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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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ganzen Reihe von Waffen.«
    Tessa blinzelte verwundert. »Du meinst damit doch nicht, dass ... dass Charlotte tatsächlich kämpft? Jedenfalls nicht so wie du und Henry, oder?«
    »Aber natürlich. Warum sollte sie auch nicht?«
    »Weil sie eine Frau ist«, sagte Tessa.
    »Das war Boadicea auch.«
    »Wer?«
    »›Dies rief Königin Boadicea, hoch auf ihrem Streitwagen, den Pfeil in der Hand, mit rollenden Augen und lauter Stimme ...‹«, rezitierte Will und brach ab, als er Tessas verständnislosen Blick sah. »Das sagt dir nichts?«, fragte er grinsend. »Wenn du Engländerin wärst, würdest du sie kennen. Erinnere mich daran, dass ich dir ein Buch über sie heraussuche. Na, jedenfalls war Boadicea eine mächtige Königin und Heerführerin, und als sie sich den Römern schließlich geschlagen geben musste, nahm sie lieber Gift, als in Gefangenschaft zu gehen. Sie war mutiger als alle Männer. Ich stelle mir Charlotte gern als ähnliche, wenn auch etwas kleinere Kriegerin vor - aus dem gleichen Holz geschnitzt.«
    »Aber sie kann nicht besonders gut darin sein, oder? Ich meine, Frauen verspüren doch nicht diese Sorte von Gefühlen.«
    »Welche Sorte von Gefühlen?«
    »Blutrunst, vermute ich mal«, erwiderte Tessa nach kurzem Nachdenken. »Grimmige Entschlossenheit. Nun ja, Kriegergefühle.«
    »Ich habe gesehen, wie du diese Metallsäge gegen die Dunklen Schwestern geschwungen hast«, entgegnete Will. »Und wenn ich mich richtig entsinne, dann bestand Lady Audleys Geheimnis darin, dass sie eine Mörderin war.«
    »Dann hast du das Buch also doch gelesen!« Tessa konnte ihre Freude nicht verbergen.
    Will musterte sie amüsiert. »Ich bevorzuge Braddons Die Spur der Schlange. Mehr Abenteuer und weniger bürgerliches Drama. Aber keiner dieser Romane ist so gut wie Der Monddiamant. Hast du schon mal etwas von Collins gelesen?«
    »Ich verehre Wilkie Collins«, quietschte Tessa. »Oh - Der rote Schal! Und Die weiße Frau ... Lachst du über mich?«
    »Nein, nicht über dich«, erwiderte Will grinsend, »eher wegen dir. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der sich so für Bücher begeistern kann. Man könnte glauben, es handele sich um Juwelen.«
    »Nun ja, das sind sie ja auch, oder nicht? Gibt es denn irgendetwas, das du so sehr liebst? Und jetzt sage nicht ›Gamaschen‹ oder ›Rasentennis‹ oder etwas ähnlich Albernes.«
    »Gütiger Gott«, stieß er mit gespieltem Entsetzen hervor, »es scheint, als würde sie mich bereits durch und durch kennen.«
    »Jeder Mensch hat irgendetwas, ohne das er nicht leben kann. Ich werde schon noch herausfinden, was es bei dir ist, keine Sorge.« Eigentlich hatten ihre Worte leichthin klingen sollen, doch der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ Tessa unsicher werden und verstummen. Will betrachtete sie mit einem seltsam unverwandten Blick; seine Augen leuchteten im selben Dunkelblau wie der Samteinband des Buchs in ihrer Hand. Dann wanderte sein Blick weiter - über ihr Gesicht, hinunter zur Kehle und bis zur Taille, ehe er zu ihrem Gesicht zurückkehrte und auf ihren Lippen verweilte. Tessas Herz schlug so wild, als wäre sie eine Treppe hinauf-gestürmt. Irgendetwas in ihrer Brust schmerzte, als hätte sie großen Hunger oder Durst. Da war irgendetwas, das sie sich sehnlich wünschte, das sie wollte und wovon sie doch nicht genau wusste, was es war ...
    »Es ist schon spät«, sagte Will abrupt und wandte den Blick ab. »Ich sollte dich zu deinem Zimmer bringen.«
    »Ich ...« Tessa wollte protestieren, aber dazu bestand überhaupt kein Grund. Will hatte recht. Es war tatsächlich spät geworden, und durch die klaren Scheiben des Erkerfensters erkannte man bereits die nadelförmigen Lichter der ersten Sterne. Tessa erhob sich, drückte das schwere Buch an ihre Brust und folgte Will hinaus in den Flur.
    »Es gibt da ein paar Tricks zur besseren Orientierung im Institut, die ich dir unbedingt beibringen sollte«, sagte er, den Blick weiterhin abgewandt. Seine Haltung strahlte nun etwas merkwürdig Scheues aus, das wenige Augenblicke zuvor noch nicht da gewesen war - als hätte Tessa ihn durch irgendetwas gekränkt. Aber was konnte sie falsch gemacht haben? »Mittel und Wege, die verschiedenen Flure und Türen voneinander zu unterscheiden ...«
    Als er verstummte, sah Tessa, dass jemand durch den Korridor auf sie zukam. Es war Sophie, mit einem Wäschekorb unter dem Arm.
    Sie bemerkte Will und Tessa und blieb stehen, wobei ein vorsichtiger Ausdruck in ihre Augen

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