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Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition)

Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition)

Titel: Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dante Alighieri , Kurt Flasch
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Dante-Übersetzung druckten, kein gegenwärtiges Deutsch mehr. Das war Biedermeier; spätestens seit Kafka erkennbar als epigonaler Poesieversuch.

    Frage: Bringst du Dante ins Zeitungsdeutsch?
    Antwort: Nein, in gegenwärtiges Deutsch, ja, in Zeitungsdeutsch: nein. Ein Übersetzer, der Dante sublimieren wollte, verteidigte seinen Stil mit der Begründung, er übersetze Poesie poetisch, nicht im ›Zeitungsdeutsch‹. Aber es gibt sehr verschiedene Arten von ›Poesie‹, auch antipoetisch nüchterne Dichtung. Nicht jeder Artikel in einer Zeitung ist ›Zeitungsdeutsch‹. Die Alternative ist irreführend. Die Herabsetzung eines weniger ›poetisch‹ ambitionierten Stils diente der Rechtfertigung pseudopoetischen Wildwuchses. Brecht und Benn schrieben gegenwärtiges Deutsch, aber kein Zeitungsdeutsch. Ich kann nicht dichten, aber ich schleife meinen Stil an modernen und gegenwärtigen Schriftstellern.

    Frage: Was kommt bei deinem ›Dante-Deutsch‹ besonders heraus?
    Antwort: Mein Dante spricht klar. Er schrieb, um verstanden zu werden. Wenn er prophetisch-dunkle Passagen einbaute, sollten sie klar als dunkel erkennbar sein.
    Mein Dante spricht hart und knapp. Er wählt wenige Details aus. Er läßt vieles weg. Er schreibt ungeheuer diszipliniert. Nie verplaudert er sich. Auch wenn er eine Metapher breit ausmalt, blitzen die Details nur kurz auf. Dem will ich nahekommen. Wenn ich schon auf Reim und Versmaß verzichte, muß der Vorteil der Prosa herauskommen: Ihre freien Variationsmöglichkeiten zwischen Sätzen wie Drahtseilen, ausgeruhten Bildern, schneidender Polemik und dialektisch durchgearbeitetem Gebet.

    Frage: Kommt dabei die Schroffheit Dantes heraus?
    Antwort: Jedenfalls will ich das Sinnliche sinnlich, das Konkrete konkret, die Invektive schroff.
    Plastische Bilder Dantes, auch wenn sie uns rauh und hart vorkommen, will ich nicht glätten und in abstraktes Bildungsdeutsch verkehren. Dante schreibt Inferno 32, 4–6 , er möchte allen Saft aus seinem Begriff pressen, er könne das aber nicht, io premerei di mio concetto il succo . Manchen stört die Vorstellung, Dante wolle ein Konzept auspressen wie eine Zitrone. Aber das unpoetisch-poetische Bild muß bleiben. Den Stil Dantes unterdrückt, wer den Satz mit Ida und Walther von Wartburg ins Professorendeutsch bringt und schreibt:
Würd’ voller ich das Wesen meines Sehens
Zum Ausdruck bringen.
    Das Wort ›Ausdruck‹ erinnert zwar noch an sinnliches Herauspressen, aber so entfernt, daß Dantes Metapher des Auspressens von Saft darüber verschwindet. Man muß weniger auf die Etymologie als auf die Geschichte dieses Wortes im 20. Jahrhundert achten. Dante redet von einem sinnlichen Vorgang in der Küche. Er sieht sein Konzept, den Begriff, als eine Frucht, deren Saft er auspressen will, aber nicht kann. Ein Begriff wie eine Zitrone – diese Schroffheit muß bleiben. Dantes ›Saft‹ muß herauskommen. Das Bäuerliche, Deftige und Direkte seiner Diktion steht neben dem Feinen und Subtilen.

    Frage: Du gestehst den Verlust nicht nur ein, sondern betonst, wie sehr er durch Verzicht auf Reim und Versmaß eintritt. Bietet die Prosaübersetzung nicht auch Vorteile?
    Antwort: Ich liebe den Reim. Ich möchte nicht daran schuld sein, wenn er aus der Dichtung verschwindet. Die Wörter sind dabei einander so freundlich. Aber gereimte Dichtung aus dem Italienischen reimend übertragen, das kann nur ein Genie. Selbst Stefan George hat es nicht gekonnt. Aber wenn einer der reimenden Übersetzer tadelte, Prosaübersetzer machten es sich zu einfach, soll er erst einmal eine Prosaübersetzung vorlegen.
    Gewiß bietet die Prosaform bei der Commedia -Übersetzung auch Vorteile: Sie bringt klar heraus, daß sie (auch) eine Erzählung, nämlich eine Art Reisebericht, ist. Das Lyrische tritt zurück, das Epische tritt vor. Sie kann genauer sein. Oft, nicht immer, kann sie der syntaktischen Form Dantes folgen. Sie gibt Argumente in ihrer syllogistischen Abfolge wieder. Und, keine Kleinigkeit: Sie behandelt den zarten Buchstaben e der deutschen Sprache mit der gebührenden Schonung. Sie streicht ihn nicht des Versmaßes willen im Wortinnern, sie schreibt also nicht ›g’nug‹ statt ›genug‹. Wer ›stützet‹ schreibt statt ›stützt‹, schließt sich seit fast hundert Jahren aus der literarischen Öffentlichkeit aus.
    Das e am Wortende wegzulassen, also ›wär‹ oder ›sehn‹ zu schreiben, das ist etwas anderes: Die Prosafassung zieht ›gehn‹ und

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