Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
Flügel weit aufflogen und ein rechteckiges Fenster in die dunkle Nacht öffneten.
    Der Innenhof lag nicht länger verlassen da: Auf dem Pflaster wimmelte es von Klockwerk-Männern, die mit ungelenken Bewegungen und starren, ausdruckslosen Mienen die Stufen hinaufströmten. Allerdings besaßen sie nicht mehr viel Ähnlichkeit mit den Automaten, die Tessa bisher gesehen hatte. Diese Kreaturen wirkten, als wären sie in größter Eile zusammengeschustert worden: Statt Gesichtern zeigten sie nur glatte Metallovale, die hier und dort mit schuppigen Hautfetzen bedeckt waren. Und einige der Automaten besaßen anstelle von Gliedmaßen lediglich metallene Gerätschaften - eine Sichel statt einer Hand oder eine Säge, die wie eine Parodie eines richtigen Arms aus einem schlaff herunterhängenden Jackenärmel herausschaute.
    Tessa rappelte sich auf und warf sich gegen die weit geöffnete Tür, im Versuch, sie zu schließen. Die schweren Flügel ließen sich nur quälend langsam bewegen. Hinter ihr schrie Sophie wieder und wieder Agathas Namen, während diese erschreckend still dalag. Mit dem Mut der Verzweiflung stemmte Tessa sich ein weiteres Mal gegen die Tür ...
    Und wich entsetzt zurück, als diese ihr im nächsten Moment aus den Händen und ruckartig aus den Angeln gerissen wurde wie ein aus der Erde gerupftes Grasbüschel. Der Automat schleuderte die schwere Holztür beiseite und stampfte auf Tessa zu, die taumelte und das Gleichgewicht verlor. Die wuchtigen Metallfüße des Klockwerk-Mannes dröhnten dumpf auf dem Steinboden, gefolgt von weiterem Klirren und Rasseln, als mindestens ein Dutzend seiner mechanischen Brüder über die Türschwelle drängte und alle mit ausgestreckten Metallarmen auf Tessa zumarschierten.
    Der Mond war bereits aufgegangen, als Will und Jem Highgate erreichten - einen Stadtteil auf einem Hügel im Norden Londons mit einem weiten Ausblick über das still daliegende Häusermeer der Metropole. Das fahle Mondlicht verwandelte den dichten Nebel und den rußigen Kaminqualm, der schwer über der Stadt hing, in eine silberne Wolke. Eine Traumstadt, dachte Will, schwebend in den Sphären. Eine Zeile aus einem Gedicht drängte sich an den Rand seines Bewusstseins ... irgendetwas über das Furcht einflößende Wunder London ... doch die Anspannung des unmittelbar bevorstehenden Kampfes verhinderte, dass er sich an den genauen Wortlaut erinnern konnte.
    Das georgianische Herrenhaus, dessen Adresse Mortmain Will und Jem gegeben hatte, lag in einer weitläufigen Parklandschaft, die von einer hohen Ziegelmauer umgeben war. Von der Straße aus konnte man lediglich die Spitze des dunklen Mansardendachs erkennen. Ein kalter Schauer jagte Will über den Rücken, als sie sich dem Anwesen näherten, doch das verwunderte ihn nicht weiter. Sie befanden sich in der Nähe eines Waldgebietes namens »Gravel Pit Woods« am Rande der Stadt, wo man zwei Jahrhunderte zuvor, während der verheerenden Pestepidemie, Tausende von Leichnamen einfach auf riesige Haufen geworfen hatte. Bis heute geisterten die zornigen Schatten der Toten, denen ein anständiges Begräbnis verwehrt geblieben war, durch das Viertel und Will hatte aufgrund ihrer Umtriebe mehr als einmal nach Highgate reiten und für Ruhe sorgen müssen.
    Ein schwarzes Gittertor in der Gartenmauer verhinderte das unbefugte Betreten des Anwesens, doch Jems Entriegelungsrune machte kurzen Prozess mit dem Schloss. Die beiden Schattenjäger stellten die Kutsche in der Nähe des Tors ab und schlichen die gewundene Auffahrt hinauf, die zum Haupteingang des Herrenhauses führte. Der Weg war von Unkraut überwuchert und in den angrenzenden Gartenanlagen erkannte man die Umrisse zerfallener Nebengebäude und die schwarzen Stümpfe abgestorbener Bäume.
    Mit fiebrig glänzenden Augen wandte Jem sich an Will. »Wollen wir?«, raunte er.
    Sofort zog Will eine Seraphklinge aus dem Gürtel. »Israfel« wisperte er und die Waffe flammte auf wie das Zucken eines Blitzes. Alle Engelsschwerter leuchteten derartig hell, dass Will jedes Mal erwartete, die Klinge würde eine entsprechende Hitzemenge abstrahlen, doch wie üblich fühlte sie sich auch jetzt eiskalt an. Im nächsten Moment erinnerte er sich daran, wie Tessa ihm erklärt hatte, die Hölle sei kalt, und konnte nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken. Damals waren sie um ihr Leben gelaufen und Tessa hätte eigentlich Todesangst haben müssen, aber sie hatte ruhig dagestanden und ihm Dantes Inferno erläutert.
    »Ganz meiner

Weitere Kostenlose Bücher