Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
Herondale, aber alle nennen mich Will. Ist das wirklich Ihr Zimmer? Nicht sehr einladend, muss ich sagen.« Er spazierte in Richtung Fenster, hielt kurz inne, um die Bücherstapel auf Tessas Nachttisch zu studieren, und wandte sich dann dem Bett zu. »Schlafen Sie öfter ans Bett gefesselt?«, fragte er und deutete mit einer Handbewegung auf die Seile.
    Tessa spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, und war gleichzeitig verwundert, dass sie unter diesen Umständen tatsächlich noch die Kraft hatte, peinlich berührt zu reagieren. Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Bestand vielleicht die Möglichkeit, dass er doch der Magister war? Andererseits hätte ein Mann mit seinem Äußeren es wohl kaum nötig gehabt, ein Mädchen fesseln und einsperren zu lassen, damit sie ihn heiratete.
    »Hier. Halten Sie das mal.« Er reichte ihr den glühenden Stein. Als Tessa ihn entgegennahm, erwartete sie fast, sich die Finger daran zu verbrennen, doch der Stein fühlte sich kühl an. In dem Moment, als er ihre Handfläche berührte, erlosch das Licht zu einem schimmernden Flackern. Bestürzt sah Tessa in Richtung des Jungen, aber der war bereits auf die Fensterbank geklettert und schaute hinaus, scheinbar ungerührt. »Ein Jammer, dass wir im dritten Geschoss sind. Mir würde ein Sprung nach unten zwar gelingen, aber Sie würden das vermutlich nicht überleben. Nein, wir müssen durch die Tür und unser Glück durch das Haus versuchen.«
    »Durch das Haus versuchen ... wie bitte?« Tessa, die von einem Zustand der Verwirrung in den nächsten fiel, schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Wie können Sie das denn nicht verstehen?« Er deutete auf ihre Bücher. »Sie lesen Romane. Da ist es doch offensichtlich, dass ich hier bin, um Sie zu retten. Oder sehe ich etwa nicht aus wie Sir Galahad?« Theatralisch hob er die Arme. »›Meine Stärke ist die Stärke von zehn, denn mein Herz ist rein ...‹«
    Plötzlich ertönte ein schwacher Hall, der aus den Tiefen des Hauses zu kommen schien ... das Echo einer zuschlagenden Tür.
    Im nächsten Moment stieß Will ein Wort aus, das Sir Galahad niemals gesagt hätte, und sprang von der Fensterbank. Mit einem schmerzverzerrten Zucken landete er auf dem Boden und warf einen wehmütigen Blick auf seine verletzte Hand. »Darum werde ich mich später kümmern müssen. Kommen Sie, Miss ...« Er warf ihr einen fragenden Blick zu.
    »Miss Gray«, ergänzte Tessa matt. »Miss Theresa Gray.«
    »Miss Gray«, wiederholte er. »Folgen Sie mir, Miss Gray.« Er lief an ihr vorbei zur Tür, drehte den Knauf, zog daran und ... Nichts passierte.
    »Das geht so nicht«, erklärte Tessa. »Diese Tür lässt sich nicht von innen öffnen.«
    Will grinste spöttisch. »Ach nein?« Blitzschnell griff er nach seinem Ledergurt und zückte eines der daran befestigten Objekte, das an einen langen, dünnen Zweig aus einem silbrig weißen Material erinnerte. Dann drückte er den Stab gegen die Tür und begann zu zeichnen. Dicke schwarze Linien flossen aus der Spitze des biegsamen Stabs und erzeugten ein deutliches Zischen, während sie sich wie verschüttete Tusche über die Holzoberfläche der Tür ausbreiteten.
    »Sie wollen eine Zeichnung anfertigen?«, fragte Tessa skeptisch. »Ich wüsste wirklich nicht, was das bewirken sollte ...«
    Im nächsten Moment ertönte ein Geräusch wie von splitterndem Glas. Der Türknauf, der mit der Stabspitze nicht in Berührung gekommen war, drehte sich ... erst langsam, dann schneller und schließlich sprang die Tür auf, während von ihren Angeln dünne schwarze Rauchfahnen aufstiegen.
    »Jetzt wissen Sie es«, sagte Will, steckte das merkwürdige Objekt wieder ein und bedeutete Tessa, ihm zu folgen. »Lassen Sie uns von hier verschwinden.«
    Unerklärlicherweise zögerte Tessa einen Moment und wandte sich dem Zimmer zu, das während der vergangenen Wochen ihr Gefängnis gewesen war. »Meine Bücher ...«
    »Ich besorge Ihnen neue Bücher«, erwiderte Will, drängte sie in den Korridor vor ihm und zog die Tür fest zu. Dann packte er sie am Handgelenk und schob sie durch den Flur und um eine Ecke herum. Vor ihnen lag die Treppe, die Tessa so viele Male mit Miranda hinabgestiegen war. Will nahm zwei Stufen auf einmal und zog sie hinter sich her.
    Plötzlich ertönte aus dem Geschoss über ihnen ein Schrei - unverkennbar Mrs Darks Stimme.
    »Man hat Ihr Verschwinden bemerkt«, stellte Will fest. Inzwischen hatten sie die erste Etage erreicht. Tessa verlangsamte ihre

Weitere Kostenlose Bücher