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Coelho,Paul

Coelho,Paul

Titel: Coelho,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schutzengel
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sexuelle Magie gelernt! Mehr aber nicht.
    J. hatte nie den Vorschlag
gemacht, sie etwas zu lehren.
    »Was soll ich tun?«, fragte sie
Paulo.
    »Was du willst«, war seine
Antwort.
    >Ich liebe Paulo<, dachte
sie. Etwas über seine Welt zu lernen würde sie ihm sicher näherbringen .
Sie ging zu dem Aluminiumstuhl, setzte sich darauf und schloss die Augen.
    »Woran denkst du?«, fragte Took .
    »Ich denke über das nach, worüber
ihr gesprochen habt. Dass Paulo allein reisen sollte. Was das >zweite
Bewusstsein< wohl sein mag. Ob sein Engel Flügel hat. Und ob mich das
überhaupt interessieren sollte. Ich glaube, ich habe bisher noch nie über Engel
geredet.«
    »Nein, nein. Ich möchte wissen, ob
etwas anderes in deinem Kopf passiert, etwas, das du nicht kontrollieren
kannst.«
    Sie spürte, wie er seine Hände
rechts und links an ihren Kopf legte.
    »Entspanne dich, entspanne dich!«
Sein Tonfall war jetzt sanfter. »Woran denkst du?«
    Da gab es Töne. Und Stimmen. Erst
jetzt bemerkte sie, was sie beschäftigte, obwohl es ihr seit fast einem Tag im
Kopf herumging.
     
    »Ein Musikstück«, antwortete sie.
»Ein Song, den ich gestern auf dem Weg hierher im Radio gehört habe, verfolgt
mich unentwegt.«
    Ja, tatsächlich summte sie die
ganze Zeit diesen Song, konnte einfach nicht aufhören. Und jedes Mal, wenn sie
am Ende angelangt war, fing sie wieder von vorn an.
    Took bat sie,
die Augen wieder zu öffnen.
    »Das ist das >zweite
Bewusstsein<, sagte er. »Dein zweites Bewusstsein singt diesen Song. Es
könnte sich auch mit etwas anderem beschäftigen, mit irgendeiner Sorge beispielsweise.
Falls du verliebt bist, wird diese Person in deinem Kopf sein. Oder jemand,
den du vergessen möchtest. Das mit dem >zweiten Bewusstsein< ist nicht
einfach: es arbeitet unabhängig von deinem Willen.«
    Er wandte sich lachend zu Paulo.
    »Ein Musikstück! Genau wie bei
uns. Bei uns ist >das zweite Bewusstsein< auch immer voller Songs! Die
Frauen sollten immer verliebt sein und keine Musikstücke im Kopf haben! Hast du
nie einen geliebten Menschen im >zweiten Bewusstsein< gefangen gehalten?«
    Beide lachten laut.
    »Das sind die schlimmsten Lieben,
schreckliche Lieben!«, fuhr Took fort. »Du bist auf
Reisen, versuchst zu vergessen, aber das >zweite Bewusstsein< ist immer
da und sagt: >Das hätte er wunderbar gefunden< - >Verdammt, wie wäre
es schön, wenn er jetzt hier wäre.<«
    Die beiden Männer krümmten sich
vor Lachen. Chris überging ihren Heiterkeitsausbruch. Sie war überrascht, so
etwas wie ein >zweites Bewusstsein< war ihr bislang nie in den Sinn
gekommen.
    Dann besaß sie also zwei Arten von
mentaler Kraft. Die gleichzeitig funktionierten.
     
    Took stand
jetzt neben ihr.
    »Schließ die Augen!«, sagte er
wieder. »Und versuch, dich an den Horizont zu erinnern, den du gerade gesehen
hast!«
    Sie versuchte, ihn sich
vorzustellen.
    »Ich schaffe es nicht«, sagte sie
mit geschlossenen Augen. »Ich habe nicht genau hingeschaut. Ich weiß genau, was
es um mich herum alles gibt, aber an den Horizont erinnere ich mich nicht.«
    »Dann öffne die Augen, und sieh
ihn dir an!«
    Chris sah um sich. Da gab es
Berge, Felsen, Steine, eine niedrige, karge Vegetation. Und eine Sonne, vor der
die Sonnenbrille ihre Augen kaum mehr schützen konnte.
    »Du bist hier«, sagte Took mit sehr ernster Stimme. »Versuch zu begreifen, dass
du hier bist und die Dinge, die dich umgeben, dich verändern - genau so, wie du
auch sie veränderst.«
    Chris starrte in die Wüste.
    »Um in die unsichtbare Welt
einzudringen, die eigenen Kräfte zu entwickeln, musst du in der Gegenwart
leben, im Hier und Jetzt. Um in der Gegenwart zu leben, musst du das >zweite
Bewusstsein< kontrollieren. Und zum Horizont schauen.«
    Took bat sie,
sich auf den Song zu konzentrieren, den sie unwillkürlich ständig summte. (Es
war > When I Fall in Love<. Den ganzen Text
kannte sie nicht, aber sie erfand eigene Worte oder sang einfach la-la-la .)
    Chris konzentrierte sich. Kurz
darauf war das Musikstück verschwunden. Sie selber war jetzt ganz wach und wartete
gespannt darauf, was Took sagen würde Aber Took hatte offenbar nichts mehr zu sagen.
    »Ich muss jetzt etwas allein
sein«, sagte er. »Kommt in zwei Tagen wieder.«
     
    S ie zogen
sich in ihr klimatisiertes Hotelzimmer zurück, denn sie hatten keine Lust, sich
den fünfzig Grad Celsius am Mittag auszusetzen. Kein Buch, nichts Interessantes.
    »Lass uns die Wüste kennenlernen «, schlug Paulo vor.
    »Es ist sehr

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