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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Miss - nur als solcher ausgebildet.«
    Will lehnte sich an die Wand. »Ist die Lieferung Stilette schon eingetroffen, Thomas? Ich bin in letzter Zeit auf eine beträchtliche Menge an Shax-Dämonen gestoßen und ich brauche eine schmale Klinge, mit der ich deren Panzerung durchdringen kann.«
    Thomas erklärte weitschweifig, dass es aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse in Idris zu einer Lieferverzögerung gekommen sei, aber Tessas Blick war bereits auf etwas anderes gefallen: ein hohes Gefäß aus hochglanzpoliertem, vergoldetem Holz, mit einem eingebrannten Emblem auf der Vorderseite - eine Schlange, die ihren eigenen Schwanz verschlang.
    »Ist das nicht das Symbol der Dunklen Schwestern?«, fragte sie beunruhigt. »Und was hat das hier zu suchen?«
    »Es ist nicht ganz dasselbe«, widersprach Will. »Bei diesem Behältnis handelt es sich um eine Pyxis. Dämonen haben keine Seele, jedenfalls keine richtige; ihr Bewusstsein entspringt einer Art Energie, die manchmal eingefangen und gelagert werden kann. In der Pyxis ist diese Energie sicher aufbewahrt. Und das Symbol ist ein Ouroboros, der ›Selbstverzehrer‹ - ein uraltes alchemistisches Symbol, das die verschiedenen Dimensionen repräsentiert: unsere Welt im Inneren der Schlange und alle anderen Daseinsformen jenseits des Schlangenkörpers. Beim Emblem der Dunklen Schwestern habe ich zum ersten Mal einen Ouroboros mit zwei Schlangen gesehen.« Will zuckte die Achseln. »Oh, nein, das sollten Sie nicht tun!«, fügte er hinzu und schob sich rasch vor das Behältnis, als Tessa die Hand danach ausstreckte. »Die Pyxis darf von niemandem berührt werden, der kein Schattenjägerblut besitzt. Sonst würden einige wirklich unangenehme Dinge passieren. Und jetzt lassen Sie uns gehen - wir haben Thomas schon genügend Zeit geraubt.«
    »Das macht mir überhaupt nichts«, protestierte Thomas, doch Will war bereits auf dem Weg zur Tür. Tessa folgte ihm, warf aber vor dem Verlassen der Waffenkammer einen Blick über die Schulter zu Thomas, der sich wieder dem Polieren der Klingen widmete. An der Haltung seine Schultern glaubte sie jedoch zu erkennen, dass er irgendwie einsam wirkte.
    »Mir war gar nicht bewusst, dass Sie auch Irdische an Ihrer Seite kämpfen lassen«, wandte sie sich an Will, nachdem er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Ist Thomas ein Dienstbote oder ...«
    »Thomas hat fast sein ganzes Leben im Institut verbracht«, erläuterte Will und führte Tessa um eine scharfe Kurve im Korridor. »Es gibt bestimmte Familien, die die Gabe des zweiten Gesichts besitzen, Familien, die schon immer den Schattenjägern gedient haben. Thomas' Eltern haben Charlottes Eltern hier im Institut gedient und nun dient Thomas Charlotte und Henry. Und seine Kinder werden ihren Kindern dienen. Thomas übernimmt alle möglichen Aufgaben: Er führt die Kutsche, kümmert sich um Balios und Xanthos - unsere Pferde - und hilft bei der Reparatur und Pflege der Waffen. Sophie und Agatha erledigen den Rest, obwohl Thomas ihnen hin und wieder zur Hand geht. Ich vermute ja, dass er eine Schwäche für Sophie hat und nicht möchte, dass sie zu hart arbeitet.«
    Tessa war froh, das zu hören. Nach ihrer bestürzten Reaktion auf Sophies Narbe hatte sie sich schrecklich gefühlt und der Gedanke, dass das Mädchen einen männlichen - und noch dazu einen recht ansehnlichen - Verehrer hatte, beruhigte ihr schlechtes Gewissen ein wenig. »Oder er ist in Agatha verliebt«, überlegte sie.
    »Das will ich nicht hoffen. Ich beabsichtige nämlich meinerseits, Agatha zu heiraten. Sie mag zwar steinalt sein, aber sie bäckt einen unvergleichlichen Kirschkuchen. Schönheit vergeht, doch die Kochkunst besteht.« Vor einer gewaltigen Eichentür mit schweren Messingscharnieren blieb er stehen. »Da wären wir«, sagte er und drückte die Klinke, worauf die Tür weit aufschwang.
    Der dahinterliegende Raum war sogar noch größer als der Ballsaal, den Will Tessa kurz zuvor gezeigt hatte. Lange rechteckige Eichentische erstreckten sich über die gesamte Länge, bis zum anderen Ende, wo das Bildnis eines Engels die Wand schmückte. Auf jedem der Tische spendete eine Glaslampe flackerndes weißes Licht.
    Entlang der hohen Wände verlief eine Galerie mit einem Holzgeländer, die über zwei Wendeltreppen links und rechts des Eingangs zu erreichen war. Sowohl auf als auch unterhalb der Galerie standen endlose Reihen von Bücherregalen, die von Säulen eingefasste, geschützte Alkoven auf beiden Seiten

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