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1116 - Der Hexenkelch

1116 - Der Hexenkelch

Titel: 1116 - Der Hexenkelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich wartete an der Kasse des Supermarkts, und vor mir stand eine dicke Frau mit hennarot gefärbten Haaren, die sich mit der Kassiererin stritt. Um was es genau ging, hatte ich nicht mitbekommen, jedenfalls konnten beide keine Freundinnen werden, und die Kundin giftete die Angestellte an, weil sie etwas zweimal berechnet hatte.
    Die Kassiererin wehrte sich. Es ging hin und her, und an der zweiten Kasse wurde man ebenfalls aufmerksam. Dann kam der Geschäftsführer, und ich stand da mit meinen Einkäufen; es war nicht besonders viel und fiel auch nicht aus der Reihe.
    Ein paar Konserven, ein Sechserpack Bier, Toilettenpapier, Zahnpasta und so weiter. Was der Mensch eben braucht. Kaffee hatte ich auch gekauft, Tee ebenfalls. Es war einfach über mich gekommen. Wahrscheinlich auch, weil es den plötzlichen Regenschauer gegeben hatte, so daß ich in den Supermarkt hatte flüchten können. Ansonsten brachte mir Sukos Partnerin Shao mit, was ich so brauchte, aber an diesem frühen Abend hatte ich es eben allein versucht und war reingefallen.
    Der Geschäftsführer war ein kleiner Mensch mit dicker Brille. Zwei Frauen sprachen auf ihn ein. Er hörte hin, schaute dabei gottergeben zur Decke und gab der Kundin schließlich recht, die darüber sehr froh war. Sie blähte ihre Wangen auf, stieß dann die Luft durch den Mund, bevor sie triumphierend in die Runde schaute, um zu zeigen, daß sie die Gewinnerin war.
    Auch mich blickte sie an, und es gefiel ihr nicht, daß ich den Kopf schüttelte. »Ist was, Mister?«
    »Mit mir nicht.«
    »Ach, Sie meinen mich.«
    »Jeder ist eben so wie er ist.«
    »Ja - eben.« Sie packte endlich ihre Einkäufe in die Tüte, und dann war ich an der Reihe.
    Die Kassiererin war so aufgeregt, daß sie noch im nachhinein zitterte. Sie wischte sich sogar Tränen aus den Augen und atmete tief durch.
    »Manchmal sind auch die Kunden schlimm«, sagte ich.
    »Ja, Mister, da haben Sie recht. Besonders diese Frau. Es gibt immer Streit, wenn sie hier einkauft. Niemand kann es ihr recht machen. Diese Menschen sind schrecklich, die so denken.«
    Das konnte ich ihr nachfühlen. Bei mir klappte alles reibungslos. Die wenigen Lebensmittel paßten in die Tüte, und den Sechserpack mit dem Bier trug ich in der linken Hand.
    Es war ein warmer Sommertag gewesen. Ein kurzes Gewitter hatte zwar für Feuchtigkeit gesorgt, aber weniger für Abkühlung, denn als ich den Parkplatz betrat, wehte kniehoch Dunst darüber hinweg. Die Nässe war auch weiterhin vorhanden, aber die dunklen Wolken hatten sich verzogen, und am Himmel zeigte sich bereits wieder das erste Blau. Sogar die Sonne erschien. Sie brannte mir bereits wieder in den Nacken.
    Ich hatte den Rover nahe der Zufahrt zu einem Anbau geparkt, der als Lager diente. Der Regen hatte die Kunden vertrieben oder zurückgehalten. Jetzt kamen sie wieder. Durch die Einfahrt schoben sich mehrere Fahrzeuge.
    Ich erreichte den Rover und öffnete den Kofferraum. Dort fanden die Einkäufe ihren Platz. Der Weg bis zu meiner Wohnung war nicht besonders weit, aber ich würde trotzdem zu kämpfen haben, denn in London staute sich mal wieder der Verkehr.
    Ich zog die Fahrertür auf.
    Hinter mir hörte ich ein Geräusch. Ein scharfes Atmen vielleicht. Ich war irgendwie immer auf dem Sprung, drehte mich um und schaute in das Gesicht eines fremden Mannes, der auch bei diesem warmen Wetter einen Trench trug.
    Den hatte er in der Mitte allerdings zur Seite geschoben. Durch die Lücke schaute mich etwas an.
    Es war die Mündung einer Maschinenpistole!
    ***
    Wir sagten beide kein Wort. Ich mußte mir eingestehen, daß ich mit einer derartigen Begegnung nicht gerechnet hatte, und dementsprechend überrascht war ich.
    Mein Blick glitt von der Waffe hoch und zum Gesicht des Mannes. Es war gerötet. Der Typ stand unter Druck. Er war etwa in meinem Alter, hatte ein nicht unsympathisches Gesicht, sehr helle Augen und einen schmalen Mund, der zu einem verzerrten Grinsen verzogen war. Er schwitzte, und das lag bestimmt nicht nur an der Temperatur. Auch innerlich war er aufgeheizt.
    Ich behielt die Ruhe. »Was soll das?« fragte ich. »Wollen Sie mich berauben?«
    »Einsteigen!« flüsterte der Mann.
    »Warum?«
    »Steig ein!«
    Ich überlegte. Ein Profi war dieser Mensch nicht. Die verhielten sich anders. Wahrscheinlich hatte er noch nie in seinem Leben mit einer derartigen Waffe geschossen, aber sein verdammter Finger lag am Abzug. Ein kurzes Zucken nur, und ich war tot, ohne daß er es so genau

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