Angst und Schrecken im Wald. Ein einziger Dämon kann ein ganzes Tal zugrunde richten, und obwohl die Schamanen Wache halten, können sie nicht alle bändigen. Dämonen sind schwer zu erkennen. Man erspäht sie höchstens aus dem Augenwinkel und kann nicht mit Sicherheit sagen, wie sie eigentlich aussehen, weil sie sich verwandeln, damit sie in die Münder der Schlafenden schlüpfen und von ihnen Besitz ergreifen können. Dort hocken sie in der roten Höhle, rauben ihrem Opfer Mut und Zuversicht und säen stattdessen Bosheit und Streitsucht.
    In diesem Augenblick, beim Anbruch der Dämonenzeit, begriff Torak, dass die Vorzeichen recht gehabt hatten. Wolf hatte keine Antwort geheult, weil er dazu nicht in der Lage war. Weil ihm etwas zugestoßen war.
    Albtraumhafte Bilder schossen Torak durch den Kopf. Wenn Wolf nun versucht hatte, ganz allein einen Auerochsen oder Elch zu reißen? Er war schließlich erst zwanzig Monde alt. Ein kräftiger Huftritt kann einen übermütigen jungen Wolf mit Leichtigkeit töten.
    Vielleicht hatte sich Wolf aber auch in einer Schlinge verfangen. Torak hatte ihm zwar beigebracht, um solche Fallen einen Bogen zu machen, aber vielleicht war Wolf versehentlich hineingeraten. Dann konnte er nicht antworten, weil sich die Schlinge um seinen Hals immer enger zusammenzog.
    Die Bäume knarzten mit den Ästen, Schnee rieselte aus ihren Kronen. Torak legte die Hände an den Mund. Wo – bist – du?
    Schweigen.
    Renn lächelte ihm zu, aber in ihren dunklen Augen spiegelte sich Toraks Angst. »Die Sonne geht unter«, sagte sie.
    Torak schluckte. »Dann geht bald der Mond auf und es ist wieder hell genug.«
    Renn nickte skeptisch.
    Kaum waren sie ein paar Schritte weitergegangen, wandte sie sich um. »Komm mal her, Torak!«

    Wer immer Wolf gefangen hatte, er hatte sich keine große Mühe gemacht, sondern einfach eine Fallgrube ausgehoben und mit einer dünnen Lage schneebedeckter Zweige getarnt.
    Wolf hätte daraus leicht wieder ausbrechen können, aber Torak entdeckte im zerwühlten Schnee am Rand der Grube ein paar Fetzen geflochtenen Leders. »Ein Netz!«, sagte er ungläubig. »Die haben ein Netz benutzt.«
    »Aber es sind keine Pfähle in der Grube«, erwiderte Renn nachdenklich. »Sie wollten Wolf lebendig fangen.«
    Das ist alles ein böser Traum, dachte Torak. Gleich wache ich auf und Wolf kommt mir entgegengesprungen.
    Erst jetzt sah er das Blut. Ein grellroter Spritzer im Schnee.
    »Vielleicht hat Wolf die Kerle ja gebissen«, sagte Renn leise. »Hoffentlich. Hoffentlich hat er ihnen die Hände abgebissen!«
    Torak hob mit bebenden Fingern ein blutiges Fellbüschel auf. Dann gab er sich einen Ruck und beugte sich über die Spuren.
    Wolf hatte sich der Fallgrube durchaus voller Argwohn genähert. Seine langen Sprünge wurden von einer langsameren Gangart abgelöst, bei der die Abdrücke der Vorder- und Hinterpfoten nebeneinanderlagen. Aber er hatte sich doch näher herangetraut.
    Ach Wolf!, sagte Torak stumm. Wieso hast du nicht besser aufgepasst?
    Dann kam ihm in den Sinn, dass es womöglich gerade an seiner Freundschaft mit Wolf lag, dass dieser Menschen gegenüber zu vertrauensvoll war. Vielleicht war ja er selbst, Torak, an allem schuld.
    Er verfolgte die Fährte mit dem Blick. Sie führte nach Norden und die Spuren verharschten schon. Wolfs Entführer hatten einen Vorsprung.
    »Wie viele sind es?«, fragte Renn. Sie hielt sich bewusst zurück, denn Torak war mit Abstand der bessere Spurenleser.
    »Zwei. Der Größere hat tiefere Abdrücke

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