Collector
Lyssander grobe Übersetzungsfehler beging. Absichtlich.«
»Ach ja?«, sagte Anatol scheinbar gelangweilt und sah auf das Kom-Gerät. Noch zwölf lange Minuten. »Das denke ich nicht. Wie will die Preacheress die Herrschaften verstanden haben? Sie leidet bestimmt nicht am Interim-Syndrom.«
Deaconess Hera lächelte ihn an, und in den Augen glänzte Schadenfreude. »Indem wir deren Sprache entschlüsselt haben?«, konterte sie. »Das gesprochene Wort ist besser als das gedachte, Mister Lyssander.«
Unangenehmerweise sah Anatol an ihren Gedanken, dass sie Recht hatte. Seine Nackenschmerzen wurden stärker. Er hatte seine Gabe stark beansprucht, das Wechseln zwischen den Gedankenbildern verschiedener Spezies strengte ihn mehr an. Das Syndrom meldete sich.
Zumi war nicht überzeugt. »Sie sehen mich zögern, Deaconess. Bisher hat uns Mister Lyssander gute Dienste erwiesen.«
»Ob er uns wirklich gute Dienste erwiesen hat«, schaltete sich Darakinta ein, »sollten sie herausfinden.« Sie zeigte einladend auf die Tiranoi. »Bitte sehr. Zögern Sie nicht.«
»Ich werde den Wesen nun mitteilen, was Mister Lyssander uns fälschlicherweise übersetzt hat.« Rodosta langte auf den Rücken. Eine kleine Tasche wurde hörbar geöffnet, die Anatol am Gürtel vermutete, und sie nahm ein Röhrchen mit Knöpfen daran hervor, an dessen Ende ein kleiner Lautsprecher saß. Sie blies hinein und drückte dazu verschiedenste Kombinationen.
Der Lärm aus dem Lautsprecher glich verblüffend den Geräuschen, welche die Kreaturen von sich gaben und Sprache nannten.
Die Reaktion erfolgte umgehend: Die Tiranoi starrten sie an und lauschten. Als Rodosta endete, glotzten sie auf Anatol, und einer von ihnen redete los.
Wer konnte denn mit so einer lästigen Erfindung rechnen? Anatol fokussierte sich auf den Sprecher der Quadropoden. Zu seinem wachsenden Entsetzen übersetzte die Preacheress dessen Worte richtig, als sie sagte:
»Sein Name ist Ulngbiu, und er meint, Mister Lyssander habe ganz andere Dinge behauptet.« Rodosta gab dann sehr genau wieder, was Anatol gegenüber den Tiranoi erlogen hatte.
Verdammt! Verdammt noch mal!
Ulngbiu stieß neue Töne aus.
»Er ist empört und verlangt den Tod des Mannes, dem er unterstellt, dass er dieses Spiel schon sehr lange mit den verschiedenen Rassen getrieben hat«, übersetzte sie gleichgültig. »Man könne glücklich sein, dass es wegen dieses Menschen nicht zu schlimmeren Auseinandersetzungen gekommen sei.«
Geh in den Angriff, streue Zweifel an den Sternenpfaffen. Anatol zwang sich, nicht aufzuspringen und aus dem Raum zu hetzen. Noch war er nicht überführt. »Darf ich darauf hinweisen, dass sich die Preacheress das Ganze ausdenken kann?«, warf er ein und zeigte auf Darakinta. »Wir wissen alle, dass sie nicht gut auf mich zu sprechen ist. Sie kann die drei angeheuert haben, um mich erledigen zu lassen. Aus Rache.« Gut gemacht, lobte er sich selbst. Nachsetzen und sachlich werden. Ich brauche Zeit. »Hier steht Aussage gegen Aussage. Es gibt keine sicheren Beweise für die Kommission, ob das stimmt, was die Preacheress sagt, sofern wir wirkliche Mitglieder der Church und nicht Schauspieler vor uns haben.«
»Machen Sie sich nicht lächerlich!«, rief Darakinta erbost.
»Sie versuchen, Ihre Haut zu retten, Lyssander! Sie sind ein jämmerlicher Lügner, der für seine Taten nicht geradestehen will! Mich würde interessieren, wie viele Regierungen Sie noch beschissen haben.«
Die Kommission redete nun durcheinander, alle wollten etwas zu der Thematik sagen. Zumi stöhnte und hielt sich die Stirn. Er war überfordert.
Redet nur, dann unternehmt ihr nichts. Anatol schaute wieder zum Fenster hinaus. Acht Minuten. Jetzt tu beleidigt und verschwinde. Das ist nicht zu auffällig. Langsam stand er auf. »Ich werde mich nicht anklagen oder von den Tiranoi umbringen lassen, nur weil Sie Ihre Eitelkeit befriedigen wollen, Miss Darakinta.« Er zog seinen Diffusor und setzte sich eine neuerliche Dosis, bevor ihn das Interim-Syndrom kaltstellen konnte. Seine Pupillen pulsierten bereits, wie er an seiner Wahrnehmung bemerkte. Der Raum und die Menschen darin wurden heller, dunkler, heller, dunkler ... »Ich gehe! Sehen Sie zu, wie Sie und Ihre Freunde das Geschäft zum Abschluss bringen!« Anatol machte zwei, drei Schritte zum Ausgang hin.
Da stellten sich ihm der Preacher und die Deaconess in den Weg.
»Wir sind von der Church of Stars und haben recherchiert, Mister Lyssander.« Hera blickte
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