Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
Dorothys schrille Stimme: „So which of you young girls likes Matt? Because if nobody wants him, then I’ll take him!”
Kapitel 32
Am nächsten Morgen wachte ich ganz von selbst gegen 9 Uhr auf. Ich blieb noch eine Weile im Bett und dachte an den gestrigen Abend. Ich konnte mich nicht erinnern, mich je so wohl und aufgehoben gefühlt zu haben. Ging es einem so, wenn man Freunde hatte? Gleichzeitig vermisste ich Devi und wünschte so sehr, dass sie gestern hätte dabei sein können. Obwohl: sie und Moni, ob das gut gegangen wäre?
Ich konnte noch immer nicht fassen, dass Moni mir hinterhergeflogen war. Es war, als sei einer meiner vielen Tagträume wahr geworden. Es ist peinlich, das zuzugeben, aber so wie andere Leute Sportschau gucken oder Videospiele spielen, so pflegte ich auf meinem Bett zu liegen und davon zu träumen, dass ich etwas Großes vollbringe (so im Sinne von die Stadt vor Terroristen retten oder ein aus einem Hochhaus fallendes Baby mit bloßen Händen fangen), und dass dann Moni kommt und so etwas in der Richtung sagt wie: „Du bist ja ein richtiger Held!“ Na ja, ein richtiger Held war ich noch immer nicht, aber ich hatte etwas wirklich Verrücktes getan und dabei Freunde gefunden und in dem Moment war Moni dazu gekommen. Nur, dass ich schon gar nicht mehr an Moni gedacht hatte. Dass in den Tagen hier etwas mit mir geschehen war, was alles verändert hatte. Und dass ich gar kein Held mehr sein wollte.
Noch ganz in Gedanken versunken erschien ich zum Frühstück. Die Türen nach draußen standen weit offen und ein frischer Wind spielte mit den weißen Vorhängen. Im Frühstücksraum saßen einige Amerikaner, aber keiner aus der Runde von gestern Abend, außer Dorothy, die alleine an einem der Tische an der Terrassentür saß und mir zuwinkte. Sie sei schon seit zwei Stunden wach, im Alter brauche man ja nicht mehr so viel Schlaf, erklärte sie mir. Es gehe ihr so gut wie seit langem nicht mehr, und sie wisse nicht, ob es an unserem netten Club liege, oder daran, dass sie beschlossen habe, nun doch nicht mit dem Trinken aufzuhören.
Die Gäste vom Nebentisch hatten aufgehört zu essen und starrten Dorothy, die, wie Amerikaner das so manchmal an sich haben, nicht gerade leise geredet hatte, entgeistert an. Ich erinnerte sie daran, dass hier durchaus noch Leute wohnten, die den Alkohol besiegen wollten. Sie hielt sich gespielt erschrocken die Hand vor den Mund, und wandte sich dann an ihre Landsleute: „If you don’t want to end up like me, you better stop drinking! I wish I had never started.“
Dann machte sie eine wegwerfende Handbewegung und beugte sich wieder zu mir. Ob ich mich denn nun entschieden habe: Welche von den Frauen ließ mein Herz höher schlagen? Rana komme ja leider nicht in Frage, das sei mir ja wohl klar?
Ich nickte.
Und dann sei da ja noch diese Frau, die erst vor ein paar Tagen gestorben sei, die hätte sie gerne noch kennengelernt. Sie habe gehört, dass es passiert sei, gerade als ich mein Herz verloren hatte. Das sei ja wirklich sehr tragisch. Dorothy meinte, sie hätte, wäre sie nur ein paar Tage früher gekommen, der jungen Frau mal ins Gewissen geredet. Dann wäre die heute noch am Leben!
Ich musste lachen, und dabei kamen mir die Tränen. Ich wusste gar nicht mehr, wieso mir Dorothy am Anfang so unsympathisch gewesen war. Vielleicht hatte sie sogar recht und Devi hätte sich prima mit ihr verstanden.
Da blieben jetzt nur noch Moni und Isabelle übrig, aber ehe Dorothy auf die Vorzüge der beiden näher eingehen konnte, erschienen Moni und ihre Jungen im Frühstücksraum. Letztere hielten sich nicht lange auf, sondern stürmten gleich ans Büffet. Moni setzte sich zu uns und bestellte erst einmal einen Latte Macchiato.
„ Ich bin etwas gerädert. Lag von 4 bis 7 wach.“ Zu Dorothy: „Jet lag!“
Dorothy nickte verständnisvoll, legte ihre Hand auf Monis Hand, und stand dann auf. „I don’t have jet lag but I’m tired anyway. I think I’ll go to my room. You two have fun!”
Um Moni klar zu machen, dass Dorothy’s offensichtiche Verkupplungsversuche überhaupt nichts mit mir zu tun hatten, fragte ich ganz lässig: „Und wie geht’s Uwe? Hält er zu Hause die Stellung?“
Moni seufzte. „Wir müssen wirklich mal reden, glaube ich. Bist du eifersüchtig? Verstehe ich das richtig? Mattes, wir sind schon so lange befreundet. Und nie hast du mir irgendein Anzeichen gegeben, dass du mehr von mir willst.“
„ Wolltest du denn mehr von
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