Nachschubbasis Godapol
1.
Sie nannte sich Ovara de Montero und war eine Schönheit. Wir hatten sie, ebenso wie einige tausend andere Artisten und Televisionsstars, engagiert, um die größte Schau der Weltgeschichte planmäßig abrollen lassen zu können.
Die Bühne war die 187.000 Jahre alte Marsstadt Topthar gewesen. Die Bösewichte waren jedoch nicht von Schauspielern, sondern von den wahrscheinlich gefährlichsten Fremdlebewesen der Galaxis dargestellt worden – den Hypnos, die sich selbst als Orghs bezeichneten.
Wären die unangenehmen Allüren der Ovara de Montero schon beim Erscheinen dieser hochintelligenten und uns technisch weit überlegenen Gegner durchgebrochen, hätte die Menschheit die Hölle erlebt; eine Hölle aus willenszerstörenden hypnosuggestiven Flutwellen auf parapsychischer Ebene.
Glücklicherweise hatte sich die Dame so lange beherrschen können. Nunmehr aber, nur vier Tage nach dem Abflug der beiden orghschen Großraumschiffe, verlor sie die Beherrschung.
Sie fühlte sich vernachlässigt; viel zuwenig beachtet und umworben.
Vor vier Tagen, am 21. November 2009, hatte ich noch als »Beherrscher des Zweiten Reiches«, Tumadschin Khan, vor neun Vertretern dieses gnadenlosen Intelligenzvolkes gestanden, um bei ihnen den Eindruck zu erwecken, wir Menschen seien noch mächtiger und stärker als sie. Das war gelungen!
Nicht nur ich, sondern rund fünfundvierzigtausend Menschen aus allen irdischen Nationen hatten anschließend zwischen vierundzwanzig und sechsunddreißig Stunden wie betäubt geschlafen. Wir hatten Kräfte gesammelt und die monatelang aufgestaute Erregung abgebaut. Noch hatten wir uns nicht erholt. Der Schock saß zu tief.
Ich verlor also schnell die Geduld. Das Verhalten der Dame war mir unerträglich. Auch ein GWA-Schatten, abgestellt »zur besonderen Verwendung«, hat Nerven.
»Madam, Sie werden langweilig und außerdem viel zu laut. Ihre Rolle als Gattin des erfundenen Herrschers über Arcturus VII haben Sie so gut oder so schlecht gespielt wie jeder andere Darsteller. Sie wußten, das Sie hier auf dem Mars für die Menschheit kämpfen. Seien Sie versichert, daß sich die Hypnosuggestoren aus dem galaktischen Volk der Orghs bei der Unterjochung unserer Heimatwelt weder um Ihren Namen, Ihre äußere Erscheinung oder gar um Ihre Publicity gekümmert hätten. Sie haben nicht mehr getan, als unter anderem auch Ihr Leben und Ihre Gesundheit zu erhalten. Was wollen Sie also, Madam?«
Im Hintergrund des riesigen Prunksaales, meinem sogenannten »Arbeitszimmer«, öffnete sich ein stählernes Druckschott. Major Boris Petronko trat ein.
Boris hatte während der grandiosen Zirkusvorstellung den Befehlshaber meiner »Zyklopengarde« dargestellt. Jetzt war er wieder der Kommandeur eines russischen Raumjagdverbandes und mir unterstellt. General Arnold G. Reling, Chef der GWA, hatte es für gut befunden, diesen seelisch ausgeglichenen Hünen in meiner Nähe zu stationieren. Er, der wohl physisch stärkste Mann der Erde, vielfacher Weltmeister und Olympiasieger im Gewichtheben und Freistilringen der höchsten Klasse, hatte mir schon allerlei unangenehme Besucher vom Leibe gehalten.
Petronko runzelte die Stirn, musterte die sich immer noch arrogant gebärdende Schauspielerin, ließ ein gedehnt klingendes »Hmm« hören – und beendete umgehend den Sonderauftritt der rassigen Ovara de Montero.
Nicht daß der Gigant grob geworden wäre; nein, das kam für Boris nicht in Frage. Er umfaßte mit beiden Händen ihre Taille, hob sie mit spielerischer Leichtigkeit hoch und ging mit der
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