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Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora

Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora

Titel: Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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nach ihnen suchen. Es tut mir Leid, es tut mir aufrichtig Leid, aber sie sind verschwunden. Ich weiß, wie hart das für dich sein muss; aber du musst umkehren, zurück zur Stadt. Wenn ich wieder da bin, tue ich alles für dich, was in meiner Macht steht – ich verspreche es dir. Wir suchen dir ein schönes neues Zuhause, und wir finden deine restliche Familie, und ich nehme dich zu den wunderbarsten Welten mit.«
    »Ich gehe mit Ihnen!« Orion schrie fast.
    »Ich kann das nicht zulasen. Eines Tages wirst du das verstehen.«
    »Tatsächlich?«, schnaubte der Junge. »Und wie wollen Sie mich daran hindern, eh? Wie?«
    »Ich … Also hör mal …«
    »Ich werde einfach hinter Ihnen her reiten, den ganzen Weg.« Orions Augen funkelten nun trotzig. Er war in Fahrt, und er wusste es. »Vielleicht reite ich ja auch vor Ihnen her – sie kennen den Weg schließlich nicht. Ja. Ich brauche Sie nicht, nicht wirklich. Ich kann alleine über die Pfade der Silfen wandern und meine Eltern suchen.«
    »Ich werd’ verrückt …«
    »Bitte, Ozzie …!«, bettelte der Knabe. »Es kann einem nichts passieren, wo die Silfen sind. Sie müssen sich keine Sorgen um mich machen. Und ich werde Ihnen bestimmt nicht zur Last fallen oder Sie langsamer machen. Ich kann richtig gut reiten.«
    Zum ersten Mal seit mehr als drei Jahrhunderten wusste Ozzie nicht, was er sagen sollte. Ganz offensichtlich war es das Gescheiteste, den halsstarrigen Knaben zur Stadt zurückzubringen und den Behörden zu übergeben – okay, es gab keine Behörden in Lyddington. Dann eben CST übergeben. Das Personal würde tun, was Ozzie ihm sagte. Man könnte Orion auf irgendeine andere Welt weit weg von Silvergalde schicken, doch das war ein Gedanke, den Ozzie hasste. Ihn sauber machen und in neue Sachen stecken und zwingen, zur Schule zu gehen, damit er zu einem vorbildlichen Bürger des Commonwealth geformt wurde. Und wenn wie durch ein Wunder seine nutzlosen, lebensverachtenden Eltern irgendwann in der Zukunft wieder auftauchten, würden sie ihn niemals finden. Außerdem … Wie wollte er den Knaben eigentlich zurück in die Stadt schaffen? Ihn auf den Rücken seines Ponys fesseln?
    »Verdammte Scheiße!«
    »Das ist aber sehr unhöflich«, sagte Orion und fing an zu kichern.

    Ozzie erwachte eine Stunde vor Einbruch der Morgendämmerung, als die Weckfunktion seines E-Butlers einen Audioimpuls erzeugte, der an einen altmodischen Klingelwecker erinnerte. Langsam öffnete er die Augen und blickte sich mit auf höchste Infrarot-Empfindlichkeit geschalteten Retinaimplantaten um. Der Junge lag ein paar Meter von ihm entfernt, eingekuschelt in dicke Wolldecken unter einer kleinen, an Bambusstöcken aufgespannten Plane gegen den nächtlichen Regen. Das Feuer, das sie am Vorabend angezündet hatten, war in Ozzies erweiterter Sicht ein hellrot glühender Fleck; für jeden anderen wäre es ein dunkler, niedergebrannter Haufen Asche gewesen mit einem kleinen Rest von Glut. Seine Infrarotsicht gestattete ihm auch, die kleinen Tiere zu erkennen, die unter den mächtigen Bäumen umherhuschten und eifrig an Saatkörnern und Nüssen knabberten.
    Einige Minuten lang blieb Ozzie reglos liegen. Das war alles Teil seines Plans vom vorangegangenen Abend: früh aufzustehen und mit der Stute und dem Lontrus davonzuschleichen, bevor er in sicherer Entfernung aufsteigen und losreiten würde. Der Pfad hatte sich gestern häufig verzweigt; er konnte jede beliebige Gabelung nehmen. Und der Wald war gigantisch. Ozzie hatte die aus dem Orbit aufgenommenen Karten studiert, die CST bei der Ersterkundung dieser Welt angefertigt hatte. Er erstreckte sich bis dreihundert Kilometer jenseits der Berge und mündete an zahlreichen Stellen in ebenso ausgedehnte, weitere Waldflächen, die den größten Teil des massiven Kontinents bedeckten. Orion würde ihn niemals wiederfinden. Der Junge würde vielleicht einen oder zwei Tage im Wald umherwandern, um anschließend in die Sicherheit der Stadt zurückzukehren, die sein Zuhause war. Ein elternloses Kind allein in einem riesigen Wald.
    Gottverdammt!
    Orion stöhnte leise, und seine Augenlider flatterten, als sein Traum unbehaglich wurde. Ozzie sah, dass die Decke von seiner Schulter gerutscht und sein Arm kalt und ungeschützt war. Er stand auf und deckte den Jungen wieder zu. Orion beruhigte sich rasch wieder, und auf seinem hübschen Gesicht lag ein Ausdruck von Zufriedenheit.
    Ein paar Stunden später wachte er auf und sah, dass Ozzie das Feuer wieder

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