Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
you, is there?“
In meinem Zimmer zog ich die Vorhänge zu und legte mich aufs Bett. In Gedanken bat ich Devi um Entschuldigung dafür, dass ich so wenig an sie gedacht hatte heute. Ich wollte etwas tun im Andenken an sie und dachte kurz daran, ihr einen Brief zu schreiben. Aber als ich Papier und Bleistift in der Hand hatte, begann ich stattdessen zu zeichnen. Nicht, dass ich gut im Zeichnen gewesen wäre, eher im Gegenteil. Als ich mein Werk betrachtete, musste ich feststellen, dass es überhaupt nicht wie Devi aussah. Kurze Zeit später schlief ich ein.
Sehr lange hatte ich nicht geschlafen, als ein leises Klopfen mich weckte. Ich öffnete die Augen und sah, wie sich die Terrassentür langsam öffnete und eine Hand die Vorhänge sanft zur Seite schob.
„ Bist du wach?“
„ Jetzt schon. Hallo Rana, komm rein.“
„ Geht’s dir gut?“
„ Ja, schon. Wie spät ist es denn?“
„ Kurz nach 7. Willst du was essen?“
„ Bin nachher mit Moni zum Essen verabredet.“
Rana nickte nur und verschonte mich mit Fragen. Stattdessen sah sie zur Seite und ihr Blick fiel auf meinen Nachttisch. „Warum hast du denn Angela Merkel gemalt?“
Lachend nahm ich das Blatt Papier, zerknüllte es und warf damit nach ihr.
Als das Telefon klingelte, erschraken wir beide. Es war Henry.
„ Sag mal, wie viele Freunde und Verwandte hast du denn noch? Ich kann die aber nicht alle umsonst unterbringen, das verstehst du schon? Ich geb deinen zwei Frauen jetzt das Zimmer von Isabelle. Aber 400 pro Nacht müssen sie schon bezahlen, einverstanden?“
„ Was ist los? Henry? Ich bin’s, Mattes. Wovon redest du denn. Was für Frauen?“
„ Wie, weißt du gar nicht? Hier sind zwei Frauen, die dich besuchen wollen. Komm halt mal her.“
Ratlos legte ich auf und schaute Rana an. „Versteh‘ ich nicht. Henry sagt, da sind zwei Frauen angekommen. Alle Menschen, die ich kenne, sind schon hier. Wer kann das sein?“
Rana war natürlich auch neugierig, und so machten wir uns beide auf den Weg. Henry kam uns entgegen, hatte aber nur eine Frau dabei, nicht zwei. Vor Schreck blieb ich stehen. Die Frau sah aus wie Devi, nur 10 Jahre älter. Henry hielt kurz an und stellte uns vor: „Das ist Herr Mattheus, mit dem Ihre Schwester sich sehr gut verstanden hat in den letzten Tagen. Vielleicht wollen Sie sich nachher noch etwas unterhalten? Mattes, das ist Frau Schmidt, Devis Schwester. Sie ist für die Beerdigung gekommen.“
Ich drückte der Frau die Hand, die Devi so ähnlich sah, und doch so ein ganz, ganz anderer Typ war. Aber ich verstand immer noch nicht, warum Henry mich angerufen hatte. Der sah meinen ratlosen Blick und erklärte: „Geh mal weiter zur Rezeption, da wartet jemand auf dich!“
Wir gingen weiter und in der Lobby standen wirklich zwei Frauen, eine junge, und eine alte. Die alte kam mir irgendwie bekannt vor.
„ Tante Agnes? Wie jetzt? Im Ernst, Tante Agnes? Was machst du denn hier?“
„ Junge, das frage ich dich! Was machst du hier? Wenn das dein Vater wüsste! Was machst du denn für Sachen?“
Tante Agnes hatte mich gepackt und drückte mich fest an ihre Brust.
„ Bist du mir nicht mehr böse?“
„ Ach Joachim, wieso soll ich böse sein? Du bist doch der letzte Verwandte, den ich habe neben meiner Alberta. Familie ist füreinander da, egal was!“
Erst jetzt guckte ich mir die junge Frau näher an. Sie war fast so groß wie ich, schlank, hatte halblange blonde Haare, die sie rechts hinters Ohr gesteckt hatte, und trug eine übergroße, schwarze Sonnenbrille. „Alberta?“
„ Hallo Joachim. Nenn mich Alba, bitte. Ich konnte Mutti ja schlecht alleine fliegen lassen. Sie hat darauf bestanden, sofort hierher zu fliegen, als sie den Artikel gelesen hat. Ich war so doof und habe ihn ihr gezeigt.“
„ Ich fasse es nicht. Ihr seid hierhergeflogen, weil ihr den Artikel von Rana gelesen habt? Wieso denn?“
„ Das muss Mutti dir erklären, ich verstehe es nämlich nicht. Sie glaubt, du wolltest sterben, weil du so alleine bist und sie macht sich Vorwürfe, dass sie sich die ganzen Jahre nicht gemeldet hat.“
„ Ach Tante Agnes! Ehrlich?“
„ Ich hatte Angst, dass ich dich nicht wiedersehen würde.“ Tante Agnes hatte Tränen in den Augen. Alberta dagegen rollte ihre.
Ich drückte meine Tante nochmal und reichte Alberta die Hand, die sie aber absichtlich übersah. „Wie wunderschön, dass ihr hier seid! Ich wäre auch so zurückgekommen, ehrlich, Ich weiß gar nicht, was ich sagen
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