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Clementine

Clementine

Titel: Clementine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Pennypacker
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schon mal hier bist, sollten wir nicht über deine Haare sprechen?«
    Als ich an meine Haare dachte, musste ich an Margret denken. Und als ich an Margret dachte, fielen mir die Spangen ein, die sie für ihre Zähne bekommen würde. Ich wünsche mir nichts so sehr wie Spangen für meine Zähne. Aber dann kam mir ein schrecklicher Gedanke: Was, wenn sie spitze Kanten haben?

    Ich wollte mir nicht den ganzen Tag über spitze Sachen Sorgen machen, also schaute ich aus dem Fenster, denn spitze Sachen können nur mit runden Sachen bekämpft werden und Wolken sind da immer gut. Und sofort sah ich eine Wolke, die eine wunderschöne Tätowierung ergeben würde: Sie sah genauso aus wie ein Hund, wenn ein Hund nur zwei Beine hätte, und zwar oben, nicht unten. Ich darf mich noch nicht tätowieren lassen – was ganz schön unfair ist – und deshalb male ich mir alles Mögliche auf die Arme, um es nicht zu vergessen. Aber ich hatte keinen Stift. Ich hielt auf Frau Rice’ Schreibtisch Ausschau nach einem Tätowierstift und plötzlich kam mir eine schockierende Erkenntnis: Ich hatte noch nie die Arme von Frau Rice gesehen! Die steckten immer in Rektorinnenärmeln!
    »Sind Sie tätowiert?«, fragte ich. »Kann ich mal sehen?«
    »Was?«, fragte Frau Rice. »Clementine, wir reden über deine Haare!«
    »Das ist schon lange her«, erinnerte ich sie. Ich fügte ein freundliches Lächeln hinzu, es ist ja schließlich nicht ihre Schuld, dass sie nicht so gut aufpassen kann.

5. KAPITEL
    Sowie ich nach Hause kam, fing ich an Ausschau nach Margrets Füßen zu halten. Aus meinem Küchenfenster kann ich den Bürgersteig vor der Eingangshalle sehen. Und da ich mir alle Schuhe von allen Leuten gemerkt habe, die bei uns im Haus wohnen, weiß ich immer genau, wer gerade kommt oder geht. Vielleicht werde ich später doch Detektivin.
    Ich wartete und ich wartete und ich wartete, und nichts auf der Welt ist so schwer wie Warten. Vor allem wenn du einen heißen Kopf hast. Ich hatte einen, denn meine Mutter bestand darauf, dass ich meine Wintermütze aufsetzte, damit sie meine abgesäbelten Haare nicht sehen musste. Endlich erkannte ich Margrets lila Turnschuhe und rannte ihr in der Eingangshalle entgegen.
    »Zeig mal.«
    Margret zog ihre Lippen auseinander, um mir all ihre Zähne zu zeigen.

    Margrets Mund war der schönste Ort, den ich je gesehen hatte. Er war sogar noch schöner als Dornröschens Schloss in Disneyland, wo ich hinfahren werde, wenn ich zehn bin. Jeder Zahn hatte eine eigene glitzernde Silberspange und dazwischen waren kleine blaue Punkte verteilt wie winzige Geschenke.
    »Das sind Gummibänder«, sagte Margret. »Die müssen jeden Monat erneuert werden und ich kriege dann jedes Mal eine andere Farbe. Die kann ich mir aussuchen.«
    Das brachte mich auf eine großartige Idee.
    Ich zog mir die Mütze vom Kopf, um Margret zu zeigen, dass sie nicht die Einzige war, und schon war sie glücklich. Dann erzählte ich ihr von meiner guten Idee. »Du kannst die Farbe für meine neuen Haare aussuchen. Welche du willst. Du kannst sie auf meinen Kopf malen.« Und schon war sie noch glücklicher.
    »Die Filzstifte sind in meinem Zimmer. Also los«, sagte sie.
    »Ist deine Mutter noch sauer?«, fragte ich.
    »Ja. Aber heute Nachmittag geht sie mit Alan ins Kino.«
    Alan ist der gute Bekannte von Margrets Mutter. So nennen das Erwachsene, wenn sie verliebt sind.
    Also gingen wir in ihre Wohnung. Mitchell war zu Hause und saß vor dem Fernseher. Als er meine Haare sah, fasste er sich an die Brust, fiel vom Sofa und spielte einen Herzanfall. Dann schlug er sich an die Stirn und sagte: »Ihr seid unfassbar, Leute. Einfach unfassbar«, obwohl er doch älter ist und gar nicht nett zu uns sein muss. Ich glaube, er mag mich.

    Margret starrte ihn wütend an. Dann bohrte sie mir den Ellbogen in die Seite und ich starrte ihn ebenfalls wütend an, auch wenn ich gar nicht wusste, warum wir das machten. Ich bin nicht so sicher, dass Margret die Pflegeleichte in der Familie ist.
    Sie zog mich in ihr Zimmer. »Hoffentlich ist bald Sommer«, knurrte sie. »Dann schickt meine Mutter ihn endlich weg.«
    »Du meinst, ins Baseball-Lager? Da will er doch selbst hin, Margret. Das hat mit Wegschicken nichts zu tun.«
    Margret schaute mich mit ihrem Ich-bin-in-der-vierten-Klasse-und-du-nicht-Blick an. »Lebwohl und fort mit Schaden«, murmelte sie.
    Dann holte sie die Filzstifte meiner Mutter hervor. Sie waren alle noch da und sahen aus wie vorher, keine Kappe war

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