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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
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fühlte er sich ihr sehr nahe und nahm irgendwie an, sie fühle dasselbe für ihn – auch sie musste doch erkannt haben, dass sie füreinander die letzte Chance auf Glück waren, und sicher war sie von derselben überraschenden Welle von Zärtlichkeit erfasst worden. Das war freilich lächerlich – nichts weiter als eine solipsistische Projektion. Nun, da er entschlossen war zu handeln, brauchte er seine ganze Zuversicht. Die Zeit lief davon.
    Er aß ein Sandwich im Pub und fuhr dann weiter zum Herrenausstatter. Er wollte sich neue Boxershorts kaufen – hatte Monica wohl seine beschämend schlabberige Unterhose gesehen? – und vielleicht ein schickes Hemd, eventuell gestreift. Während er den Bürgersteig überquerte, schaute er zum ersten Stock hoch. Harold war sicher in seine Arbeit vertieft, sonst würde er nach oben gehen und ihn um Rat fragen. Warum reduzierte die Liebe einen Erwachsenen – einen Mann wahrlich fortgeschrittenen Alters – zu einem ängstlichen Jugendlichen? Denn es war Liebe, was er für Monica empfand, oder zumindest ihr erstes Aufglimmen. Er war ein Mann, der jahrelang keinerlei Appetit mehr gehabt hatte und nun an einem offenen Fenster vorbeiging und brutzelnden Speck roch. Plötzlich verspürte er einen quälenden Hunger, eine schon für alle Zeit verloren gegebene Empfindung.
    Zur Hölle mit den Gästen. Voda und India könnten sich um die kümmern. Er würde Monica zum Dinner ausführen und sie bitten, noch übers Wochenende zu bleiben, wenn die anderen fort waren. Sie würden das ganze Haus für sich haben … prasselndes Kaminfeuer, gebutterte Scones. Sie würden Gäste sein in seinem eigenen Hotel, wie Kinder, sobald die Erwachsenen verschwunden sind. Vielleicht würden sie eine Spritztourzum Samstagsmarkt in Ludlow machen und Arm in Arm herumspazieren, Glühwein schlürfen und über grotesk missratenes Gemüse lachen. Vielleicht, nur vielleicht … er wusste er war etwas vorschnell …, aber vielleicht würde das Schreckgespenst Weihnachten nicht mehr so bedrohlich näher rücken mit seiner Last der Einsamkeit und Ausgrenzung, seiner Rolle des geduldeten Gastes bei diversen Festivitäten seiner diversen Familien oder ähnlichem …
    Als Buffy das Geschäft betrat, befand er sich innerlich schon auf dem Flug nach Venedig – nein, irgendwohin, wo er noch nie mit einer Frau gewesen war. Caracas zum Beispiel. Er und Monica, den Reiseführer auf den Knien, saßen im Flugzeug und kippten Champagner in Plastikbechern hinunter. In ihrem Gepäck lagen, eingepackt in Seidenpapier, ihre jeweiligen Weihnachtsgeschenke – etwas unpassend, da sie sich nicht gut kannten, aber wen scherte das schon? Sie flogen gemeinsam über den Ozean. Das Leben war kurz, und sie wurden nicht jünger, eine Bemerkung, die er sich wohlweislich verkneifen musste. Ein Riesenschlamassel? Na wenn schon.
    Der Herrenausstatter war wie üblich ohne Kunden. Hinter der Theke ereiferte sich der Verkäufer, das Handy an sein Ohr gepresst, über eine Autoversicherung. Buffy sah sich die Frontglas-Schubfächer mit Hemden an und suchte nach seiner Größe.
    Genau in dem Augenblick materialisierte sich Penny im Hintergrund des Geschäfts. Buchstäblich wie ein Geist. Buffy zuckte zusammen. Sie bewegte sich unauffällig vorbei an einer Gliederpuppe, ganz in Barbour-Bekleidung, in Richtung Tür. Als sie Buffy entdeckte, blieb sie abrupt stehen.
    »Was tust du denn hier?« Sie starrte ihn mit geröteten Wangen an.
    »Ich habe dich nicht bemerkt«, sagte er »Bist du die ganze Zeit da gewesen?«
    »Aber natürlich!«, sagte Penny scharf. »Ich habe mich nach Weihnachtsgeschenken umgesehen, Schals, vielleicht ein schönes Paar Handschuhe. Ein wunderbares Geschäft, mit all dem Mahagoni, so herrlich altmodisch wie in Werden Sie schon bedient? Gott sei Dank hat es noch niemand in einen Crabtree & Evelyn Shop umgestylt.« Sie redete wild drauf los, immer röter werdend. »Ich könnte, ohne zu übertreiben, meine gesamten Weihnachtseinkäufe hier in deiner reizenden Stadt tätigen, ich bin ganz verrückt nach dem flippigen Hippieladen, hast du gesehen, die verkaufen indianische Traumfänger. Traumfänger! Erinnerst du dich an eine Freundin von mir, wie hieß sie noch mal gleich, die du nicht ausstehen konntest? Die mit den Katzen und den Graslilien? Sie hatte überall die Traumfänger baumeln, erinnerst du dich?«
    Penny hielt inne, schnappte nach Luft. Buffy sah sie interessiert an. Dieser Redeschwall konnte nur eins

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