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Code Delta

Code Delta

Titel: Code Delta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeremy Robinson
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Verwandlung funktioniert hat?«
    Der andere Mann schwieg einen Moment lang, dann lachte er bösartig. »Ganz einfach … es ist absolut perfekt. Was gäbe es Besseres, um Kings Niederlage zu besiegeln, als wenn sein kleines Mädchen ihm ein Messer ins Herz stößt? Darin besteht unser letzter Test. Sie wird King töten.«
    62 Sibirien, Russland
    Rook saß in dem fellgepolsterten Stuhl in der Ecke. Das Feuer im Kamin wärmte ihn von außen, und der Wodka von innen. Doch die Schmerzen in seinem Oberkörper dämpfte der Alkohol nur unwesentlich.
    Galya war eine rücksichtslose Chirurgin. Sie hatte ihn einfach aufgeschnitten und eine nach der anderen die Schrotkugeln aus seinem Fleisch herausgepult. Nach einer zermürbenden Stunde ohne Betäubungsmittel war sie fertig gewesen und nähte ihn wieder zu. Das war jetzt einen Tag her, und er versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen, während er Wodka schlürfte und Galya bei der häuslichen Arbeit zusah.
    Trotz ihres Alters, das sie nicht nennen wollte, wirkte sie fit und energiegeladen. Sie arbeitete effizient und sicher, säuberte die Hütte und setzte einen Eintopf aus Kartoffeln, Karotten und dem Fleisch des Rentiers auf, das sie erlegt und fachgerecht zerteilt hatte.
    Mit frischem Feuerholz kehrte sie in die Hütte zurück und blies sich in die Hände. »Es gibt wieder eine kalte Nacht.«
    Ein bisschen beschwipst von dem vielen Wodka, warf Rook ihr ein schiefes Lächeln zu und sagte auf Russisch: »Vielleicht fällt mir etwas ein, wie ich Sie wärmen kann.«
    Sie stutzte und sah ihn an. Ihr ernstes Gesicht war gefurcht von Jahren harter Arbeit. Aber jetzt breitete sich ein Lächeln darauf aus, das mehrere Zahnlücken enthüllte. Dann lachte sie lauthals. »Vorsicht, mein Junge. Da würden Sie vielleicht mehr abbeißen, als Sie runterschlucken können.«
    Rook gluckste. »Eine echte russische Bärin, was?«
    Galya zog sich eine Art Hocker ans Feuer, kaum mehr als ein abgeschnittenes Stück Baumstamm, und streckte die Hände aus, um sie zu wärmen. Sie wurde ernst. »Es gab eine Zeit, da lebte ich nicht allein, und damals mag das zugetroffen haben. Aber diese Bärin hat ihre wilden Jahre hinter sich. Jetzt versuche ich einfach nur weiterzuleben.« Sie sah Rook an und rang sich ein Lächeln ab. »Nicht, dass man das wirklich Leben nennen könnte. Eher Überleben.«
    »Es gefällt Ihnen hier nicht?«
    »Es ist mein Heim. Seit zwei Jahrzehnten.« Sie sah wieder in die Flammen. »Aber seit Kolyas Tod vor zwei Jahren … Ich mache weiter meine Arbeit und habe seine mit übernommen, doch im Grunde warte ich nur darauf, dass der Tod uns wieder vereint. Mein Pech ist, dass meine Mutter und meine Großmutter beide fast hundert Jahre alt geworden sind.«
    »Dann liegen noch, wie viel, fünfzig Jahre vor Ihnen?«, meinte Rook.
    Sie schenkte ihm ein schiefes Lächeln. »Versuchen Sie immer noch, mich ins Bett zu kriegen?«
    Rook lachte und zuckte zusammen. Selbst bei der kleinsten Anspannung der Muskulatur stießen Schmerzlanzen durch seinen Bauch.
    Galya bemerkte es und stand auf. »Vielleicht sollten Sie sich hinlegen.« Sie reichte ihm die Hand und half ihm hoch.
    Rook, der mehr als einen Kopf größer war als die alte Frau, sah mit breitem Grinsen auf sie herunter. »Ich wusste doch, dass Sie es gar nicht erwarten können.«
    Sie versetzte ihm einen Klaps auf die Brust. »Sie geben wohl nie auf?«
    »Nicht bei Mädchen, die ich mag«, sagte Rook, obwohl er wusste, dass die Wahrheit komplizierter war. Ihr Humor und der Alkohol betäubten nicht nur den physischen Schmerz. Die Erinnerung an den Tod seiner Teamkameraden war noch frisch, und er hätte sie gerne vergessen, und sei es nur für eine Nacht.
    Sie legte den Arm um Rook und half ihm zum Schlafzimmer. Doch bevor sie die Tür erreichten, merkte er, wie sie sich unruhig umsah. »Da ist jemand«, sagte sie.
    Das Brummen eines Motors kam näher, dann quietschten Bremsen.
    Adrenalin schoss durch Rooks Adern. Sie suchten noch nach ihm. »Ich klettere hinten zum Fenster hinaus«, sagte er.
    »Glauben Sie, es sind die Männer, die Sie angeschossen haben?«, fragte sie.
    »Bekommen Sie hier Besuch? Jemals?«
    Ihr Stirnrunzeln war Antwort genug. Nein.
    Sie ließ Rook in der Schlafzimmertür stehen und spähte nach draußen. Zwei Männer in Tarnuniformen stiegen aus einem schwarzen SUV . Auf den ersten Blick sahen sie genauso aus wie die Jäger, die Rook beschrieben hatte, bis auf die Waffen – AK - 74 M Sturmgewehre –, wie

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