Collection Baccara Band 326 (German Edition)
aufzutragen.
Ich schaffe es, sagte sie sich. Sie musste nur einen Fuß vor den anderen setzen und die Treppe hinuntergehen – direkt in die Höhle des Löwen.
Trotz seiner Behauptung, dass Misty nichts zu befürchten hatte, gestand Cullen sich ein, dass auch er nervös wegen des Treffens war.
Er hatte noch vom Krankenhaus aus seine Eltern angerufen, um ihnen mitzuteilen, dass sie Großeltern wurden. Da Daniel und Amanda Elliott schon lange geschieden waren, hatte er zwei Anrufe tätigen und zweimal seine Affäre mit Misty beichten müssen.
Daniel war im Alter von achtzehn Jahren in einer ähnlichen Situation gewesen wie er und wurde damals von seinem strengen Vater Patrick Elliott gezwungen, seine Mutter zu heiraten. Deshalb hatte Cullen mit einer Standpauke gerechnet.
Du hättest vorsichtiger sein sollen; du hättest dich gar nicht erst mit einem Showgirl einlassen dürfen; sie ist wahrscheinlich nur hinter einem reichen Mann her; da der Zug bereits abgefahren ist, musst du dich jetzt der Verantwortung stellen …
Stattdessen hatte sein Dad Mitgefühl und Verständnis für die Situation gezeigt, in der sein Sohn sich befand. Und er hatte nur einen Ratschlag erteilt: Tu das, was du für richtig hältst.
Daniel hatte es nicht ausgesprochen, doch die Bedeutung war klar. Er wollte nicht, dass Cullen denselben Fehler beging wie er und sich in eine Ehe drängen ließ, nur weil ein Kind unterwegs war.
Er hatte das Gefühl, dass sein Vater seine Entscheidung, Misty zu heiraten, akzeptieren würde. Ebenso wie es für ihn in Ordnung wäre, wenn er sich dazu entschlösse, ein Wochenendvater zu werden.
Der Anruf bei seiner Mutter war im Ton anders gewesen, ihre Reaktion jedoch ähnlich. Amanda Elliott mochte eine hoch angesehene Rechtsanwältin in Manhattan sein, aber als sie hörte, dass sie Großmutter wurde, war sie sentimental geworden. Sie hatte ihn gebeten, Misty nach New York zu bringen, sobald es ihr wieder gut ging. Für den Fall, dass ihr die Reise zu anstrengend sein sollte, hatte sie angeboten, nach Las Vegas zu fliegen, damit sie sich kennenlernen konnten.
Das Thema Ehe war nicht aufgekommen. Entweder weil seine Mutter davon ausging, dass er das Richtige tat, oder weil es für sie einfach nicht wichtig war. Nur das Enkelkind zählte.
Nachdem Misty und er in seinem Stadthaus angekommen waren, hatte er beide angerufen und sie eingeladen zu kommen und ihre zukünftige Schwiegertochter kennenzulernen. Er hatte seinen Heiratsantrag nicht erwähnt und auch nicht, dass Misty Nein gesagt hatte – mehrmals.
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, lief er die Treppe hinunter und durch das kleine Foyer an die Tür und riss sie auf, bevor seine Eltern erneut klingelten. Der blecherne Ton zerrte an seinen Nerven, und er konnte sich nur zu gut vorstellen, welchen Effekt er auf Misty hatte.
Daniel und Amanda standen vor der aufwendig mit Schnitzarbeiten verzierten Haustür. Es kam nicht oft vor, dass Cullen sie zusammen sah, und ihm fiel wieder auf, welch schönes Paar sie abgaben.
Er hatte sich schon vor Jahren mit der Scheidung arrangiert, doch der kleine Junge in ihm wünschte immer noch, seine Eltern hätten sich nicht getrennt und Bryan und ihm wäre die emotional schwer zu verarbeitende Zeit erspart geblieben.
So etwas sollte sein Kind nicht erleben. Falls Misty jemals zustimmte, ihn zu heiraten, würde er Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit sie zusammenblieben.
„Hi, Mom. Dad.“ Er trat zurück und bat seine Eltern herein.
„Oh Cullen!“, rief seine Mutter und umarmte ihn herzlich. „Ich freue mich so für dich.“ Als sie ihn wieder losließ, schimmerten Tränen in ihren Augen. „Ich weiß, dass es eine Überraschung für dich war, aber du wirst ein wundervoller Vater sein.“
„Danke, Mom.“
Sie sprach weiter, als hätte er gar nichts gesagt: „Und ich werde endlich Großmutter.“
Cullen wandte sich an seinen Vater. „Dad.“
Daniel Elliott reichte ihm die Hand, dann zog er ihn an sich und schlug ihm väterlich auf den Rücken. Einen Moment fürchtete Cullen, ihm würden die Tränen kommen, doch er räusperte sich und war froh, als das Gefühl vorbei war.
„Also, wo ist die junge Frau, die wir kennenlernen möchten? Die Mutter unseres Enkels?“ Es schwang keine Zensur in Daniels Stimme mit, nur Neugier.
„Sie ist noch oben. Sie konnte sich nicht entscheiden, was sie anziehen soll.“
„Das kenne ich“, sagte Amanda lächelnd.
„Hört zu.“ Er trat näher und sprach
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