Cinema Erotica
Abschiedsstimmung ein. Es fehlten nur noch ein paar Tage für die letzten Szenen, die aufgenommen werden mussten, und da einige der Schauspieler und der Techniker anschließend andere Aufträge wahrzunehmen hatten, wurde beschlossen, so schnell wie möglich zu einer Schlussparty einzuladen. Ben bot seine Farm als Treffpunkt an. Da keine Nachbarn in der Nähe wohnten, konnte es auch nicht zu laut werden.
Alle machten mit. Maddie organisierte bei Grace die Getränke für die Party, darunter auch Obstsäfte, die Zutaten für einen tödlichen Punsch, ein paar Flaschen Schnaps und mehrere Fässer Bier. Andere Kollegen legten nach, sie besorgten Luftballons, alberne Hüte und Party Poppers, die als Mini-Feuerwerk durchgehen konnten.
Ein Freund von Ben war bereit, gegen kleines Geld eine Musikanlage zur Verfügung zu stellen, damit die Scheune beschallt werden konnte. Die ganze Vorbereitung hatte man vor Hugh geheim gehalten, denn niemand wollte ihn dabei haben. Nichts würde der Feier einen größeren Dämpfer geben können als Hugh Shepherd.
Maddie freute sich auf die Party. Sie bot ihr eine großartige Gelegenheit, aus sich herauszugehen. Zu Beginn des Drehs hatte es einige Treffen mit den anderen gegeben, gewöhnlich in einem Pub oder in der Hotelbar, aber mit dem Fortgang des Drehens war die Atmosphäre so biestig geworden, dass Mannschaft und Besetzung nicht mehr in Stimmung waren, ganz abgesehen davon, dass viele Kollegen nach einem anstrengenden Tag viel zu müde waren, um abends noch herumzuhängen. Lieber zogen sie sich auf ihr Zimmer zurück, um sich auf die Tortur des nächsten Tages vorzubereiten. Maddie selbst hatte oft bis spät in die Nacht hinein gearbeitet.
Sie beschloss, sich an dem Abend der Party besonders für Ben zu kleiden. Sie hatte sich an einen seiner ersten Kommentare über ihre wenig passende Kleidung erinnert, und an einem der seltenen freien Tage war sie heimlich zum Einkaufen ins kleine Zentrum von Dorchester gefahren. Sie wusste, dass ihre Zusammenstellung eine großartige Wirkung auf ihn haben würde.
Vor der Party brauchte Maddie Stunden, um sich auf den Abend vorzubereiten, schließlich hatte sie beschlossen, einen bemerkenswerten Eindruck zu hinterlassen. Sie rasierte und wachste, schliff und polierte, sie rieb ein, zupfte und verwöhnte sich. Sie entspannte sich in der Badewanne mit duftenden Ölen, dann wusch sie den Seifenschaum unter der Dusche ab. Sie wusch sich die Haare und putzte die Zähne. Sie wandte Reinigungsmilch an, rieb Gesicht und Ausschnitt mit einer Tönungscreme ein, trug nur wenig Make-up auf, legte aber Wert auf ein Präparat, von dem sie wusste, dass es ihre Augen größer und dunkler erscheinen ließ, die Wimpern länger, die Lippen voller. Alles, was sie tat, hatte nur ein Ziel: Sie wollte unwiderstehlich aussehen und eine sinnliche Sirene sein.
Während sie darauf wartete, dass ihr Nagellack trocknete, entschied sie, Sam Pascali anzurufen. Es nagte immer noch an ihr, dass Miles behauptet hatte, Sam wollte sie nicht mehr bei der Vorbereitung zu D-Day Dawn dabeihaben.
Es ergab einfach keinen Sinn, nachdem Sam zuvor so begeistert von ihrer Arbeit gewesen war und großen Wert darauf gelegt hatte, dass sie bei seinem Film mitarbeiten sollte. Also wollte sie den Stier bei den Hörnern packen und selbst herausfinden, was zu der Meinungsänderung des großen Mannes geführt hatte.
Ihr war bewusst, dass sie das Risiko einging, ihn endgültig zu verärgern, wenn sie ihn zur Rede stellte, aber dieses Risiko wollte sie eingehen. Es war früher Abend, also war es später Morgen in Los Angeles, die richtige Zeit für einen Transatlantikanruf. Sie griff zum Telefon neben ihrem Bett.
»Maddie, hallo«, rief er begeistert.
Das war keine Art der Begrüßung, wenn er mit ihr nichts mehr zu tun haben wollte, dachte sie.
»Miles hat mir gesagt, dass Sie unabkömmlich für D-Day Dawn sind, weil Sie noch ein anderes Projekt angenommen hätten und mit meinem Film nichts mehr zu tun haben wollten. Sagen Sie mir, dass er nur Scherze gemacht hat. Ich habe euren britischen Humor nie begriffen.«
Maddie lachte; es war eine Mischung aus Ungläubigkeit und Entzücken. Ungläubigkeit wegen Miles’ Hinterlist und Entzücken über die Wahrheit.
»Nein, es stimmt nicht, was er gesagt hat«, stellte sie mit viel Gefühl klar. »Sam, in ein paar Tagen endet die Zusammenarbeit mit Hugh. Ich stehe die ganze Zeit für die Vorproduktion Ihres Films zur Verfügung.«
»Großartig«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher