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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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sich auf den Klodeckel und wartete ab, bis das Feuer unter seiner Badewanne erloschen war. Von der Flasche Wodka war nichts zu sehen. Er verfluchte Demandt, er wünschte, er würde brennen wie das Viehzeugs.
    Doch wie der Gestank in seiner Nase allmählich verschwand, so ließ auch der Druck in seinem Inneren nach. Es war ein kurzer, aber heftiger Anfall gewesen. Beinahe wäre er wieder in sein altes Schema verfallen.
    Levy hatte für diesen Tag genug. Er ging zurück an den Computer. Mit zwei Klicks fuhr er die Anlage auf Stand-by. Noch immer stand sie inmitten des großen Lofts, das er erst einmal seit seinem Krankenhausaufenthalt betreten hatte. Die wenigen Kleidungsstücke, die er für die Reha an der Ostsee gebraucht hatte, waren aus dem ohnehin knappen Bestand des Schranks schnell zusammengewühlt. Nur den großen Kühlschrank galt es abzustellen. Ansonsten stellte die karge Möblierung – ein Bücherregal, ein Bett, ein Tisch, zwei Stühle – keine Ansprüche.
    Auf dem Weg zurück ins Badezimmer entledigte er sich seiner Sachen und stopfte sie in die Waschmaschine. Das Kurzprogramm sollte genügen. Ohnehin ging es ihm bei dieser Routine nur um das monotone und beruhigende Drehen der Trommel, das ihn bei seinem allabendlichen Bad sanft auf den Schlaf vorbereiten sollte.
    Während das Badewasser einlief, riskierte er einen Blick in den Spiegel.
    Er hatte zugenommen. Gottlob, er sah halbwegs gesund aus. Die Brandmale an seiner linken Körperseite, die sich bis zum Scheitel hinaufzogen, waren leidlich mit den Transplantaten verheilt. Noch ein paar Monate, und er würde sich wieder in Badehosen sehen lassen können.
    Was würde eine Frau sagen, wenn sie ihn so sähe, fragte er sich. Würde sie sich erschrocken abwenden?
    Dr. Frankenstein und seine Kreatur. Der Vergleich war nicht ohne. Sein Leib und seine Seele waren von zu vielen Toten gezeichnet.

3
    Die Wirkung des Heroins ließ nach. Stufe um Stufe stieg er hinab in den Keller seiner Erinnerungen. Jeder Schritt schmerzte. Seine blutunterlaufenen Augen sahen im speckigen Grau an der Decke einen Film, wie immer, wenn die Droge ihn allein in der Welt zurückließ.
    Die Nacht war schwarz und klebrig.
    Leuchtspurmunition tackerte Morse-Codes über die Dächer der einst so stolzen Stadt rund fünfzig Kilometer westlich von Bagdad. Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
    Binnen kurzem war die Luft erfüllt von Detonationen. In diesem Gefecht gab es keine Zuschauer, die sicher wie bei einer Talk-Show das Treiben auf der Bühne beobachten konnten. Hier war jeder mitten im Geschehen. Jeder war Teil einer Inszenierung von Macht – sowohl jene, die Demokratie und westliche Zivilisation ins Zweistromland brachten, als auch jene Teile der Bevölkerung, die sich verzweifelt dagegen zur Wehr setzten.
    Für sie war ihre Heimat die Wiege der westlichen Kultur. Beide Parteien waren der festen Überzeugung, jeweils in Gottes eigenem Land zu leben, während die Gegenseite ihr Leben und ihre Kultur aus niederträchtigen Gründen zerstören wollte.
    So ging es viele Tage und Nächte lang. Da sich die Bürger dieser Stadt nicht so schnell wie gewünscht überzeugen ließen, griffen die Befreier in ihrer Verzweiflung zu den äußersten Mitteln. So kamen die Waffen doch noch zum Einsatz, deren angeblicher Besitz den Krieg hatte rechtfertigen sollen.
    Der Tod kam mit viel Getöse aus der Luft. Er war wunderschön anzusehen, wie er sich am Himmel in bunten Spuren verlöschender Sterne zeigte.
    Muhammed, so hieß der Prophet ihres Gottes.
    Auch er war eine Art Prophet, und nicht der einzige. Dieser Gott verfügte über viele Propheten, die seine Botschaft in die Welt trugen. All diese Propheten glaubten an dessen Macht. Dieser Gott war kein Hirngespinst, keine Überlieferung aus antiken Zeiten, sondern ein mächtiger Streitherr der Gegenwart. Die Zukunft gehörte ihm, und er war sein Prophet.
    Doch in dieser Nacht war sein Gott unbarmherzig. Er sandte Feuer und Schwefel vom Himmel, und er machte keinen Unterschied zwischen Kämpfern und Kindern, Männern und Frauen.
    In dieser Nacht war ein blutrotes Kreuz über jeden Türeingang dieser Stadt gezeichnet, und ein jeder würde seinen Glauben im Feuer büßen.
     
    Muhammed erhob sich mit einem Ruck von der Pritsche, seine Hand zitterte zum Tisch. In einem Brillenetui bewahrte er das Besteck und das braune Pulver auf. Er ließ eine Portion auf den Löffel rieseln und gab Zitronensäure und Wasser dazu. Während die Flamme einer

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