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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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vergewissert hatte, dass das Pferdegeschirr sicher befestigt war, machte er kehrt und lief leichtfüßig die Stufen hinauf. Doch Tessa stoppte ihn mit einer Handbewegung.
    »Brechen sie jetzt auf?«, fragte sie. »War das jetzt alles?«
    Thomas nickte. »Es ist alles zum Aufbruch bereit, Miss.« Er hatte versuchte, Jem und Will zu überreden, ihn mitzunehmen. Aber Will machte sich anscheinend nun doch Sorgen, dass Charlotte auf Thomas wütend sein könnte, wenn er sich an ihrem Unterfangen beteiligte, und hatte ihm deshalb aufgetragen, im Institut zu bleiben.
    »Außerdem brauchen wir einen Mann im Haus«, hatte Will gesagt, »jemanden, der das Institut schützt, solange wir fort sind. Und Nathaniel zählt in dieser Hinsicht nicht«, hatte er mit einem Seitenblick auf Tessa hinzugefügt.
    Nun zog Will Jems Ärmel hinunter und bedeckte die frisch aufgetragenen Runenmale, während Jem ihn anschaute und ruhig wartete, bis sein Freund seine Stele wieder eingesteckt hatte. Im Licht der Fackeln wirkten ihre Gesichter wie weiße Flecken.
    Unwillkürlich hob Tessa die Hand, ließ sie dann aber langsam wieder sinken. Was hatte Jem noch mal gesagt? »Schattenjäger verabschieden sich nicht, jedenfalls nicht kurz vor einer Schlacht. Und ›viel Glück‹ wünschen wir uns auch nicht. Stattdessen verhalten wir uns so, als sei die Rückkehr eine Gewissheit und keine Glückssache.«
    Offenbar hatten die beiden jungen Männer Tessas Geste bemerkt und schauten nun gleichzeitig zu ihr. Tessa glaubte, Wills blaue Pupillen selbst aus dieser Entfernung sehen zu können. Ein seltsamer Ausdruck lag in seinen Augen, als sich ihre Blicke trafen - der Ausdruck eines Menschen, der gerade aufgewacht ist und sich fragt, ob das, was er vor sich sieht, Traum oder Wirklichkeit ist.
    Jem löste sich als Erster aus seiner Starre und lief die Stufen zu Tessa hinauf. Als er näher kam, erkannte sie seine glühenden Wangen und die funkelnden, fiebrigen Augen und fragte sich, wie hoch die Dosis des Substrats gewesen sein mochte, die Will seinem Freund zugestanden hatte, damit er kampfbereit war.
    »Tessa ...«, setzte Jem an.
    »Ich wollte mich gar nicht verabschieden«, erwiderte sie hastig. »Aber ... es erschien mir so merkwürdig, euch ohne jeden Gruß gehen zu lassen.«
    Jem musterte sie mit einem eigenartigen Blick und tat dann etwas, das Tessa überraschte: Er nahm ihre Hand, drehte den Handrücken nach oben, sodass Tessa ihre eingerissenen Fingernägel und die noch nicht vollständig verheilten Wunden auf ihren Fingern deutlich sehen konnte, und hauchte einen Kuss auf ihre Hand ... nur eine leichte Berührung seiner Lippen.
    Als seine seidenweichen Haare dabei ihr Handgelenk streiften, verspürte sie einen elektrisierenden Schlag, der sie zusammenzucken ließ. Sprachlos schaute sie zu, wie Jem sich wieder aufrichtete und ein kleines Lächeln seinen Mund umspielte.
    »Mizpa«, sagte er.
    Leicht verwirrt blinzelte sie ihn an. »Wie bitte?«
    »Das ist eine Art Abschiedsgruß, ohne sich tatsächlich zu verabschieden«, erklärte Jem. »Er bezieht sich auf eine Stelle in der Bibel: ›Und Mizpa, weil er sprach: Jehova sei Wächter zwischen mir und dir, wenn wir einer vor dem anderen verborgen sein werden!‹ « Tessa erhielt keine Chance, irgendetwas darauf zu erwidern - denn Jem hatte bereits auf dem Absatz kehrtgemacht und sprang die Stufen hinunter zu Will, der reglos wie eine Statue am Fuß der Treppe stand. Tessa glaubte zu erkennen, dass seine schwarz behandschuhten Hände zu Fäusten geballt waren, aber vielleicht handelte es sich auch nur um eine optische Täuschung im flackernden Licht der Fackeln. Denn als Jem ihn leicht an der Schulter berührte, drehte Will sich lachend um und schwang sich - ohne weiteren Blick in Tessas Richtung - auf den Kutschbock. Dann nahm er die Peitsche, ließ sie einmal über den Köpfen der Pferde durch die Luft knallen und lenkte die Kutsche durch das Tor, dessen Flügel, wie von unsichtbaren Händen bewegt, lautlos hinter dem Gespann zuschwangen. Tessa hörte lediglich, wie das Schloss einrastete - ein lautes Klicken in der Abendstille - und wie einen Moment später irgendwo in der Stadt Glocken läuteten.
    Sophie und Agatha erwarteten sie in der Eingangshalle, als Tessa ins Gebäude zurückkehrte. Die Köchin sagte irgendetwas in Sophies Richtung, doch das Dienstmädchen schien gar nicht zuzuhören. Stumm schaute sie Tessa an; in ihrem Blick lag etwas, das Tessa an die Art und Weise erinnerte, wie Will sie

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