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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Wurde, was gar nicht so selten vorkommt, etwa ein Tupfer drin vergessen? Oder, wenn es kein Tupfer ist, vielleicht ein dreißig Zentimeter langes Skalpell? Livia merkt es sofort und ruft Strazzera. Der kommt gleich angelaufen, wahrscheinlich hat er eine Operation am offenen Herzen stehen und liegen lassen. Aber so ist es mittlerweile: Livia ruft, Strazzera rennt. Der Arzt sagt, die Schmerzen seien ganz normal und Livia brauche sich keine Sorgen zu machen. Er jagt Montalbano eine Spritze rein. Keine zehn Minuten später geschieht zweierlei. Erstens lassen die Schmerzen nach, zweitens sagt Livia:
    »Der Polizeipräsident ist da.«
    Sie geht hinaus. Herein kommen Questore Bonetti-Alderighi und Dottor Lattes, der Chef des Stabes, der die Hände zum Gebet gefaltet hat, als trete er ans Bett eines Sterbenden.
    »Wie geht es Ihnen?« , fragt der Questore.
    »Wie geht es Ihnen?« , leiert Lattes hinterdrein.
    Und der Questore redet. Montalbano hört ihn allerdings nur bruchstückhaft, als risse ein böiger Wind die Wörter mit sich fort.
    »… und deshalb wollte ich gerne Ihnen zu Ehren eine kleine Feier …«
    »… Feier …« , echot Lattes.
    »Frau Wirtin langt ihm an die Eier« , reimt eine Stimme in Montalbanos Kopf.
    Windbö.
    »… Dottor Augello übernimmt bis zu Ihrer Rückkehr …«
    »Das freut ihn sehr, das freut ihn sehr« , ertönt wieder die innere Stimme.
    Windbö.
    Montalbanos Augenlider werden bleischwer und klappen einfach zu.
    Jetzt sind seine Augenlider bleischwer. Vielleicht kann er endlich einschlafen. Neben Livias warmem Körper. Aber dieser blöde Fensterladen jault bei jedem Windstoß.
    Was tun? Das Fenster öffnen und den Laden ordentlich schließen? Niemals, sonst wacht Livia bestimmt auf. Es gibt vielleicht eine Möglichkeit. Einen Versuch ist es allemal wert. Nämlich sich nicht über das Gejaule aufregen, sondern es dem eigenen Atemrhythmus anpassen.
    »Iiiih!«, macht der Laden.
    »Iiih!«, macht Montalbano ganz leise.
    »Eeeeh!«, macht der Laden.
    »Eeeeh!«, echot er.
    Doch diesmal hat er sich in der Lautstärke vertan. Schon öffnet Livia die Augen und richtet sich halb auf.
    »Salvo! Hast du Schmerzen?«
    »Warum?«
    »Du jammerst!«
    »Das war im Schlaf, entschuldige. Schlaf weiter.«
    Verdammtes Fenster!

Zwei
    Durch das weit geöffnete Fenster dringt eiskalte Luft herein. So ist das im Krankenhaus: Sie nehmen dir den Blinddarm raus und lassen dich an Lungenentzündung krepieren.
    Montalbano sitzt auf einem Stuhl, noch zwei Tage, dann darf er endlich nach Hause. Aber seit sechs Uhr morgens sind ganze Kolonnen von Putzfrauen unterwegs, die alles sauber machen, Flure, Zimmer, Abstellkammern, und alles auf Hochglanz bringen, Fenster, Türgriffe, Betten, Stühle.
    Nichts entgeht dem Putzwahn, Betten werden frisch bezogen, das Bad ist so blendend sauber, dass man es nur mit Sonnenbrille betreten kann.
    »Was ist eigentlich los?« , fragt er eine Krankenschwester, die ihm wieder ins Bett hilft.
    »Es kommt ein hohes Tier.«
    »Wer denn?«
    »Keine Ahnung.«
    »Kann ich nicht auf dem Stuhl sitzen bleiben?«
    »Nein.«
    Nach einer Weile taucht Strazzera auf er ist enttäuscht, dass er Livia nicht antrifft.
    »Vielleicht schaut sie später mal vorbei« , beruhigt Montalbano ihn.
    Doch er hat aus purer Gemeinheit »vielleicht« gesagt, um den Doktor zappeln zu lassen. Livia hat fest versprochen zu kommen, aber erst ein bisschen später.
    »Wer wird denn erwartet?«
    »Petrotto. Der Staatssekretär.«
    »Und was will er hier?«
    »Ihnen gratulieren.«
    Scheiße! Das hat ihm gerade noch gefehlt! Der Abgeordnete Gianfranco Petrotto, Rechtsanwalt und jetzt Staatssekretär im Innenministerium, aber auch schon verurteilt wegen Korruption, ein andermal wegen Erpressung im Amt, ein drittes Mal war die Tat verjährt. Exkommunist, Exsozialist und dann mit triumphalem Erfolg für die Mehrheitspartei ins Parlament gewählt.
    »Könnten Sie mir nicht eine Spritze geben, die mich für drei Stunden bewusstlos macht?« , fleht er Strozzera an.
    Der breitet die Arme aus und geht.
    Bevor der Abgeordnete und Anwalt Gianfranco Petrotto bei Montalbano erscheint, dröhnt tosender Applaus durch den Flur. Doch Petrotto nimmt nur den Präfekten, den Polizeipräsidenten, den Chefarzt und einen Abgeordneten aus seinem Gefolge mit ins Zimmer.
    »Die anderen warten draußen!« , brüllt er.
    Dann beginnt er zu reden, klappt den Mund auf und zu. Er redet und redet und redet. Er weiß nicht, dass Montalbano sich die Ohren

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