Club der gebrochenen Herzen
hatte den armen Kerl praktisch genötigt. Sie hatten danach miteinander gelacht, als sie verschwitzt Seite an Seite lagen, überrascht von der eigenen Anstrengung, aber vielleicht war er nur ihretwillen verlegen gewesen. Er bedauerte zweifellos die ganze Chose, daher ihre Flucht.
Penny stieg aus der Wanne. Während sie sich abtrocknete, betrachtete sie einen Druck an der Wand. Vom Alter vergilbt zeigte er die Ruinen einer riesigen Kathedrale – klaffende Fenster, zerfallene Gewölbe; sie konnte den Namen des Gebäudes ohne ihre Brille nicht lesen. Hatte Harold die Besenreiser auf ihren Schenkeln bemerkt, oder hätte er dazu seine Brille gebraucht? Wichtiger noch, würde er wie üblich zum Abendessen erscheinen?
Mit pochendem Herzen zog sie sich an und ging nach unten. Stimmengemurmel drang aus der Bar, dann ertönte schallendes Gelächter von Sonia, einer amüsanten, aber verbitterten Geschiedenen.
India kam mit mehreren Flaschen in beiden Händen aus der Küche.
»Hast du Buffy gesehen?«, fragte India. »Ist er bei dir oben gewesen?«
»Warum sollte er bei mir sein?«
»Ich möchte ihm unsere Neuigkeit sagen.« India blickte herum und senkte die Stimme. »Voda und ich werden heiraten!«
» Heiraten? «
»Also eine Lebenspartnerschaft schließen.« Sie kratzte an ihrem Nasenstecker. »Wir haben noch niemandem sonst davon erzählt, aber du bist quasi Familie.«
Penny küsste sie. »Wie wundervoll!«
»Ich bin so glücklich, ich wünschte, jeder könnte so glücklich sein. Ich wünschte, du könntest auch so glücklich sein, und Buffy. Ich werde lernen, wie man Lämmer auf die Welt bringt und Hühner hält.« Sie umarmte Penny, wobei die Flaschen hinter Pennys Rücken aneinander schlugen. »Das Haus hier hat was. Tobias hat es Heartbreak Hotel getauft, aber das trifft es nicht richtig. Vielleicht tut sich ja auch bei dir etwas.«
»Was, bei lauter Frauen?«
India machte sich los. »Was hast du gegen Frauen?«
»Nichts. Tut mir leid.«
»Das Gute an Frauen –«
India brach ab. Voda kam aus der Küche. Sie wedelte mit einem Blatt Papier. »Buffy hat eine Notiz hinterlassen«, sagte sie. »Auf der Kommode, der Doofkopf, ich habe sie gerade erst gefunden. Er schreibt, er ist ab nach London, und ob sich wohl jemand um den Hund kümmern kann.«
War Buffy fortgesaust, um Monica zu suchen? Pennys Interesse war nur von kurzer Dauer. Sie hatte andere, drängendere Anliegen.
Sie ging in die Bar und hielt abrupt inne. Harold stand da und plauderte mit Sonia. Obwohl er seine alte Kordjacke trug, hatte er sich mit einem weißen Hemd herausgeputzt. Er musste sich gerade geduscht haben, sein Haar war noch feucht.
Pennys Herz machte einen Sprung. Er sagte etwas Komisches, Sonia prustete heraus und legte die Hand auf seinen Arm.
In dem Augenblick drehte Harold sich um und sah Penny. Er murmelte etwas zu Sonia und ging auf sie zu.
»Gott sei Dank, du bist hier«, sagte er.
»Natürlich bin ich hier.« Ihre Kehle wurde trocken.
»Ich hatte die irre Vorstellung, du läufst davon.«
Sie schüttelte den Kopf.
Er schaute sie an, die schwarzen Brauen zusammengezogen. »Es wäre auch egal gewesen.«
»Wieso?«
»Weil ich dich gefunden hätte.«
SECHZEHNTES KAPITEL
Buffy
Buffy fuhr durch die Dunkelheit, und Tränen liefen ihm übers Gesicht. Er hörte Bachs Kantate Nr. 82, gesungen von Lorraine Hunt Lieberson.
Schlummert ein, ihr matten Augen
Fallet sanft und selig zu!
Er befand sich auf der stark befahrenen M 40 kurz nach Birmingham, es war Rushhour.
Welt, ich bleibe nicht mehr hier …
Hinter Buffy blendeten Scheinwerfer auf. Er schnäuzte sich und wich auf den mittleren Fahrstreifen aus.
Welt, ich bleibe nicht mehr hier,
hab ich doch kein Teil an dir,
das der Seele könnte taugen …
Seine Navi-Lady schwieg während der Autobahnfahrt. Er konnte schwerlich behaupten, dass er sie vermisste, nicht bei dieser Musik, doch er fand sie auf ihre eigene Art so wohltuend wie Bach. Beim zweiten Kreisverkehr fahren Sie links ab . Nolan, der Buffys schlechten Orientierungssinn kannte, hatte ihm als Dankeschön, dass er ihn als Lehrer engagiert hatte, das Navi eingebaut. Bei der nächsten Kreuzung biegen Sie links ab . Wie Cordelias Stimme in König Lear war die der Navi-Lady sanft und leise, was er großartig bei einer Frau fand. Am allerbesten aber war, sie wusste, wo's langging. Anders als Buffy.
Er musste verrückt sein. Was sollte er sagen, wenn er bei Monica angekommen war? Was, wenn sie
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