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Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Titel: Commissario Tron 5: Requiem am Rialto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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Bericht immer noch frisieren.
    Tron wollte
sagen: Legen
Sie dem Mann Handschellen und Fußfesseln an. Doch bevor er den Mund
aufmachen konnte, wälzte der sich plötzlich auf den
Rücken, drehte den Kopf zur Tür und sah ihn
an.
    Die Champagnerflasche
hatte eine Beule auf seiner linken Stirnhälfte
zurückgelassen, und wie bei allen Kopfwunden war reichlich
Blut ausgetreten. Es war ihm über die Wange geflossen und
hatte sich als ockerfarbene Maske über seine linke
Gesichtshälfte gelegt. Das verlieh dem Mann einen bizarren
Einschlag ins Karnevalistische — man vermisste
unwillkürlich das lustige Hütchen — und hinderte
Tron ein paar Sekunden lang daran, zu erkennen, dass es sich um den
Oberst handelte.
    Doch dann erlosch
jeder Zweifel: Es war tatsächlich Oberst Stumm von Bordwehr
höchstpersönlich. Der Mann mit den zusammengewachsenen
Augenbrauen. Julien hatte recht gehabt. Ein kaiserlicher Oberst,
der Frauen aufschlitzte und ausweidete, konnte nur verrückt
sein. Niemand würde auf den Gedanken kommen, ihn für
seine Taten verantwortlich zu machen. Ein halbes Dutzend
Militärärzte würde ihm Unzurechnungsfähigkeit
attestieren. Sie würden den Oberst in einer Anstalt
verschwinden lassen und seine Morde aus dem öffentlichen
Gedächtnis tilgen. Und aus der Polizeistatistik. Spaur durfte
aufatmen.
    Als Tron einen Schritt
auf das Bett zutrat, sah er einen flüchtigen Moment lang die
Erleichterung in den Augen des Obersts: Erleichterung darüber,
dass es ein Ende hatte. Tron straffte sich und sagte: «Oberst
Stumm, ich verhafte Sie wegen Mordes.»
    Das war ein
schöner Satz, obwohl er nicht ganz stimmte, denn kein
venezianischer Polizist hatte das Recht, einen kaiserlichen
Offizier zu verhaften. Tron wusste genau, dass es sich nur um eine
vorläufige Festnahme handeln konnte. Aber Ich nehme Sie jetzt
vorläufig fest hätte sich albern
angehört.

31
    Spaurs Gesicht hatte
die Farbe reifer Tomaten, seine Augen waren zu schmalen, zornigen
Schlitzen zusammengezogen. Schweiß glänzte auf seiner
Stirn, lief ihm von den Schläfen herab und tröpfelte auf
den Kragen seines Hemdes. Anstatt sich gemütlich
zurückzulehnen und die fast liegende Haltung einzunehmen, die
er normalerweise bevorzugte, saß er steif und aufrecht da.
Seine rechte Hand, die sonst damit beschäftigt war,
Konfektstücke aus der obligatorischen Demel-Schachtel zu
fischen, trommelte einen nervösen Marsch auf die
Schreibtischplatte. Der Polizeipräsident hatte vier Tassen
Kaffee hintereinander getrunken und Sergeant Kranzler angeschnauzt,
als der länger als fünf Minuten gebraucht hatte, um eine
frische Kanne zu bringen.
    Es sprach alles
dafür, dachte Tron, dass Spaur beim Frühstück ein
äußerst unangenehmes Gespräch mit seiner Gattin
geführt hatte. Die Aussicht auf eine Einladung in die Hofburg,
ohnehin durch das Wüten des Ausweiders gefährdet, hatte
sich durch die Ereignisse der letzten Nacht praktisch in Luft
aufgelöst, und Tron konnte sich gut vorstellen, dass die
Baronin ihren Gatten dafür verantwortlich machte. Mit einer
lauten, keifenden Stimme. Möglicherweise fragte sich Spaur
inzwischen, ob es eine gute Idee gewesen war, Signorina Violetta zu
ehelichen.   
    Der Bericht der
Kommandantura, noch in der Nacht aufgesetzt, war sowohl ihm als
auch dem Polizeipräsidenten kurz nach sieben Uhr in der
Früh an die jeweiligen Privatadressen zugestellt worden
— ein höchst ungewöhnlicher Vorgang. Unterschrieben
war der Bericht von Toggenburg persönlich. Die Ablösung
des verantwortlichen Commissarios wurde an keiner Stelle direkt
verlangt, aber zwischen den Zeilen angedeutet. Die Botschaft hinter
der Maßnahme konnte nicht klarer sein: Wir, das kaiserliche
Militär, sind effektiv, schnell und schrecken auch vor
Nachtarbeit nicht zurück.
    Spaur legte den
Bericht auf den Schreibtisch zurück und hob den Kopf.
«Wie lange hat es gedauert, bis der Offizier aus der
Kommandantura im Hotel war?»
    Tron dachte kurz nach.
Sie hatten das Zimmer mit dem gefesselten Oberst um neun betreten,
und kurz bevor die Soldaten schließlich eingetroffen waren,
hatte die Glocke von San Zaccaria zehnmal geschlagen. «Eine
gute Stunde.»
    Spaur verdrehte die
Augen. «Es wäre also Zeit genug gewesen, uns vor dieser
Blamage zu bewahren.» Er griff wieder nach dem Bericht, las
ein paar Zeilen und funkelte Tron über den Tisch hinweg an.
«Hier steht, dass Sie, Ispettor Bossi und Sergente Caruso
gerade dabei waren — ich zitiere wörtlich — Kirschtorte

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