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City - V3

Titel: City - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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der einen völlig umfing und der ein warmes Gefühl der Verbundenheit ausströmte.
Geschichte. Hier war Geschichte, die einem aus allen Winkeln des Hauses entgegensah. Es war
lebendige Geschichte, die einem bis auf die Knochen drang, die Brust einschnürte - der Blick
längstverblichener Augen, der durch die Nacht der Vergangenheit leuchtete.
Noch ein Webster! Sieht nicht nach viel aus. Wertlos. Der Stamm ist aufgebraucht. Ist nicht mehr
wie wir. Wird wohl der letzte von uns sein.
Webster bewegte sich unruhig. »Nein, nicht der letzte«, sagte er laut. »Ich habe einen
Sohn.«
Das ändert nicht viel an der Sache. Er sagt, er hat einen Sohn. Aber der kann auch nicht viel
wert sein -
Webster erhob sich, und Ebenezer rutschte von seinem Schoß.
»Das ist nicht wahr«, rief Webster. »Mein Sohn -«
Er setzte sich wieder in seinen Stuhl.
Sein Sohn war draußen im Walde, mit Pfeil und Bogen.
Beim Spiel. Um sich zu amüsieren.
Ein Steckenpferd, hatte Sara gesagt, bevor sie den Hügel erklomm, um in einen hundertjährigen
Schlaf zu versinken.
Der Mann saß in seinem Stuhl und starrte in die Leere, die sich vor seinen Augen ausbreitete.
Diese furchtbare Leere, das grauenhafte Nichts des Morgen und aller darauffolgenden Tage.
Unbewußt faltete er die Hände und rieb seinen linken Handrücken mit dem rechten Daumen.
Ebenezer kroch durch die von dem Kaminfeuer nur schwach erhellte Dunkelheit, legte seine
Vorderpfoten auf die Knie des Mannes und blickte ihm ins Gesicht.
»Hast du dir die Hand verletzt?«
»Eh?«
»Hast du die Hand verletzt, weil du sie reibst?«
Webster lachte kurz auf. »Nein, nur ein paar Warzen!« Er zeigte sie dem Hund.
»Oh, Warzen!« rief Ebenezer aus. »Die willst du doch nicht.«
»Nein, ich glaube nicht.« Webster zögerte. »Ich bin bloß nicht dazu gekommen, sie wegmachen zu
lassen.«
Ebenezer senkte seinen Kopf auf Websters Hand und leckte den Handrücken. »Schon erledigt«, rief
er triumphierend.
»Was ist erledigt?« fragte Webster.
»Die Warzen.«
Ein Holzklotz fiel ins Feuer. In der aufflammenden Helle besah Webster seine Hand.
Die Warzen waren verschwunden. Die Haut war glatt und sauber.

Jenkins stand in der Dunkelheit und lauschte der Stille, die das Haus den nächtlichen Schatten
überließ. Er lauschte den halbvergessenen Schritten und den Phrasen, die hier vor
längstvergangener Zeit gesprochen wurden, die aber noch in den alten Wänden und Draperien zu
raunen schienen.
Durch einen einzigen Gedanken hätte er die Nacht in Tag verwandeln können, eine einfache
Einstellung der Linsen hätte genügt. Aber der alte Roboter ließ sein Gesicht unverändert. Er
liebte die Dunkelheit, es war die Stunde, in der er sinnen konnte, die Stunde, welche die
Gegenwart versinken ließ und die Vergangenheit wieder zum Leben erweckte.
Die anderen waren schlafen gegangen, nur Jenkins war noch wach. Roboter schlafen nie. Zweitausend
Jahre bei vollem Bewußtsein, zwanzig Jahrhunderte ununterbrochener Wachsamkeit lagen hinter
ihm.
Es war eine lange Zeit, dachte Jenkins. Eine lange Zeit, auch für einen Roboter. Lange bevor die
Menschen auf den Jupiter abgewandert waren, hatte man die meisten der älteren Roboter abgewrackt.
Man hatte sie in den Tod geschickt, um für neuere Modelle Platz zu machen. Die neuen Modelle
waren ähnlicher, glatter und geschmeidiger, mit besseren Sprechwerkzeugen und einer rascheren
Reaktionsfähigkeit ihres metallenen Gehirnes.
Aber Jenkins war geblieben. War er doch ein alter und treuer Diener des Hauses Webster, das ohne
ihn nicht denkbar gewesen wäre.
»Sie liebten mich«, sagte sich Jenkins. Diese drei Worte enthielten eine tiefe Beruhigung - in
einer Welt, die sonst keine Beruhigung kannte. Eine Welt, die den Diener zum Herrn gemacht hatte,
in ihm aber den Wunsch erhalten hatte, wieder Diener zu werden.
Er stand am Fernster und ließ seine Blicke über den Vorhof hinweg zu den nachtdunklen
Eichengruppen schweifen, die sich am Hang entlangzogen. Überall Dunkelheit. Es gab mal eine Zeit,
als überall Lichter brannten, als Fenster ihre freundlichen Strahlen über das weite Land sandten,
das über dem Flusse lag.
Aber der Mensch hatte die Erde verlassen, und mit ihm verschwanden die Lichter. Die Roboter
brauchten kein Licht, sie konnten auch in der Dunkelheit sehen, wie auch Jenkins sehen könnte,
wenn er es wollte. Und die Schlösser der Mutanten waren nachts ebenso dunkel, wie sie tagsüber
furchterregend waren.
Und jetzt war der Mensch

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