Conan-Saga 03 - Conan der Söldner
eine runzlige, ebenfalls mit Altersflecken überzogene Hand zu den kinnlangen Strähnen, die um die Ohren hingen und das Gesicht zu beiden Seiten dünn einrahmten. Selbst diese traurigen Überreste seiner früher dichten Mähne waren altersgelb, genau wie die Fingernägel. Korvekas Herrscher blinzelte, beugte sich leicht über seinen Schreibtisch und betrachtete seinen Besucher.
Bildete er es sich nur ein, daß von diesem Mann, der von so unsagbar weit her kam und den seine schwachen Augen mühsam musterten, eine Aura des Bösen ausging?
Wieder blinzelte Sabaninus. Der Baron von Korveka war im Glauben, niemand ahne, wie sehr sein Augenlicht nachgelassen hatte und wie schlimm ihn die Kopfschmerzen quälten. Dabei fiel es jedem schon beim ersten Blick auf, wie er blinzelte und zwinkerte, sich näherbeugte und anstrengte, um Einzelheiten zu erkennen, die seine Augen nicht mehr aufzunehmen vermochten.
Einer Einzelheit seines Besuchers war der Baron sich jedoch ganz sicher: Seine Haut war gelb wie eine verblühende Blume, oder so, wie Gold im Sonnenuntergang erscheint.
Dem Herrscher von Korveka war noch nie zuvor ein Gelbhäutiger begegnet. Diesen hier zu sehen – oder fast zu sehen – freute der Baron sich besonders, denn dieser jüngere Mann hatte ihm ein Angebot gemacht, ein sehr ungewöhnliches und ungemein verlockendes.
Schweigend überlegte Sabaninus. Die beiden Männer blickten einander an. Keiner rührte sich. Die Lampen über ihnen brannten bleich. Keiner würde sie stören, so hatte es Baron Sabaninus angeordnet. Er dachte über das Angebot nach, genau wie über seine Vergangenheit – und Zukunft.
Der Herrscher des nordwestlichen Hochlands von Koth war Witwer. Auch hatte keine seiner Frauen ihm einen Sohn geschenkt, der das fruchtbare Ackerland am Fuß der schroffen Berge erben würde. Nicht einmal eine Tochter hatten seine Frauen geboren, ein Mädchen, das er mit dem Sohn eines Edlen hätte vermählen können, der nach seinem Tod über Korveka herrschen und Söhne zeugen würde, damit das Geschlecht nicht ausstarb. Selbst das wäre besser gewesen als seine jetzige Lage. Der Baron war nicht glücklich.
Sabaninus wußte, daß man im Hof von Khorshemish seit langem als »Baron Landtölpel« von ihm sprach und als »Lord Bauernlümmel«, und in letzter Zeit als »der alte verschrumpelte Bauernlord aus dem Blauenseenland«. Andere Edle des alten hyborischen Königreichs schmiedeten ständig irgendwelche Komplotte. An Sabaninus hatte sich schon seit Jahren keiner gewandt. Niemand suchte mehr seine Unterstützung oder seinen Rat. Seine Produkte waren wertvoll, er selbst war harmlos. Er war weder ein Günstling des Königs noch von sonst jemandem am Hof, noch stand er in Ungnade. Keiner dachte daran, ihn zum Verbündeten zu machen. Die Menschen anderer Länder kannten Koth vor allem seiner unvergleichlichen Schmiedearbeiten wegen, doch aus Korveka kamen keine. Die fruchtbaren Äcker der Baronie, die von klaren Seen bewässert wurden und von Flüssen, die aus den Bergen kamen, waren vom Rest des Landes wirkungsvoll durch die natürlichen Granitmauern abgeschlossen. In der Baronie war das Land für Viehhaltung und Ackerbau wie geschaffen und deshalb viel zu wertvoll, als daß man hier Betriebe errichtet hätte, die irgend etwas herstellten. Aber selbst im fernen Hyrkanien jenseits der Vilayetsee, ja auch weit im Süden, in Zamboula, war der Traum aller Waffenträger eine kothische Rüstung. Wer, dagegen, kannte außerhalb von Koths Hauptstadt korvekanischen Kopfsalat? Oder Kohl oder Oliven? Wer schätzte in den Palästen und Städten denn schon wirklich jene, von denen ihre Nahrung stammte? Dachte man an Sabaninus von Korveka oder erwähnte man ihn, dann nur als provinzlerischen Edlen jenseits der Berge, als einsiedlerischen alten Mann, der ausgesuchte frische, ländliche Produkte an den Palast und die Märkte von Khorshemish schickte. O ja, korvekanische Wolle ist die beste – habt ihr schon das Neueste über den gutaussehenden Gardehauptmann und die Gattin des Vetters der Königin gehört ...?
Ein königliches Dekret hatte schon vor langem den Handel mit Korvekas unmittelbarem Nachbarn, dem kleinen Königreich von Khauran, verboten, das sich keilförmig an Korvekas Ostgrenze schmiegte. Schroffes, dem Himmel entgegenstrebendes Gebirge trennte Korveka von Corinthien und Zamora im Norden. Korveka, das ohne weiteres ein eigenes Königreich hätte sein können, war von der Welt so gut wie
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