Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Computer der Unsterblichkeit

Computer der Unsterblichkeit

Titel: Computer der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
Vom Netzwerk:
sie, Mable werde vollkommen kahl werden. Dann zeigte sich neuer Haarwuchs, und nun war ihr Kopf mit einem dichten Gewirr goldbrauner Locken umgeben. Ihr Gesicht, zu klarer und klassischer Form geglättet, nahm die Einfachheit eines Kindes, die Heiterkeit eines Weisen an.
    Während der ersten Phase der Therapie hatte Hoskins versucht, ihren Körper mit einem Laken bedeckt zu halten. Er betrachtete es offenbar als eine notwendige Konzession an Joes Jugend und Unerfahrenheit. Tatsächlich gehorchte er dem Zwang seiner eigenen Spannungen. Schließlich hatte Billings ihn daran erinnert, daß sie in dieser Sache eine klinische Haltung einnehmen sollten, und daraufhin hatte Hoskins das Laken entfernt und eine absolut klinische Haltung gewahrt.
    Mable lag in leicht gekrümmter Haltung auf der Seite, wie eine Tänzerin, die sich in einer Pause zum Ausruhen auf eine Couch hatte sinken lassen und eingeschlummert war. Sie atmete tief und regelmäßig.
    Joe fand es immer noch unmöglich, in ihre Gedanken einzudringen. Zum erstenmal in seinem Leben fühlte er sich von den Gedanken, Empfindungen und Reaktionen eines anderen Menschen ausgeschlossen. Zum erstenmal bekam er einen Geschmack davon, wie es sein mußte, einen normal entwickelten Geist ohne übersinnliche Fähigkeiten zu haben.
    Er hatte andere Menschen immer bemitleidet, weil sie im telepathischen Sinn blind waren; nun begann er sie zu bewundern. Wie hatte der Mensch es fertiggebracht, mit seinesgleichen zu leben, da er doch unfähig war, den Mitmenschen wirklich zu sehen? Kein Wunder, daß sie bei ihren Geschäften unbeholfen tasteten, von Mißverständnissen getäuscht wurden und unglaubliche Fehler begingen!
    Die menschliche Rasse war wie ein Universum aus Himmelskörpern, von denen jeder seine eigene exzentrische Flugbahn verfolgte, blindlings mit anderen zusammenprallte, abgelenkt wurde und sinnlos die Richtung änderte, um der nächsten Kollision entgegenzusteuern. Das Wunder an alledem war, daß zu gewissen Zeiten der Geschichte trotzdem irgendwie die Ansätze einer Ordnung erreicht worden waren.
    Zum erstenmal bekam er nun einen Begriff, wie es sein mußte, wenn ein Blinder sich mit einem Stock in völliger Finsternis vorwärts tastete. Erst jetzt, wo er unfähig war, zu Mable durchzudringen, lernte er die Probleme der Menschen richtig einschätzen.
    Plötzlich fühlte Joe das Bedürfnis, hinauszugehen und durch die Straßen zu laufen. Die zwei letzten Tage hatten ihn verkrampft und nervös gemacht.
    Seine an Billings gerichtete Frage, ob er etwas tun könne, erhielt eine negative Antwort. Hoskins murmelte, daß er sich schlafen legen wolle und später Billings ablösen werde, der bei Mable Wache hielt. Joe war froh, dem muffigen Kellerraum entfliehen zu können.
    Draußen hüllten ihn Dunkelheit und Nebel ein. Er lenkte seine Schritte zur Market Street und fand, daß die Nacht zum Gehen wie geschaffen war. Und es war eine Stadt, die sowohl für den Fremden als auch für den langjährigen Bewohner immer neue Entdeckungen bereithielt. Jahre mögen vergehen, aber nie gewöhnt man sich ganz an die geheimnisvolle Magie des nächtlichen San Francisco.
    Und Joe war in jenem Alter, wo ein junger Mann durch die nächtlichen Straßen einer fremden Stadt gehen und alle Tätigkeiten der kleinen Leute um ihn her wie aus großer Höhe betrachten kann. Den schützenden und beschränkenden Banden der Kindheit entwachsen, fühlt er sich groß, größer als die Gebäude, mächtiger als die Stadt, schneller als der Wind in seinem Gesicht.
    Er ist erfüllt mit einer alles umschließenden Liebe zur Menschheit, mit Verständnis und Mitleid. Alis der ihm plötzlich zugewachsenen enormen Kraft gewinnt er die Zuversicht, daß große und wichtige Aufgaben auf ihn warten. Er kennt seine Schuld für alles, was die Zivilisation ihm gegeben hat, und er fühlt die Verpflichtung, diese Schuld zurückzuzahlen. Er weiß, daß es sein Streben sein muß, die Menschheit aus ihrer Verzweiflung und stumpfen Sinnlosigkeit zu erlösen und großen gemeinsamen Zielen zuzuführen.
    Und für Joe war es Bossys Bestimmung, der Menschheit die Bereiche psionischer Sicht, das weite Feld der fälschlich als außersinnlich bezeichneten Wahrnehmungen zu öffnen. Wie sonst sollte der Mensch den nötigen Schritt in seiner Entwicklung tun, der ihn allein aus dem blinden Kreislauf herausheben konnte?
    Er war sicher, daß seine eigenen telepathischen Fähigkeiten diesem Zweck dienstbar gemacht werden konnten. Er fühlte

Weitere Kostenlose Bücher