Code Delta
sie nur russische Soldaten trugen. Galya fuhr zu Rook herum. »Es war das Militär, das Sie angeschossen hat?«
Rook war nicht sicher, ob Galya ihn ausliefern würde, aber es hatte keinen Sinn mehr, sie anzulügen. »Ja.«
»Und sie sind gekommen, um Sie zu töten?«
Rook griff nach hinten und zog sein Schießeisen. »Sie werden es versuchen.«
Galya zögerte. Die Männer näherten sich mit gezückten Waffen der Hütte. »Gehen Sie nicht raus«, sagte sie zu Rook, dann griff sie nach ihrem Gewehr.
»Warten Sie, was wollen Sie denn …«
»Stanislaw, ich habe das Warten satt.« Sie ging zur Tür. Rook stöhnte auf bei dem Versuch, sich zu bewegen. Der Schmerz war zu stark. »Ich habe einen Bruder, Maxim Dashkow. Er lebt an der Nordküste, in Sewerodwinsk«, fügte sie hinzu. »Er kann Sie außer Landes bringen.«
Rooks Sorge, dass Galya ihn ausliefern könnte, legte sich. Anscheinend wollte sie, dass er sich durchs hintere Fenster verdrückte, wie er es vorgeschlagen hatte. »Ganz sicher?«
»Sagen Sie ihm, es war mein letzter Wunsch.«
Bevor Rook begreifen konnte, trat Galya mit einem freundlichen Gruß vor die Tür, hob ihr Gewehr und schoss. Rook sah eine rosafarbene Wolke vor dem Fenster aufsteigen, als die Kugel den Kopf eines der Soldaten durchschlug. Zu einem zweiten Schuss kam Galya nicht. Der andere Soldat schaltete auf Dauerfeuer. Viele seiner Kugeln gingen daneben und durchlöcherten die Hütte, so dass Rook sich zu Boden warf. Doch fünf davon trafen Galya. Als sie fiel, glitt ihr das Gewehr aus den Händen und rutschte zurück in die Hütte.
Der überlebende Soldat, der von Rooks Gegenwart nichts ahnte, näherte sich vorsichtig Galyas Leiche. Er hielt die Waffe weiter auf sie gerichtet und stieß sie mit dem Fuß an. Sie war offensichtlich tot, aber der Soldat hob das AK - 74 M und zielte auf ihren Kopf.
»He, Kumpel«, sagte Rook.
Der Soldat wirbelte zu ihm herum, aber er hatte keine Chance. Rook hatte sich Galyas Gewehr herangezogen und schoss ihm in die Brust. Der Mann ließ seine Waffe fallen und sank in die Knie. Mit einer Mischung aus Überraschung und Hass starrte er Rook an, bevor er mit dem Gesicht auf den mit Kiefernnadeln bedeckten Boden krachte.
Rook fühlte Galyas Puls, obwohl er im Grunde schon wusste, dass es sinnlos war. Er legte ihr das Gewehr wieder in die Hand, schloss ihr die Augen und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Doch, du warst eine Bärin. Danke.«
Er hasste sich für das, was er anschließend tun musste, aber Galya hätte es verstanden. Er nahm an Vorräten aus der Hütte mit, was er tragen konnte, dazu eine Landkarte, etwas Geld, Streichhölzer und Kerzen, und machte sich dann zu Fuß auf den Weg. Galya ließ er einfach liegen. Nur, wenn der Tatort unberührt blieb, bestand die Chance, dass seine Anwesenheit unbemerkt blieb. Er konnte sie nicht beerdigen. Die Behörden mussten überzeugt sein, dass es ein tragisches Missverständnis zwischen zwei Soldaten und einer alten, mit einem Gewehr bewaffneten Einsiedlerin gegeben hatte. Sonst wären sie ihm sofort wieder auf den Fersen.
Den SUV konnte er aus dem gleichen Grund nicht nehmen. Rook fühlte sich ein bisschen wie David Banner am Ende einer Episode von Der unglaubliche Hulk . Er ging Richtung Norden, wo das Wetter noch kälter war und die Freiheit lockte. Natürlich hätte er um Hilfe rufen und sich aus dem Land ausfliegen lassen können, aber er war nicht sicher, ob er zu seinem alten Leben zurückkehren wollte. Wie Galya brauchte er ein wenig Alleinsein, um seine Seele zu erforschen und, falls nötig, einen ehrenvollen Weg zu finden, sich zu den Toten zu gesellen, die er nach Walhalla vorausgeschickt hatte.
63 Washington, D. C.
Boucher saß an einem großen, antiken Schreibtisch und lehnte sich in einen braunen Ledersessel, der sich über die Jahre der dickleibigen Gestalt seines Besitzers angepasst hatte. Er saß unbequem. Der Sessel gehörte nicht ihm.
Ebenso wenig wie das Büro.
Niemand wusste, dass er hier war. Nicht die Sekretärin, die draußen vor den geschlossenen Bürotüren an ihrem Tisch saß. Nicht seine Untergebenen bei der CIA . Kein Sicherheitsbeamter. Er war ein Geist. Das war nicht besonders schwierig für jemanden, dem seine Sicherheitsfreigabe Zugang zu fast allem in Washington verschaffte, einschließlich Überwachungskameras, Schlüsseln und Terminplänen.
Er saß jetzt seit fünfzehn Minuten hier und wartete. Wenn Marrs sich an seinen morgendlichen Terminplan hielt, würde
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