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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Vidal
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des von Goldgier getriebenen Abenteurers Pizarro, herrschten in den Hochebenen der Kordilleren die Inkas. In der Stadt Portillo, dreitausend Meter hoch in den Anden gelegen, an der Grenze zwischen Chile und Argentinien, erzählen sich die Einwohner immer noch die Legende von der gequälten Seele des Inka Illi Yunqui.
    Wie es im zwanzigsten Jahrhundert seit den 50er-Jahren die Oberschicht im Winter in das reizvolle Portillo zieht, so kam der Inka sechshundert Jahre zuvor im Sommer dorthin, um am Nascu teilzunehmen, einem königlichen Bankett auf dem Berg, das der Herrscher und sein Hofstaat nahe bei ihrem Gott feierten.
    Während eines solchen Nascu stürzte die Geliebte von Illi Yunqui, Prinzessin Kora-Ilé, in einen Abgrund und starb. Man sagt, die Trauer des Inka ließ die Berge erzittern. Der Abkömmling der Sonne erklärte, dass im ganzen Reich kein Grab errichtet werden könne, das die Schönheit seiner Kora-Ilé angemessen repräsentieren würde.
    Er befahl, ihren Körper in feinstes Linnen zu hüllen, versammelte den königlichen Hofstaat um einen See und ließ seine Geliebte in das eisige Wasser hinab. Der Legende nach nahm das Wasser in dem Moment, als die sterblichen
Überreste der Prinzessin in der Tiefe verschwanden, eine smaragdgrüne Färbung an, die genau der Farbe von Kora-Ilés Augen entsprach.
    Seitdem kann man angeblich in Vollmondnächten Klagelaute über dem Inka-See hören, und das Wasser kräuselt sich, wenn die trauernde Seele des Inka ihr ewiges Klagelied singt.
    Derselbe Mond schien in einer kalten Oktobernacht auf die Straße, als ein dunkelroter Peugeot den Berg hinauffuhr. Seit Pinochet der chilenischen Demokratie ein Ende gesetzt hatte, war kaum ein Monat vergangen.
    Manche behaupteten, dass Allendes marxistisches Regime und seine Missachtung der Institutionen des Landes zu den katastrophalen Ereignissen geführt hätten, aber für eine ganze Generation von Chilenen war dies ihre erste Erfahrung mit dem Leben unter einer Militärdiktatur.
    Jetzt, während die Armee ihre Stellung im ganzen Land festigte, waren Ausgangssperren in Kraft und Reisen streng reglementiert. Besonders die Benutzung der Straßen von Santiago bis zur Grenze war strikt verboten.
    Doch die Insassen des Peugeot hatten keine Probleme an den Straßensperren. Obwohl sie Zivilkleidung trugen, riefen ihre Ausweise augenblickliches Salutieren hervor, und die Schranken wurden gehoben, um sie passieren zu lassen. Als sie sich Portillo näherten, sahen sie die markante blaugelbe Fassade des Luxushotels. Das Auto wurde von einem Armeesergeanten gesteuert, neben ihm saß ein Major. Auf dem Rücksitz saß neben zwei Kleinkindern eine Angehörige des Schwesterncorps mit dem Rang eines Capitán.
    Als sie vor dem Hotel anhielten, kamen Träger angelaufen und übernahmen ihr Gepäck. Seit dem Putsch im
September war das Hotel für Touristen geschlossen, und die Straßen an der Grenze waren dem Militär vorbehalten.
    Die Armeeschwester und ihre Schützlinge bezogen ihr Zimmer. Das Essen bestellten sie über den Zimmerservice. Der Sergeant ging zum Stabsquartier, und Major Sánchez machte sich auf den Weg zu seiner Verabredung in der Hotelbar. Vom Holzfeuer in dem großen gemauerten Kamin, der fast eine ganze Wand einnahm, ging eine wohlige Wärme aus.
    In glücklicheren Zeiten wären jede Menge Urlauber hier gewesen, die sich gegenseitig in unterschiedlichsten Sprachen von den Ski-Erlebnissen des Tages erzählten.
    Jetzt war die Bar düster, und das Personal schien unsicher im Umgang mit der ihm fremden Kundschaft. Und nach der letzten wirtschaftlichen Krise war auch das Angebot an Speisen und Getränken deutlich reduziert.
    Sánchez ließ sich in einem Ledersessel nieder und bestellte ein Glas Wein und eine Cohiba. Kubanische Zigarren waren ein Luxus aus den Jahren der Allende-Regierung.
    Eineinhalb Stunden später betrat ein junges Pärchen die Bar. Auch diese beiden trugen Zivilkleidung, doch der Haarschnitt des Mannes, sein Gang und seine glänzenden Schuhe zeugten von seinem militärischen Rang.
    Sánchez stand auf, und sie gaben sich die Hand.
    »Es tut mir leid, dass wir zu spät sind«, entschuldigte sich die Frau. »Die Straßen auf der anderen Seite sind immer noch vereist. Ist alles in Ordnung?«
    Ihr blondes Haar war zu einem Knoten gebunden. Sie trug eine dunkelblaue Skijacke und schicke graue Jeans, die sie in fleecegefütterte Lederstiefel gesteckt hatte. Sie stellte sich als Ana Barros vor – ein Name, der sicherlich

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