Collection Baccara Band 0267
Blick über den endlosen Horizont schweifen. Plötzlich fragte sie sich, welche Richtung ihr Leben eingeschlagen hätte, wäre sie Eric nicht auf die Schliche gekommen. Wie lange hätte es wohl gedauert, bis sie herausfand, dass er ein erbärmlicher Schuft war? Und dann? Natürlich hätte sie ihn auf der Stelle verlassen. Glücklicherweise war es nicht dazu gekommen. So herum war es schon besser: eine rasche, saubere Trennung, die sich als wesentlich schmerzloser erwies als befürchtet.
Was würde sie bei der Trennung von Rafiq empfinden? Leises Bedauern? Gar nichts? Oder …
Kiley spann den beunruhigenden Gedankengang lieber nicht weiter. Doch sie musste der Wahrheit ins Gesicht sehen: Schon bald lief ihre Abmachung aus, daran führte kein Weg vorbei. Sie konnte das würdig hinter sich bringen oder betteln und flehen. Der springende Punkt war jedoch ein anderer: Sollte sie Rafiq ihre wahren Gefühle gestehen? Ihm sagen, dass sie ihn liebte? Würde sie es später bereuen, wenn sie es nicht tat?
Dir bleibt noch Zeit, das zu entscheiden, dachte sie dankbar. Kiley schloss die Augen und lauschte dem Rauschen des Meeres. Das gleichmäßige Geräusch tat seine Wirkung, und sie dämmerte ein. Als sie irgendwann später die Augen aufschlug, sah sie Rafiq auf sich zukommen. Er trug Jeans und ein Sporthemd und war barfuß, genau wie sie. Gegen seine Brust gedrückt trug er etwas, das aussah wie ein Handtuch.
Kiley setzte sich auf und winkte ihm zu. Allein sein Anblick ließ sie dahinschmelzen vor Liebe, und ihr wurde klar, sie musste es ihm sagen, bevor sie aus seinem Leben verschwand.
„Wie geht es dir?“ Rafiq blickte besorgt zu ihr hinab.
„Besser, danke.“
„Gut.“ Er ließ sich neben sie in den Sand sinken. „Ich habe dir etwas mitgebracht.“
„Nicht schon wieder, Rafiq“, protestierte Kiley. „Du sollst mir doch nicht ständig etwas schenken. Das habe ich dir schon hundertmal gesagt, aber …“
Er brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. „Warte doch erst mal ab, was es ist. Dann wirst du es gar nicht mehr hergeben wollen, darauf wette ich.“ Er lüpfte das Handtuch ein Stückchen und beugte sich zu Kiley vor. Ein bernsteinfarbenes Fellbündel kam zum Vorschein.
„Ein Kätzchen“, stieß sie atemlos hervor. Kiley wollte es zu gern streicheln, fürchtete aber, das kleine fluffige Bündel zu wecken.
„Ja, eine Abessinierkatze. Zehn Wochen alt. Sie gelten als besonders anhänglich.“
Sie sah ihn an. „Du schenkst mir eine Katze? Warum?“
„Du wünschst dir doch eine, das hast du jedenfalls mal gesagt“, erwiderte er schlicht.
Einfach so … Würde er ihr auch die Sterne vom Himmel holen? Ja, ganz sicher, wenn es in seiner Macht stand, das war ihr mittlerweile klar geworden. Tränen der Rührung stiegen Kiley in die Augen, und es kostete sie ihre ganze Selbstbeherrschung, um sie zurückzudrängen.
„Ich habe mich erkundigt“, berichtete Rafiq. „Da ich annahm, du möchtest eine anhängliche Katze mit einem starken Charakter, habe ich mich für diese Rasse entschieden. Jetzt im Schlaf wirkt sie ja noch ganz harmlos. Aber warte nur ab, bis sie aufwacht. Sie ist bekannt für ihre lebhafte Art und ihre Neugier“, lachte er.
Kiley nahm ihm das Bündel ab. Sie drückte das Kätzchen an ihre Brust und bedachte Rafiq mit einem schmelzenden Blick. „Vielen, vielen Dank. Du weißt gar nicht, wie glücklich du mich machst.“
„Was? Kein entrüsteter Protest?“ Er tat überrascht.
„Nein, diesmal nicht.“ Ihre Stimme klang weich. „Die Kleine gehört schließlich zur Familie.“
Rafiq legte Kiley den Arm um die Schultern und sah sie forschend von der Seite an. „Apropos Familie: Hat meine Mutter dir sehr zugesetzt?“
„Ziemlich, ja. Ich hätte auf dich hören und sie besser nicht treffen sollen. Ehrlich gesagt frage ich mich, was sie überhaupt von mir wollte. So unhöflich, wie sie mich abgefertigt hat.“
„Worüber habt ihr gesprochen?“
„Ein Gespräch kann man das eigentlich nicht nennen. Sie hat mich lächerlich gemacht und mir zu verstehen gegeben, dass unsere Beziehung zu nichts führt, dass du bald heiraten würdest. Und dass ich dem im Weg stehe. Völliger Blödsinn also.“ Sie wartete gespannt, was er darauf erwidern würde.
Nach kurzem Schweigen neigte er den Kopf und drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf den Hals. „Sie ist eine törichte Frau. Du hast dir ihre Worte hoffentlich nicht allzu sehr zu Herzen genommen.“
Hm, das klang ziemlich neutral.
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