Columbus war ein Englaender
oder Haarfarbe sagen können, ohne daß ich das Gefühl gehabt hätte, es ginge dabei irgendwie um meine Person.
Als Jugendlicher, der dem Irrtum aufsaß, seine Intelligenz für den ganzen Menschen zu halten, faßte ich einige Jahre später den unheilvollen Entschluß, den Aufnahmetest der Mensa-Gesellschaft anzufordern und auszufüllen, um mir zubeweisen, daß ich mehr als nur »annähernd« ein Genie war, und mich darin auch voll bestätigt zu finden. Erst als ich feststellte, daß die Art von Intelligenz, die in den Mensa-Club aufgenommen werden möchte , dies auch schafft und sich nachher dort einnistet , sich himmelweit von der Art von Intelligenz unterschied, deren Besitz mir erstrebenswert erschien, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wenn ich darüber nachdenke, kann ich Gott gar nicht genug dankbar sein für meine kriminelle Veranlagung, meine Homosexualität, mein Jüdischsein sowie meinen Abscheu vor allem Bürgerlichen, Durchschnittlichen und Wohlanständigen, der mir genau daraus erwachsen zu sein scheint. Nur eine winzige Drehung am äußersten Zipfel meiner DNS, und ich wäre womöglich ein zweiter durchgeknallter McWhirter geworden, einer jener asozialen rechtslibertären Freaks, die in ihren Fähigkeiten, Anagramme bilden und den Rubik-Zauberwürfel richtig drehen zu können, einen ernsthaften Nachweis ihrer geistigen Potenz sehen. Was nicht heißt, daß ich nicht selbst im Zauberwürfel eine Herausforderung sah und noch heute stolz darauf bin, das Kreuzworträtsel der ›Times‹ in kürzester Zeit zu lösen. Ich verzeihe mir diese schändliche Eitelkeit, indem ich behaupte, damit nur beweisen zu wollen, daß man sehr wohl ein heller Kopf auf diesem Gebiet sein kann, ohne gleich zu den hochnäsigen Rauschebärten der Freedom Association gehören zu müssen oder ein Wirrkopf wie Clive Sinclair zu sein. Und wenn ich ehrlich bin, widme ich mich von Zeit zu Zeit solchen geistigen Masturbationsübungen, um mir zu bestätigen, daß mein Gehirn noch nicht von Drogen und Alkohol weggefressen ist. Mein großartiger Freund aus Cambridge-Tagen, Kim Harris, dem mein zweiter Roman Das Nilpferd gewidmet ist, ist ein phantastischer Schachspieler, der bereits in jungen Jahren Meisterniveau erreichte: Es bereitet ihm ein diebisches Vergnügen, bei seinen Partien Alkohol zu trinken und ganz anders zu sein als die verschorften Hohlköpfe mit ihren winzigen Nickelbrillen,die ihm am Brett gegenübersitzen. Ich denke, wir sind beide ehrlich genug zuzugeben, daß jeder von uns auf seine Weise einen ziemlich widerwärtigen Snobismus pflegt.
Wo wir gerade beim Thema Intelligenz sind, will ich hinzufügen, daß ich darin bei anderen nie eine besonders ansprechende Eigenschaft gesehen habe und insofern auch nie davon ausgegangen bin, andere könnten sie bei mir ansprechend finden. Deshalb bereitet es mir großen Kummer, daß viele Leute, die mich für intelligent halten oder glauben, ich selbst halte mich dafür, oder irgendeinen Spruch in der Zeitung in der Richtung gelesen haben, davon ausgehen, ich würde andere nach ihrer Intelligenz beurteilen. Wie oft haben wildfremde Menschen ein Gespräch mit mir mit Sätzen eröffnet wie ...
»Oh, ich bin natürlich kein so heller Kopf wie Sie ...«
»Ich weiß, ich bin etwas beschränkt, aber ...«
Oder noch schlimmer: »Langweilt es Sie nicht, soviel Zeit mit Schauspielern zu verbringen? Also, ehrlich gesagt, die meisten sind ja ziemlich hohle Nüsse.«
Ich weiß nie, was ich mit solchen Sätzen anfangen soll.
Selbst wenn an der Dummheit von Schauspielern etwas dran wäre, was natürlich reinster Kokolores ist, jagt mir der bloße Gedanke, Leute nach ihrer Intelligenz zu beurteilen, eisige Schauer über den Rücken. Vielleicht gebrauche ich gelegentlich lange Wörter oder rede wie ein Wasserfall oder lasse hier und da mein Wissen heraushängen oder leiste mir sonstwelche saublöden aufgesetzten Marotten, doch sollte dadurch der Eindruck entstehen, ich würde diese Eigenschaften auch bei anderen schätzen, würde ich für den Rest meiner Tage »Schubi-dubi-dub-dub, dubi-du-ah« singen, nur noch Bücher von Georgette Heyer lesen, keine andere Sendung außer Emmerdale sehen, den ganzen Tag lang Snooker spielen, Kokain schnupfen und mich besaufen und keine längeren Wörter als »Wichser« und »Fotze« benutzen.
Ich kenne nur wenige Menschen, die beim Kreuzworträtsel der ›Times‹ schneller sind als ich. Andererseits kenneich Dutzende, die mir in puncto Intelligenz
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