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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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dreimal zu lesen, bevor Joe ungeduldig fragte: »Worum geht es, Edgar?«
    »Ranipur«, antwortete Edgar. »Man verlangt dort nach mir. Kommt manchmal vor.«
    Der Name war Joe vertraut. Ranipur. Vertraut, aber zwischen all den zusammenhanglosen Informationen über Indien konnte er ihn nicht zuordnen.
    »Ein Fürstentum.« Edgar nahm eine gerahmte Landkarte von der Wand und legte sie zwischen ihnen auf den Tisch. »Ungefähr dreihundert Meilen entfernt. Hier ist Simla. Und da unten ist Delhi. Hier verläuft die Eisenbahnlinie von Simla nach Kalka und Umballa - so sind Sie letzten Monat angereist. Auf dieser Karte ist sie nicht verzeichnet, aber es gibt eine private Eisenbahnlinie, die in Umballa auf die Hauptstrecke trifft. Hier.« Er wies mit einem gespreizten Finger darauf. »Es ist eine Schmalspureisenbahn wie die, die nach Simla führt. Der Maharadscha von Ranipur hat sie legen lassen, um den Zugang zu seinem Reich zu verbessern. Und sein Reich ist groß. Na ja, vielleicht nicht im Vergleich zu einigen anderen Staaten des königlichen Indien wie . Hyderabad zum Beispiel, aber dennoch groß genug. Ungefähr die Größe von Norfolk, würde ich meinen. Und auch sehr wohlhabend. Der Maharadscha ist angeblich der zehntreichste Mann der Welt. Wenn man sich die Konkurrenz ansieht, dann will das schon etwas heißen. Er lässt sich zwar nicht mit Diamanten aufwiegen, aber er liegt nicht im unteren Hundert-MillionenBereich. In seiner Jugend war er knallhart! Das musste er auch sein, um seinen Anspruch auf den Thron von Ranipur durchzusetzen, der feucht war vom Blut eines halben Dutzends unmittelbarer Vorgänger. Ich habe die Einzelheiten nie ganz erfahren, aber ich kann Ihnen versichern, seine frühen Jahre in Ranipur lassen die Tragödie Die Herzogin von Malfi wie ein fröhliches Musical aus der Feder von Gilbert und Sullivan erscheinen!«
    »Erzählen Sie mehr«, bat Joe und las das Telegramm, das Edgar ihm reichte. »Erzählen Sie mir von diesem Achtung gebietenden Fürsten.« Joe las das Telegramm laut vor. »>Bitte stellen Sie Troop von Dienstag 15ten bis Dienstag 22ten zur Verfügung. Geben Sie Ankunftszeit in Ranipur durch.<« Joe wackelte in vorgetäuschtem Erstaunen mit den Augenbrauen. »>Troop zur Verfügung stellen?< Wofür hält er Sie? Für den Botenjungen von Sir George?«
    »Ach, Udai Singh ist ein guter Mann. Wir hatten schon oft miteinander zu tun. Wir vertrauen einander. Kaum zu glauben. Warum sollte der angesehene Herrscher von Gott weiß wie vielen Millionen Indern, der Vertraute des britischen Raj , der vorbildliche Erneuerer und bla, bla, bla . warum sollte ein solcher Mensch sich auf vertrautem Fuße mit einem Halunken wie mir befinden, nicht? Aber so ist es nun einmal.«
    »Ach, ich weiß nicht«, meinte Joe listig, »ich kann mir schon vorstellen, dass es Güter und Dienstleistungen gibt, die nur Sie bieten können.«
    Edgar lachte, lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarre an. »Als ich seinerzeit hierher kam, nahm ein Tourist mit mir Kontakt auf, ein Tourist, der einen Tiger schießen wollte. Ob ich dafür sorgen könne? Tja, kurz und gut, ich konnte dafür sorgen. Dieser Volltrottel - Brigadier Montagu Wickham-Skeith - brachte seinen Tiger wie gewünscht zur Strecke, aber mir unterlief ein Fehler. Ich kannte damals das Land noch nicht so gut und war prompt in das Fürstentum von Ranipur geraten. Der Brigadier und ich wurden von den Grenzwachen aufgebracht und kurzerhand in den tiefsten Kerker unter dem Schlossgraben geworfen. Ich hielt es für mehr als wahrscheinlich, dass man uns von Elefanten zu Tode trampeln lassen würde! Ein Brauch, der erst kurz zuvor ausgestorben ist. Wenigstens glaube ich, dass er ausgestorben ist ...
    Jedenfalls wusste ich, dass der Herrscher immer noch die Entscheidung über Leben und Tod seiner Untertanen treffen durfte - und zweifelsohne auch über mutmaßliche Wilderer. Dank der Gnade der Vorsehung hatte der Fürst zufällig gerade eine große Jagd arrangiert - mit dem Vizekönig, diversen Botschaftern, königlichen Blaublütlern auf Besuch und Gott allein weiß, mit wem noch alles! Und es gibt eine Sache, die ich gut kann - nun ja, es gibt viele Sachen, die ich gut kann, aber eine im Besonderen, nämlich das Organisieren einer Jagd. Die Wildenten von Ranipur sind weltweit berühmt. Der Brigadier und ich wurden - immer noch in Handfesseln - herausgeführt, vermutlich um von einem der britischen Würdenträger identifiziert zu werden. Wir können nicht sehr

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