Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
Meinung - es wird Zeit«, bestätigte er Jems Frage leise.
    Geräuschlos stiegen sie die Stufen hinauf und untersuchten die Tür, die sich im Gegensatz zu Wills Erwartung als nicht verschlossen entpuppte und mit einem vernehmlichen Quietschen aufschwang. Vorsichtig schoben sich die beiden Schattenjäger ins Haus, wobei das Licht ihrer Seraphklingen ihnen den Weg wies.
    Wachsam schauten Will und Jem sich in der imposanten Eingangshalle um: Die hohen Bogenfenster hinter ihnen mussten einst prachtvoll gewesen sein, doch nun wechselten sich intakte Scheiben mit zerborstenen ab und durch die spinnwebartigen Risse im Glas waren die verwilderten und überwucherten Gartenanlagen zu erkennen. Der Marmorboden unter ihren Füßen knirschte bei jedem Schritt und in den zahlreichen Spalten und Rissen wuchsen Unkraut und Gras, genau wie in der Auffahrt. Unmittelbar vor Will und Jem führte eine breite, geschwungene Treppe nach oben, in die Schatten des ersten Geschosses.
    »Irgendetwas an Mortmains Angaben kann nicht stimmen«, flüsterte Jem. »Es scheint, als wäre seit Jahrzehnten niemand mehr hier gewesen.«
    Doch kaum hatte er seinen Satz beendet, ertönte auch schon ein Klang - ein Klang, der dafür sorgte, dass sich Wills Nackenhaare aufrichteten und die Runenmale auf seinen Schultern schmerzhaft brannten. Eine Art Gesang schwebte durch die kalte Nachtluft, aber kein liebliches Lied, sondern die Schwingungen einer Stimme, die derart hohe Töne erreichte, wie kein menschliches Organ sie zu produzieren vermochte. Über den Köpfen der beiden jungen Männer begannen die Glasanhänger des Kristallleuchters, wie vibrierende Weingläser zu klirren und sirren.
    »Offenbar ist doch irgendjemand hier«, erwiderte Will leise. Und dann drehten sich die beiden blitzschnell und ohne jedes weitere Wort so um, dass sie Rücken an Rücken standen. Jem schaute in Richtung der offenen Eingangstür, während Will das breite, geschwungene Treppenhaus ins Auge fasste.
    Irgendetwas erschien am oberen Treppenabsatz. Zunächst sah Will nur ein flüchtiges Muster aus dunklen und helleren Flächen, ein Schatten, der sich gleitend bewegte. Als die Erscheinung die Stufen hinunterschwebte, schwoll der Gesang an und Wills Nackenhaare prickelten noch heftiger. Schweißperlen bildeten sich an seinen Schläfen und liefen ihm den Rücken hinunter, trotz der eisigen Luft.
    Die schemenhafte Gestalt legte fast die Hälfte der Stufen zurück, ehe er sie erkannte - Mrs Dark. Ihr hochgewachsener, hagerer Körper steckte in einer Art Nonnentracht, ein formloses dunkles Gewand, das von ihrem Hals bis zu den Füßen herabfiel. In einer ihrer Klauen baumelte eine nicht entzündete Laterne. Sie war allein -oder auch nicht, wie Will in dem Moment erfasste, als sie auf dem mittleren Treppenabsatz stehen blieb. Denn bei dem Ding, das sie in der Hand hielt, handelte es sich keineswegs um eine Laterne, sondern um den abgetrennten Kopf ihrer Schwester.
    »Beim Erzengel«, wisperte Will. »Sieh dir das an, Jem.«
    Sein Freund schaute sich rasch um und stieß einen unterdrückten Fluch aus.
    Mrs Blacks Schädel baumelte an einem grauen Haarzopf, den Mrs Dark umklammerte, als sei er ein Objekt von unschätzbarem Wert. Die weit aufgerissenen Augen schimmerten durchgehend weiß, wie hart gekochte Eier. Auch der Mund stand weit offen und ein dünnes Rinnsal getrockneten schwarzen Blutes war bis zu ihrem Kinn hinabgelaufen.
    Im nächsten Moment unterbrach Mrs Dark ihren Gesang und kicherte wie ein Schulmädchen. »Böse, böse Jungs«, gurrte sie. »Einfach so in mein Haus einzubrechen. Ihr ungezogenen kleinen Schattenjäger.«
    »Hieß es nicht, die andere Schwester sei ebenfalls am Leben?«, murmelte Jem seinem Freund leise zu.
    »Vielleicht hat diese hier ja ihre Schwester wiederbelebt und ihr dann erneut den Kopf abgeschlagen?«, raunte Will zurück. »Das erscheint mir zwar wie viel Arbeit für wenig Brot, aber ...«
    »Mörder«, fauchte Mrs Dark und fixierte Will. »Es reicht dir wohl nicht, dass du meine Schwester schon einmal umgebracht hast, wie? Nein, du musst zurückkehren und mich daran hindern, ihr ein zweites Leben zu schenken. Weißt du eigentlich ... hast du auch nur die geringste Ahnung ... wie es ist, ganz allein zu sein?«
    »Besser als Sie sich jemals vorstellen können«, konterte Will knapp und sah, wie Jem ihm einen verwunderten Seitenblick zuwarf. Das war dumm. Ich hätte so etwas nicht sagen sollen, überlegte Will.
    Mrs Dark stand schwankend auf dem

Weitere Kostenlose Bücher