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Columbus war ein Englaender

Columbus war ein Englaender

Titel: Columbus war ein Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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die zärtlicheren und lyrischeren Szenen zu bereiten, die mit dem Auftreten Matthews folgen. Form und Ton des Don Juan zu übernehmen, war bei allem Dilettantismus und aller Unbeholfenheit vermutlich die richtige Entscheidung, da Byron sich in besonderer Weise darauf versteht, große Gefühle und lyrisches Pathos durch Bathos, vielsilbige Reime und die ironische Gegenüberstellung des Erhabenen mit dem Banalen zu konterkarieren. Da Matthew für mich ein ebenso symbolisches wie greifbares Ideal war, verhinderten die humoristischen Qualitäten dieses Stils, daß ich zu sehr in Selbstmitleid versank und das idealisierte, was in meinem Kopf bereits ideal war, oder Dinge lyrisch und poetisch überhöhte, die an sich schon lyrisch und poetisch genug waren. Mit anderen Worten, der Stil half mir, ein gewisses Maß an Objektivität zu wahren. Seltsam allerdings ist, und vermutlich sollte mich dieses Eingeständnis peinlich berühren, daß ich nicht zu sagen vermag, ob ich heute noch annähernd solche Verse schreiben könnte, wie stümperhaft sie auch sein mögen. Natürlich würde ich mich erst gar nicht daran versuchen, aus Angst, meine Schamdrüsen könnten explodieren. Womit genau das eingetreten wäre, was ich als Fünfzehnjähriger befürchtet und mir selbst prophezeit hatte.
    Bei allen literarischen Unzulänglichkeiten erinnert mich dieses Gedicht heute vor allem daran, wie sehr ich in meinem Denken, Fühlen und meinem Wesen Uppingham verhaftet blieb, nicht nur in dem Sommer nach meinem Rausschmiß aus Fircroft und anschließend aus Paston School, sondern auch in der Zeit danach. Noch ein Jahr später tippte ich das komplette Gedicht in überarbeiteter Form ab (wobei ich Stephen in David verwandelte) und verbesserte bis zu meinem achtzehnten Geburtstag immer wieder einzelne Passagen.
    Mein einziger Kontakt zu Uppingham war Jo Wood, der sich als unterhaltsamer Briefpartner erwies. Kurz vor meinem Rausschmiß hatte ich ihm meine Liebe zu Matthew gestanden. Ich glaube, ich hatte damals unbedingt irgendwem zeigen müssen, wie ich aus einem gestohlenen Mannschaftsfoto das Oval von Matthews Gesicht ausgeschnitten und wie die gepreßte Blume eines Schulmädchens in mein Portemonnaie gesteckt hatte. Jo, der sich nie etwas aus anderen Jungen machte, hatte verständnisvoll gegrunzt, war aber taktvoll und sensibel genug, hinter meinen lockeren, aufgeblasenen Sprüchen die tatsächliche Tiefe meiner Leidenschaft zu erahnen. Jos Rückkehr nach Uppingham war glimpflich verlaufen, und er stand kurz davor, seine A-Levels abzulegen und nach Cambridge zu gehen, weiterhin ein Buch nach dem anderen verschlingend. In seinen Briefen erwähnte er manchmal Matthews Namen, allerdings immer nur beiläufig und im Zusammenhang allgemeiner Neuigkeiten: Ob er wohl wußte, daß allein der Anblick des Namens genügte, mein Herz zum Rasen zu bringen?
    Während meines ersten Jahrs in Norcat hatte ich eine Studentenbude bei einem Ehepaar namens Croote (ich schwöre, die hießen wirklich so). Mr. und Mrs. Croote hatten alljährlich ein Zimmer mit zwei Betten an Studenten zu vergeben. Mein Mitbewohner hieß lan, stammte aus Kelling in der Nähe von Holt und war eingefleischter Motorradfan. Oft riß mich sein begeisterter Aufschrei »Kawa 750!« aus dem Halbschlaf, während von weit her das Geräusch eines Motors durch die Nacht hallte.
    Mrs. Croote hatte drei Leidenschaften: Violinkonzerte von Mantovani, ihren Chihuahua Pepe und Natursendungen im Fernsehen. Trat Mantovanis Orchester im Fernsehen auf (zu der Zeit liefen regelmäßig Konzertaufzeichnungen auf BBC 2), erklärte sie feierlich, jeder Musiker des Orchesters hätte die Qualität, eigene Solo-Konzerte zu bestreiten, woraufhin ich »Alle Achtung!« erwiderte und Ian anstieß, der »Donnerwetter!«sagte, worauf ich »Hört man aber auch« hinzufügte und lan »Und wie man das hört« anhängte und Mrs. Croote zufrieden war. Wenn eine Tiersendung lief, warteten wir gespannt darauf, daß Mrs. Croote beim Anblick eines Mistkäfers, der eine Kotkugel vor sich herrollte, oder eines Halbaffen beim Säugen seines Jungen, oder einer fleischfressenden Orchidee, die eine Fliege anlockt, sich uns zuwandte und sagte: »Ist die Natur nicht entzückend, wie?« Woraufhin wir eifrig nickten und sie wiederholte: »Einfach entzückend, wie?«
    Das »Wie« habe ich nie ganz verstanden. Es ist grammatikalisch nur schwer zu entschlüsseln. Ich glaube, es entspricht noch am ehesten dem, was die Deutschen Flickwörter

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