Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schildbuerger

Die Schildbuerger

Titel: Die Schildbuerger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kastner
Vom Netzwerk:
Die Schildbürger
    Dressler Kinder-Klassiker

    Erich Kästner erzählt

    DIE SCHILDBÜRGER

    Mit Zeichnungen von Horst Lemke Cecilie Dressler Verlag Hamburg © Cecilie Dressler Verlag, Hamburg 1993

    Die Erstausgabe erschien 1954 im Atrium Verlag, Zürich
    Titelbild und Zeichnungen von Horst Lemke Einbandgestaltung: Manfred Limmroth Gesamtherstellung: Clausen & Bosse, Leck
    Printed in Germany 1993

    ISBN 3-7915-3538-2.
    Autor:
Erich Kästner, 1899 in Dresden geboren und 1974 in München gestorben, ist weltweit einer der bekanntesten Kinderbuchautoren. Ausgezeichnet wurde er u. a. mit dem Internationalen Jugendbuchpreis, der HansChristian-Andersen-Medaille
    Buch:
Sind die Schildbürger wirklich so dumm, wie sie tun? Alles machen sie verkehrt. Sie versuchen sogar, Licht in Säcke zu füllen, nachdem sie beim Bau ihres Rathauses die Fenster vergessen haben. Dabei war die Klugheit der Bürger von Schilda früher so bekannt, daß man überall im Land ihren Rat begehrte. Doch als sie sich endlich
    wieder um ihre eigene Stadt kümmern wollen, beschließen sie, sich dumm zu stellen. Erich Kästner hat in diesem Band die seltsamsten Streiche der närrischen Weisen aus Schilda für Kinder nacherzählt.
    INHALT

    Waren die Schildbürger

    wirklich so dumm, wie sie taten? 7

    Die Schildbürger

    bauen ein Rathaus 14

    Der versalzene Gemeindeacker 21

    Wer am besten reimt,

    wird Bürgermeister 25

    Der Kaiser besucht

    die Schildbürger 29

    Die Kuh auf der alten Mauer 32

    Die versunkene Glocke 36

    Ein Krebs kommt vor Gericht 39
    Das Herz auf dem
rechten Fleck 42 Erziehung in einem Tag
oder gar nicht 44
    Die Folgen der Dummheit

    für Schilda und die übrige Welt 46

    Nachwort 50

    WAREN DIE SCHILDBÜRGER WIRKLICH SO DUMM, WIE SIE TATEN?
    Im Mittelalter, damals, als man das Schießpulver noch nicht erfunden hatte, lag mitten in Deutschland eine Stadt, die Schilda hieß, und ihre Einwohner nannte man deshalb die Schildbürger. Das waren merkwürdige Leute. Alles, was sie anpackten, machten sie verkehrt. Und alles, was man ihnen sagte, nahmen sie wörtlich. Wenn zum Beispiel ein Fremder ärgerlich ausrief: »Ihr habt ja ein Brett vorm Kopf!«, griffen sie sich auch schon an die Stirn und wollten das Brett wegnehmen. Und meinte ein anderer ungeduldig: »Bei euch piept es ja!«, so sperrten sie neugierig die Ohren auf, lauschten drei Minuten und antworteten dann gutmütig: »Das muß ein Irrtum sein, lieber Mann. Wir hören nichts piepen.«
    So viel Dummheit brachte manchen durchreisenden Kaufmann der Verzweiflung nahe. Andre wieder lachten sich darüber halbtot. Und mit der Zeit lachte, zu guter Letzt, das ganze Land. Kam jemand von einer längeren Reise zurück, so fragte man ihn auch schon, kaum daß er sich die staubigen Stiefel ausgezogen hatte: »Was gibt’s Neues in Schilda? Erzähle!« Und wenn er dann, beim Braunbier, den neuesten Schildbürgerstreich auftischte, hielt sich die vergnügte Runde die Bäuche. »Nein«, riefen sie, »wie kann man nur so dumm sein!«
    An dieser Stelle muß ich euch ein Geheimnis anvertrauen. Es heißt: So dumm kann man nicht sein! Daraus folgt einwandfrei, daß auch die Schildbürger nicht so dumm waren, sondern daß sie sich nur so dumm stellten! Das ist natürlich ein großer Unterschied! Wer nicht weiß, daß zwei mal zwei vier ist, der ist dumm, und ihm ist schwer zu helfen. Wer es aber weiß und trotzdem antwortet, zwei mal zwei sei fünf, der verstellt sich. So ähnlich wie er machten es die Schildbürger.
    Und wer unter euch scharf nachdenken kann, der wird mich etwas ganz Bestimmtes fragen wollen. Nun? Was wird er fragen wollen? »Warum stellten sich die Schildbürger eigentlich so dumm? Warum und wozu? Was halten sie davon?« Ganz recht. Was hatten sie davon? Wer läßt sich schon gern vom ganzen Lande auslachen? Wer ist schon gerne, und noch dazu freiwillig so dumm wie Bohnenstroh? Außer den Schildbürgern wüßte ich niemanden. Und damit ihr sie versteht, muß ich erst einmal erzählen, wie ihre Dummheit zustande kam. Die Geschichte ist ein bißchen verzwickt. Ich kann’s nicht ändern. Paßt also gut und genau auf!
    Lange, sehr lange bevor die Schildbürger durch ihre sprichwörtliche Dummheit berühmt wurden, waren sie, im Gegenteil, fleißig, tüchtig, beherzt und aufgeweckt. Ja, sie waren sogar tüchtiger und gescheiter als die meisten anderen Leute. Das sprach sich bald herum. Und wenn man sich anderswo keinen Rat mehr wußte, schickte man einen berittenen Boten nach

Weitere Kostenlose Bücher