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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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1. Kapitel
    Kapitän Horatio Hornblower las einen verschmierten Probeabzug, den ihm die Drucker gerade ins Haus geschickt hatten:
    AN ALLE TAPFEREN JUNGEN MÄNNER!
    An die Seeleute, Landbewohner und Jungen, die den Wunsch haben, für die Freiheit zu kämpfen, und dem korsischen Tyrannen zeigen wollen, daß er nicht ungestraft den britischen Zorn herausfordern darf.
    Seiner Majestät Schiff Sutherland , ein mit vierundsiebzig Kanonen bestückter Zweidecker, wird demnächst in Plymouth in Dienst gestellt. Noch sind einige Stellen zur Ergänzung der Besatzung frei. Der Kommandant, Kapitän z. S. Horatio Hornblower, kehrte erst jüngst mit der sechsunddreißig Kanonen tragenden Fregatte Lydia aus der Südsee zurück, nachdem er dort den ihm doppelt überlegenen spanischen Zweidecker Natividad niedergekämpft und zum Sinken gebracht hatte. Die Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Lydia sind ihm sämtlich an Bord der Sutherland gefolgt. Welcher tapfere Brite kann dem Ruf widerstehen, in die Reihen dieser Helden einzutreten und mit ihnen den neuen Ruhm zu erwerben, der auf sie wartet? Wer will dem Monsieur Jean Crapaud beibringen, daß die See Britanniens Eigentum ist, auf dem kein französischer Froschfresser sein Gesicht zu zeigen hat? Wer wünscht einen Hut voll goldener Louisdore als Prisengeld?
    Jeden Abend werden die Fiedler zum Tanz aufspielen. Ah Verpflegung gibt es das beste Ochsenfleisch, das beste Brot; dazu tagtäglich Grog zu Mittag. Alles außer dem Lohn, der im Namen Seiner Allergnädigsten Majestät des Königs ausbezahlt wird! Dort, wo dieser Aufruf aushängt, befindet sich auch ein Offizier S. M. S. Sutherland . Er wird jeden nach Ruhm dürstenden Freiwilligen einstellen.
    Kapitän Hornblower mußte sich gegen ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit wehren, als er den Probeabzug las. Aufrufe dieser Art konnte man in jedem Marktflecken dutzendweise finden. Es war wenig wahrscheinlich, daß sich Rekruten für ein schwerfälliges Linienschiff finden würden, solange verwegene und berühmte Fregattenkapitäne das ganze Land absuchten und dabei Summen nennen konnten, die tatsächlich auf ihren früheren Kreuzfahrten erbeutet worden waren. Die Entsendung von vier Offizieren, von denen jeder ein halbes Dutzend Leute mitnehmen mußte, würde ihn tatsächlich fast das ganze Geld kosten, das er während seines letzten Kommandos erspart hatte, und dabei fürchtete er, daß es sich um hinausgeworfenes Geld handeln werde.
    Dennoch mußte etwas geschehen. Die Lydia hatte ihn zwar mit zweihundert Seeleuten versorgt - allerdings sagte das Plakat nichts davon, daß man sie, ohne ihnen nach Abschluß einer zweijährigen Dienstzeit Gelegenheit gegeben zu haben, den Fuß auf britischen Boden zu setzen, samt und sonders an Bord der Sutherland übergeführt hatte - aber seine Besatzung zu vervollständigen, bedurfte er weiterer fünfzig Seeleute, zu denen noch zweihundert Rekruten und Schiffsjungen treten mußten.
    Das Wachschiff hatte ihn in dieser Hinsicht völlig im Stich gelassen. Gelang es ihm aber nicht, die Sutherland mit den nötigen Beständen zu versehen, so konnte ihm das den Verlust des Kommandos eintragen. Das aber bedeutete Halbsold - acht Schilling täglich - für den Rest seines Daseins. Wie er bei der Admiralität angesehen war, vermochte er in keiner Weise zu beurteilen, und es entsprach seiner Eigenart, in solcher Lage das Ungünstigste anzunehmen und somit zu argwöhnen, daß seine Stellung sehr gefährdet sei.
    Sorge und Nervenanspannung drängten Flüche über seine Lippen, während er mit dem Bleistift auf das Papier klopfte; törichte Verwünschungen waren es, deren Sinnlosigkeit er sich bereits bewußt wurde, noch während er sie aussprach. Übrigens hütete er sich davor, laut zu sprechen, denn hinter der Doppeltür schlief Maria, die er nicht zu stören wünschte. Maria glaubte, in gesegneten Umständen zu sein. Wohl war es noch zu früh, die Vermutung zur Überzeugung werden zu lassen, aber jedenfalls hatte Hornblower genug an ihrer übertriebenen Zärtlichkeit.
    Jetzt, als er daran dachte, nahm seine nervöse Reizbarkeit noch weiter zu. Er haßte das Land, die Notwendigkeit der Rekrutierung, das dumpfe Wohnzimmer und den Verlust der Unabhängigkeit, die er während all der Monate seiner letzten Reise genossen hatte. Ärgerlich griff er nach seinem Hut und verließ leise das Zimmer. Drunten in der Vorhalle wartete der Bote der Druckerei. Ihm händigte Hornblower in schroffer Weise den Probeabzug

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