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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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sprechen könnten ...«
    Charlotte entspannte sich, als der Diener langsam nickte. »Ich werde Mr Mortmain über Ihren Besuch informieren«, sagte er widerstrebend und trat einen Schritt zurück, um sie hereinzulassen. »Bitte warten Sie im Vestibül.« Er schien fast verwundert über seine eigene Nachgiebigkeit. Dann schwang er die Tür weit auf und Charlotte folgte ihm, Henry im Kielsog. Obwohl der Lakai es versäumte, Charlotte einen Stuhl anzubieten - ein Mangel an Höflichkeit, den sie auf die von den Runen erzeugte Verwirrung zurückführte -, nahm er Henrys Mantel und Hut und Charlottes Umhang entgegen, ehe er die beiden allein in der Eingangshalle zurückließ.
    Neugierig schauten sie sich um. Das Vestibül verfügte über eine hohe Decke, war aber frei von den üblichen Ornamenten: Weder klassische Landschaftsgemälde noch Familienporträts zierten die Wände. Stattdessen hingen lange Seidenbanner von der Decke, mit chinesischen Schriftzeichen für Glück; in einer Ecke stand eine indische Schale aus getriebenem Silber, flankiert von Federzeichnungen berühmter Wahrzeichen. Charlotte erkannte den Kilimandscharo, die ägyptischen Pyramiden, das Tadsch Mahal sowie einen Abschnitt der Chinesischen Mauer. Mortmain war eindeutig ein weit gereister Mann und stolz darauf.
    Charlotte drehte sich zu Henry, um sich zu vergewissern, ob auch er sich umgesehen hatte. Doch ihr Mann starrte vage in Richtung Treppe, erneut in seine eigene Gedankenwelt versunken. Ehe Charlotte etwas sagen konnte, tauchte der Lakai wieder auf, ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Henry und Charlotte kamen der Aufforderung nach und schlossen sich dem Diener an, der sie zum Ende des Korridors führte, dort eine schwere, glänzend polierte Eichentür öffnete und sie zum Eintreten einlud.
    Im nächsten Moment fanden sie sich in einem großen Arbeitszimmer wieder, mit breiten Fenstern, die auf den Platz vor dem Haus hinausgingen. Die dunkelgrünen Vorhänge waren zurückgezogen, um Licht hereinzulassen, und durch die Scheiben konnte Charlotte ihre geliehene Kutsche sehen, die am Straßenrand wartete. Das Pferd hatte den Kopf tief in seinen Futterbeutel gesteckt und der Kutscher saß auf dem hohen Kutschbock und las Zeitung. Auf der anderen Seite der Straße bewegten sich die Zweige der Bäume, doch das Rauschen der smaragdgrünen Blätter drang nicht durch die Fenster, die sämtlichen Straßenlärm aussperrten. Im Raum selbst war nichts zu hören außer dem leisen Ticken einer Wanduhr, in deren goldenes Zifferblatt jemand die Worte Mortmain & Company graviert hatte.
    Schwere dunkle Holzmöbel füllten den Raum und an den Wänden hingen mehrere Tierköpfe - ein Tiger, eine Antilope und ein Leopard - sowie weitere unbekannte Landschaften. In der Mitte des Raumes stand ein großer Mahagonischreibtisch, auf dem sorgfältig geordnete Papierstapel lagen, jeweils mit einem massiven Getriebe aus Kupfer beschwert. Ein in Messing eingefasster Globus mit James Wylds berühmter Weltkarte, auf der die Länder unter britischer Herrschaft in Rosenrot abgebildet waren, stand an einer Ecke des Schreibtischs. Der Anblick eines solchen Erdballs irritierte Charlotte jedes Mal - die Welt der Irdischen besaß nicht dieselben Umrisse wie die der Schattenjäger.
    Hinter dem Schreibtisch saß ein kleiner, drahtiger Mann mittleren Alters mit hellgrauen Augen und gebührend ergrauten Koteletten, der sich nun mit einem freundlichen Ausdruck im Gesicht erhob. Seine Haut wirkte wettergegerbt, als hätte er sich viel im Freien aufgehalten. Trotz seiner teuren Kleidung konnte Charlotte ihn sich mühelos an Deck eines Schiffs vorstellen, wo er begierig in die Ferne spähte. »Guten Tag«, begrüßte er seine Gäste. »Walker hat mir zu verstehen gegeben, dass Sie auf der Suche nach Mr Nathaniel Gray sind. Ist das richtig?«
    »Ja«, bestätigte Henry zu Charlottes Überraschung. Henry übernahm nur selten, wenn überhaupt, die Führung in einem Gespräch mit Fremden, und sie fragte sich, ob das möglicherweise mit der kompliziert wirkenden Entwurfszeichnung auf dem Schreibtisch zusammenhing. Henry warf derart sehnsüchtige Blicke darauf, dass man meinen konnte, es handelte sich um sein Lieblingsgericht. »Wir sind hier in England seine nächsten Anverwandten«, fügte er hinzu.
    »Und wir wissen es wirklich zu schätzen, dass Sie sich die Zeit für uns nehmen, Mr Mortmain«, ergänzte Charlotte hastig. »Natürlich ist uns bewusst,

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