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Columbus war ein Englaender

Columbus war ein Englaender

Titel: Columbus war ein Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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du erst recht zu spät.
    Plötzlich sah Stephen in den tiefblauen Augen die
    Eines Bruders, nicht mehr den bösen Hitlerblick,
    Und seine angstvollen Zweifel schwanden dahin.
    Die gleichen Augen, die ihn jetzt so weich ansahen,
    Hatte er, ihn verkennend, gefürchtet und gehaßt.
    Fry betrachtete ihn neben dem kleinen Tischchen,
    Auf dem liebevoll und hübsch das Tee-Service stand,
    Den besten Präfekten, den man sich nur wünschen konnte.]
    Im Anschluß wird ein wenig Kaffee verschüttet, da sich beide auf einen Stuhl zwängen. Richard bietet Stephen eine Zigarette an, bei der ihm unter Husten und Prusten schwindlig wird ...
    And meanwhile Richard gently rocked the chair
    They sat in (like a tarnished throne) and gazed
    At Stephen, softly, as he gasped for air,
    His mind befogged, his body numbed and dazed.
    But Richard only saw the glowing hair
    And soft and hairless skin. He was amazed
    That such a vision could assail his eyes,
    From satin locks to silk-pyjamaed thighs.
    He strechted his arms towards our hero’s head:
    »What hair you have ...«, he whispered, »may I stroke it?«
    ›How loveley‹, Stephen thought, »Yes please«, he said.
    A blissful silence feil, and Stephen broke it,
    »If only –«, he stopped, turning red.
    »I know, I know«, breathed Richard. As he spoke it
    He swung one leg over the other side,
    And, straddling the two arms, he faced his bride.
    [Unterdessen schaukelte Richard leise mit dem Stuhl,
    Auf dem sie saßen (wie auf einem befleckten Thron), und
    Sah Stephen sanft an, der mit benebeltem Kopf
    Nach Luft rang, sein Körper leblos und taub.
    Aber Richard hatte nur Augen für das glänzende Haar
    Und die weiche, glatte Haut. Gebannt
    Von der Vision, die sich seinen Blicken bot,
    Von den samtenen Locken bis zu den seidenumhüllten Schenkeln.
    Er griff mit seinen Händen nach dem Kopf unseres Helden:
    »Welch schönes Haar ...«, flüsterte er, »darf ich es streicheln?«
    ›Wie lieb‹, dachte Stephen. »Aber ja«, sagte er.
    Eine selige Stille entstand, die Stephen durchbrach,
    »Wenn nur –«, er stockte und lief rot an.
    »Ich weiß, ich weiß«, hauchte Richard, um im gleichen Moment
    Ein Bein auf die andere Seite zu schwingen
    Und mit ausgestreckten Armen seine Braut zu empfangen.]
    Ich will dem Leser die Qual der eigentlichen Szene ersparen, die nur als ein Akt fleischlicher Notzucht bezeichnet werden kann, rücksichtslos von Jones an Fry exerziert, der durch das Erlebnis zutiefst verletzt ist.
    He picked himself up and hobbled about:
    He dressed in silence choking back the tears.
    He carried inside him the seeds of doubt
    That had exchanged his new-fired hopes for fears.
    So Jones had hurt him after all, and out
    Of joy and smiles there came forth grief and leers.
    Passions to passions, lust to lust shall pass:
    Life’s a bugger and a pain in the arse.
    Not a word was passed not a parting shot,
    As Fry to his dormitöry hurried.
    He hit the mattress of his iron cot
    And his face in his pillow he buried.
    »He’s used me like you’d use a woman, not
    A friend«, said Fry, hot and hurt and worried.
    Thus was this boy, now sadly laid in bed,
    Quite robbed of comfort, sleep and maidenhead.
    [Er erhob sich und lief humpelnd umher,
    Zog sich schweigend an, mit den Tränen ringend.
    Erneut von der Saat des Zweifels geplagt,
    Nachdem Furcht seine neubeflügelte Hoffnung erstickt hatte.
    Zuletzt hatte Jones ihm also doch weh getan, und
    Freude und Lachen hatten sich in Schmerz und Gier verkehrt.
    Leidenschaft und Lust seien auf immer verflucht,
    Am Ende wird man vom Leben doch nur gefickt.
    Ohne ein Wort oder einen Abschiedsblick
    Eilte Fry in seinen Schlafsaal zurück.
    Er warf sich auf die Matratze seines Eisengestells
    Und vergrub sein Gesicht tief in sein Kissen.
    »Ich war für ihn wie eine Frau, nicht wie ein
    Freund«, sagte Fry voller Hitze, Sorge und Schmerz.
    Da lag er nun traurig auf seinem Bett,
    Seiner Ruhe, seines Schlafs und seiner Jungfernschaft beraubt.]
    Ich muß gestehen, daß mich dieser Auszug einigermaßen bestürzt (von der literarischen Beschämung einmal abgesehen): und zwar deshalb bestürzt, weil er anzudeuten scheint, meine durch Derwent eingefädelte (eingefädelt? – eingestieltwäre vielleich das passendere Wort) Entjungferung habe mir weit mehr zugesetzt, als ich mir selbst bewußt war. Andererseits zeigt mir der weitere Verlauf des Gedichts, daß die dramatische und dichterische Freiheit der Anfangspassage vor allem dazu diente, den Boden für

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