Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
Jem.
    »Ist er immer so?«, fragte Tessa. »So grässlich?«
    »Da solltest du erst mal seinen älteren Bruder kennenlernen«, erklärte Jem. »Im Vergleich zu ihm ist Gabriel das reinste Lamm. Und er hasst Will noch mehr als Gabriel - sofern das überhaupt möglich ist.«
    Will quittierte diese Worte mit einem breiten Grinsen, dann machte er auf dem Absatz kehrt und stiefelte fröhlich pfeifend durch den Flur. Jem zögerte einen Moment und setzte sich dann ebenfalls in Bewegung, wobei er Tessa bedeutete, ihnen zu folgen.
    »Warum hasst Gabriel Lightwood dich so sehr, Will?«, fragte Tessa, als sie zu den Jungen aufgeschlossen hatte. »Was hast du ihm denn angetan?«
    »Ihm eigentlich nichts«, erklärte Will, während er zügig weitermarschierte. »Es geht eher darum, was ich seiner Schwester angetan habe.«
    Tessa warf Jem einen fragenden Blick zu, der jedoch nur achselzuckend erwiderte: »Wo unser Will ist, da ist auch ein halbes Dutzend zorniger junger Damen, die behaupten, er habe ihre Tugend auf dem Gewissen.«
    »Und, stimmt das?«, fragte Tessa, während sie gleichzeitig versuchte, mit den Jungen Schritt zu halten. Schließlich konnte sie in ihren schweren Röcken, die sich bei jeder Bewegung um die Fußknöchel bauschten, nicht so schnell ausschreiten wie bisher. Einen Tag zuvor war die Lieferung der neuen Gewänder aus der Bond Street eingetroffen und sie musste sich erst noch daran gewöhnen, derart teure Kleidung zu tragen. Wehmütig erinnerte Tessa sich an die leichten Kleider, die sie als kleines Mädchen besessen hatte. Darin hatte sie zu ihrem Bruder laufen, ihn gegen das Schienbein treten und davonflitzen können, ohne dass er in der Lage gewesen wäre, sie einzuholen. Einen Moment lang fragte sie sich, was wohl geschehen würde, wenn sie das auch mit Will versuchte. Allerdings hatte sie große Zweifel, ob dies zu ihrem Vorteil enden würde - so verlockend der Gedanke auch sein mochte. »Hast du sie kompromittiert, meine ich?«, fügte sie atemlos hinzu.
    »Du stellst viele Fragen«, sagte Will, bog scharf um eine Ecke und stieg eine schmale Stiege hinauf. »Findest du nicht?«
    »Ja, schon ...«, räumte Tessa ein, während die Absätze ihrer Schuhe laut auf den Steinstufen klapperten, als sie Will die Treppe hinauf folgte. »Aber was bedeutet parabatai? Und was hast du gemeint, als du von Gabriels Vater und seiner Ehre gesprochen hast?«
    »Parabatai heißt auf Griechisch eigentlich ›Ein Kämpfer gepaart mit einem Wagenlenker‹«, erläuterte Jem. »Aber wenn Nephilim diesen Begriffverwenden, meinen wir damit zwei Krieger, die gemeinsam kämpfen - zwei Männer, die schwören, einander bedingungslos zu schützen und sich gegenseitig Rückendeckung zu geben.«
    »Männer?«, hakte Tessa nach. »Diese Gespanne können also nicht aus Frauen bestehen oder einem Mann und einer Frau?«
    »Hattest du nicht gesagt, Frauen verspürten keine Blutrunst?«, entgegnete Will, ohne den Kopf zu wenden. »Und was Gabriels Vater betrifft, lass es mich einmal so formulieren: Er steht im Ruf, für Dämonen und Schattenwesen eine etwas größere Vorliebe zu hegen, als gesund ist. Es würde mich wundern, wenn die nächtlichen Besuche des alten Lightwood in einem gewissen Etablissement in Shadwell ihm nicht eine hässliche kleine Ansteckung mit Dämonenpocken beschert hätten.«
    »Dämonenpocken?«, wiederholte Tessa mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination.
    »Das hat er nur erfunden«, versicherte Jem ihr hastig. »Also wirklich, Will. Wie oft muss ich dir noch sagen, dass es so etwas wie Dämonenpocken gar nicht gibt?«
    Inzwischen war Will vor einer schmalen Tür auf dem ersten Treppenabsatz stehen geblieben. »Ich glaube, hier ist es«, murmelte er und rüttelte am Türknauf. Als nichts geschah, zückte er seine Stele und zeichnete eine schwarze Rune auf das Holz. Sofort schwang die Tür nach innen, wobei eine kleine Staubwolke aufstieg. »Das müsste der Abstellraum sein.«
    Jem folgte ihm in die Kammer und auch Tessa ließ sich nicht zweimal bitten. Sie befanden sich in einem kleinen, quadratischen Raum, nur erhellt vom fahlen Licht, das durch ein schmales Bogenfenster hoch oben in der gegenüberliegenden Mauer hereinfiel. Überall stapelten sich Kisten und Truhen, und abgesehen von einem Haufen alter Waffen in einer der Ecken - schwere Ungetüme aus rostigem Eisen mit breiten Klingen und langen Ketten, an denen klobige, mit eisernen Stacheln bewehrte Metallkugeln befestigt waren - wirkte der Raum wie

Weitere Kostenlose Bücher